328 Friedrich's Aeußeres.
Abendessen hielten. Er hatte ein kleines Stöckchen in der Hand, mit dem er
unter denselben Ordnung hielt und dem Lieblingshunde Biche die fettesten
Eissen zuschob. D'Argens trat einen Schritt zurück und sagte: „Wie mögen
sich die fünf gegen den Marquis von Brandenburg verbundenen Mächte den
Kops zerbrechen, was er jetzt thut. Sie mögen wohl glauben, daß er gefähr¬
liche Plane für den nächsten Feldzug schmiede oder Negoeiationen überlege,
um seine Feinde zu trennen und sich ueue Bundesgenossen zu verschaffen.
Nichts von alledem, er sitzt in seinem Zimmer und füttert die Hunde!"
Als einst ein Artikel über die Thierseelen vorgelesen wurde, sagte der
König zu seinem damaligen Lieblingshunde, de >. er eben auf dem Schooße
hatte: „Hörst du, mein kleiner Liebling? es ist von dir die Rede; man sagt,
du habest keinen Geist, du hast aber doch Geist, mein kleiner Liebling!"
Auch für seine Pferde hatte Friedrich eine große Zuneigung; sie mu߬
ten, wenn er sie reiten sollte, groß und stark sein. Nach dem ersten glücklichen
Versuche gab er ihnen einen Namen; dann durfte sie kein Stallmeister mehr
besteigen. Seit der Schlacht bei Kunersdorf war „der kleine Schimmel" in
der Armee sehr bekannt. Bei Mollwitz ritt der König den Sternrappen, ver¬
ließ aber die Schlacht auf dem sogenannten „langen Schimmel," seitdem auch
„Schimmel von Mollwitz" genannt, welcher von da ab das Gnadenbrot
erhielt. Das beliebteste Pferd war bei Friedrich jedoch der,,Conde," ein
Fliegenschimmel, welcher neben der größten Munterkeit die trefflichsten Eigen¬
schaften, besonders aber großen Muth besaß und im heftigsten Kanonendonner
vollkommen ruhig blieb.
Friedrich's Ae rßeres. Zum Schlüsse noch ein Wort über Friedrich's
Aeußeres: des Königs Körperstärke war seiner Mittelgröße angemessen, sein
Wuchs ebenmäßig, die großen blauen Augen feurig, der Gang rasch und stolz,
doch etwas nachlässig. Er sah in der Nähe recht gut, aber für entferntere
Gegenstände mußte er sich schon im ersten schlesischen Kriege einer Lorgnette
bedienen. Zum Lesen und Schreiben hat er weder Glas noch Brille jemals
gebraucht. Beschwerliche Körperleiben, Gicht u. a. stellten sich früh ein, aber
Geist unb Thätigkeit herrschten über bie Unbehaglichkeit des Leibes vor, die
Bequemlichkeit liebte Friebrich, wenn bie Zeit es gönnte; er opferte sie ba¬
gegen ganz, wenn bet* Dienst es heischte. Reinlichkeit war nicht gerabe seine
Tugend, im Alter versäumte er sie, wie die gauze Kleidung, immer mehr.
Im gewöhnlichen Leben trug er bie Uniform bes Leibgarbebataillons. Den
preußischen Hausorben, ben schwarzen Ablerorben trug er immerbar, außer-
bem bei russischen Festen ben St. Anbreasorben unb ben weißen Ablerorben.
38. Die Theilung Polens; der traiersche Eröfolgekrieg und
der Fürstenbund.
Balb nach bem Hubertsburger Frieben sehen wir bie Fürsten ber mäch¬
tigsten Länber sich um Friebrich's Freunbfchaft unb Büubuiß bewerben, be-
sonbers war es Rußland, welches sich von Neuem mit Friedrich zu verbinden
suckte; die Zustände Polens gaben dazu die nächste Veranlassung.
Die Zustände in Polen. Polen, welches unter den Fürsten aus bem
plastischen Hause ein halbes Jahrhunbert hinbnrch geblüht hatte, war immer