Full text: Geschichte des preußischen Vaterlandes

Rückblick auf bte Geschichte Schlesiens. 255 
33. Der erste schlesische Krieg (1740 —1742). 
Rückblick auf die Geschichte Schlesiens und der brandcnburgischen 
Ansprüche daselbst. Das jetzige Schlesien, welches sich von den Karpathen 
und den Sudeten her zu beiden Seiten der Oder ausdehnt, war wie die 
meisten Länder des Nordostens von Deutschland zur Zeit der Völkerwande¬ 
rung von slavischen Stämmen eingenommen worden, die sich jedoch mit einigen 
Ueberresten germanischer Bevölkerung besonders in den gebirgigen Gegenden 
vermischt zu haben scheinen. Der Name Schlesien wird von dem in der Mitte 
des Landes gelegenen Silenserberg (dem jetzigen Zobten), dem Hauptsitz 
des Götzendienstes der alten heidnischen Bevölkerung, hergeleitet. Um das 
Jahr 800 war Schlesien ein Theil des alten böhmischen Reiches, dann fiel es 
an das großmährische Reichs nach dessen Fall schwankte der Besitz lange Zeit 
zwischen Böhmen und Polen. Vom polnischen Reiche ging die Einführung 
des Christenthums und die Gründung des Bisthnms Breslau für Schlesien 
aus; im Jahre 1042 nahm ein polnischer Statthalter in Breslau seinen 
Sitz, doch dauerte der Kampf zwischen Polen und Böhmen um die Hoheit 
über Schlesien fort, bis gegen Ende des elften Jahrhunderts durch die Er¬ 
nennung des polnischen Prinzen Boleslav zum Statthalter in Schlesien die 
Abhängigkeit von Polen neu gesichert wurde. Schlesien ward seitdem als ein 
besonderer Reichstheil nur unter polnischer Hoheit verwaltet. 
In der Mitte des zwölften Jahrhuuderts (1163) trat eine Theilung 
des Landes unter drei Brüder ein: der eine erhielt das obere Schlesien mit 
dem Regierungssitze Teschen, der zweite das mittlere mit der Residenz 
Breslau, der dritte Niederschlesien mit Glogan als Hauptsitz. Bald 
darauf wurde jedoch das mittlere Land mit Niederschlesien vereinigt, und 
man unterschied seitdem Oberschlesien mit Teschen und Niederschlesien mit 
Liegnitz als Hauptstädten. Etwa zu derselben Zeit wurden deutsche An¬ 
siedler in großer Zahl herbeigezogen, welche namentlich in den Gegenden links 
von der Oder vielfach deutsche Sitte verbreiteten. 
Da in den beiden schlesischen Fürstentümern weder die Untheilbarkeit 
des Besitzes, noch das Recht der Erstgeburt festgesetzt war, so wurden die¬ 
selben durch wiederholte Theilung nach und nach in eine Menge kleiner Fürsten- 
thüiner zerstückelt: so entstanden in Oberschlesien die Fürstenthümer Teschen, 
Ratibor, Oppeln, Troppan, Jägerndorf, Auschwitz, Strelitz, 
Leobschütz, in Niederschlesien die Fürstenthümer Breslau, Liegnitz, 
Glogau, Schweidnitz, Sagan, Oels, Janer und Münsterberg, 
Steinau, Neiße, Koset. Hierdurch ging alle Einheit im Innern, wie 
nach außen verloren, die Fürstengewalt war zu schwach, um den Ständen 
gegenüber in Ansehen zu bleiben, mannichsache Zerrüttung war die Folge 
dieses Zustandes. In der Mitte zwischen zwei mächtigen Königreichen, Polen 
und Böhmen, spielte das zerstückelte Schlesien eine untergeordnete, abhängige 
Rolle, uud als Polen selbst durch innere Zwistigkeiten geschwächt ward, siel 
es den böhmischen Herrschern nicht schwer, die Fürsten von Schlesien wieder 
mehr und mehr in ihre Abhängigkeit zu bringen. Namentlich wußten die 
böhmischen Fürsten aus dem Hause Luxemburg in der ersten Hälfte des vier¬ 
zehnten Jahrhunderts sämmtliche schlesische Fürsten dahin zu bringen, daß sie
	        
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