318 Wünsche und Einfluß des Königs zu Gunsten der deutschen Literatur und Kanst.
glücklich, daß die Kunst und Wissenschaft, wie einst in Griechen¬
land und in Italien, dereinst in Preußen ihre Wohn statt
finden werden."
Diese Hoffnung des Königs sollte früher, als er es ahnte, in Erfüllung
gehen: er selbst blieb nicht unthätig, um sie der Verwirklichung näher zu
bringen. In Folge seiner Aufmunterung wurde in Königsberg eine deutsche
Gesellschaft gestiftet, in deren Statuten es heißt, daß sie in den heraus¬
gegebenen Schriften die Ehre Gottes des Allerhöchsten, die Beförderung
guter Wissenschaften uud Künste und die Ausbildung der deutschen Sprache
zum einzigen Augenmerk haben solle. Auch der Akademie der Wissenschaften,
welcher Friedrich eine neue Einrichtung gab, wurde die Sorge für die Rein¬
heit und Fortbildung der deutschen Sprache vornehmlich zur Pflicht ge¬
macht. — In einer Unterredung mit Gottsched sagte der König einmal: „Ich
bin nur ein zu alter Kerl, noch deutsch zu lernen, und beklage, daß ich in der
Jugend weder Anleitung, noch Ermunterung gehabt habe; ich wurde gewiß
viele meiner Mußestunden auf gute deutsche Übersetzungen römischer und
französischer Schriftsteller verwendet haben."
Als Friedrich im Jahre 1750 nach Leipzig kam, ließ er den Fabeldichter
Gellert zu sich holen und sprach mit ihm über die deutsche Literatur und
deren große Mängel. Gellert selbst mußte ihm einige seiner Fabeln vor¬
tragen, über welche Friedrich sein großes Gefallen bezeigte. Garve in
Breslau wurde durch den König zur Übersetzung von Cicero's Büchern
„über die Pflichten" aufgemuntert. Nach dem siebenjährigen Kriege richtete
Friedrich sein Augenmerk darauf, daß in den Schulen die deutsche Sprache
zweckmäßiger betrieben würde.
Immerhin bleibt es aber zu beklagen, daß Friedrich das frische Aufleben
der deutschen Literatur, welches durch Klopstock, Lessing, Wieland, Herder,
Göthe n. A. schon vor seinem Lebensende zu einer schönen Entwickelung ge¬
langte, nicht gehörig erkannte und würdigte. Nichtsdestoweniger hat er darauf,
ohne es selbst zu ahnen, einen großen Einfluß geübt; denn sein großer Helden¬
ruhm und Fürstenglanz hat den Deutschen zuerst wieder ein lebendiges natio¬
nales Bewußtem gegeben, uud aus diesem keimten die erhabenen Schöpfungen
unserer Literatur hervor. Das frische, freudige Gefühl, welches durch seine
glorreichen Thaten in Preußen und in ganz Deutschland erzeugt wurde, theilte
sich allen Geistern mit, und Göthe selber sagt: „Der erste wahre und höhere
Lebensgehalt kam durch Friedrich den Großen und die Thaten des sieben¬
jährigen Krieges in die deutsche Poesie."
In Preußen selbst blühete eben damals das regste literarische Treiben
auf, wie es hier nie zuvor gekannt worden; Berlin zumal wurde bald vor
allen anderen deutschen Städten der Mittelpunkt des geistigen Lebens und
Schaffens, und gleichsam der höchste Gerichtshof der schönen deutschen
Literatur.
Auch die schönen Künste erfuhren von Seiten Friedrich's vielfache
Förderung. Bei seinen zahlreichen, großen Bauten, z.B. des jetzigen Domes in
Berlin, der katholischen Kirche, des Schlosses von Sanssouci, des neuen Palais
u. s. w., war er auf Schönheit in Geschmack jener Zeit in hohem Grade be¬
dacht. In Rom ließ er antike Bildhauerwerke kaufen, ferner legte er in