Full text: Geschichte des preußischen Vaterlandes

252 Friedrich's Regierungsantritt. Der Finanzminister Boden. 
32. Friedrichs Regierungsantritt und erste Handlungen. 
Der Regierungsantritt. Friedrich war achtundzwanzig Jahre äst, 
als ihn des Vaters Tod am 31. Mai 1740 auf den Thron berief. Gleich 
die ersten Stunden zeigten dem erstaunten Hofe, daß der neue Fürst es mit 
dem königlichen Amte sehr ernst zu nehmen gedenke. Kaum war er von dem 
Todbette Friedrich Wilhelm's geschieden, da erschien vor ihm der alte Leopold 
von Dessau, umfaßte mit Thränen seine Kniee und bat, ihm und seinen Söh¬ 
nen die Stellen unb die Autorität bei Hofe zu lassen, welche sie unter seinem 
Vater gehabt. Friedrich hatte dem alten Kriegsmanne niemals recht getraut, 
weil er ihn als einen Anhänger Oesterreichs kannte, aber indem er ihm be¬ 
fahl, sich zu erheben, sagte er: seine Stellen solle er behalten, von seiner Au¬ 
torität jedoch wisse er nichts. „Nachdem ich König bin," setzte er hinzu, 
„denke ich auch das Amt eines solchen zu verwalten und der Einzige zu sein, 
der hier Autorität besitzt." Noch an demselben Abende eilte er von Potsdam 
nach Berlin. Am andern Morgen empfing er die dort anwesenden Generale, 
welche über sein erhaben königliches Auftreten erstaunt waren. In seiner 
Anrede an dieselben kündigte er den Willen an, die Armee, wie sein Vater sie 
gebildet, zu erhalten, aber einige große Uebelstände bei derselben abzustellen. 
„An zwei Dinge/' sagte er, „will ich Sie erinnern: das Eine, daß die Truppen 
nicht nur schön, sondern auch gut und brauchbar sein müssen, und das Zweite, 
sie dürfen dem Laude nicht lästig und verderblich werden, das sie schützen sol¬ 
len. Gegen Einige von Ihuen liegen Klagen über Härte, Habsucht und Ueber- 
muth vor; stellen Sie dieselben ab. Ein guter Soldat," setzte er mit Jugend* 
licher Wärme hinzu, „muß eben so wohl menschlich und vernünftig sein, als 
herzhaft und brav." — Bald darauf versammelte er in Charlottenburg 
die bisherigen Minister, welche ihm nach alter Gewohnheit von Neuem den 
Eid der Treue leisten mußten. „Sie hätten bis dahin," sagte er unter An¬ 
derem zu denselben, „oft einen Unterschied zwischen dem Vortheile des Königs 
und dem des Landes gemacht." „Ich," fuhr er fort, „denke anders. Ich 
glaube, daß das Interesse des Landes auch das ineinige ist, und daß ich keines 
haben kann, das dem des Landes entgegen wäre. Sollten sich beide einmal 
nicht mit einander vertragen, so soll der Vortheil des Landes den Vorzug 
haben." 
Der Finanzminister Boden. Die früheren Freunde Friedrich's, welche 
mit ihm die angenehmen Tage zu Rheinsberg verlebt hatten, meinten zum 
Theil, jetzt sei eine Zeit hohen Glanzes und Ansehens für sie gekommen, und 
machten bereits Entwürfe für eine prächtige Hofhaltung. Der bisherige 
Minister Boden aber, ein strenger, sparsamer Mann, den Friedrieh bis dahin 
nicht leiden mochte, widersetzte sich dem mit der größten Offenheit und Ent¬ 
schiedenheit: er erklärte dem Könige rund heraus, wenn die Ausgaben ver¬ 
mehrt werden sollten, so müßte man entweder das Land mit neuen Auflagen 
bedrücken oder das Heer vermindern. Friedrich antwortete: „Keins von Bei¬ 
den. Meine Unterthanen müssen keinen Heller geben; ich weiß zu gut, wie 
sehr sie schon gedrückt sind. Das Heer aber soll noch verstärkt werden." Er 
ließ sich von dem ehrlichen Boden genaue Auskunft über alle Finanzverhält¬ 
nisse ertheilen und behielt die bisherige Sparsamkeit in der Verwaltung bei.
	        
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