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Truppen erforderlich, deren schleunige Aushebung angeordnet wurde Als
Preußens Kriegserklärung bekannt wurde, befahl er, noch andere 180,000
Mann auszuheben. Noch war der Zauber seines großen Kriegsruhmes und
die viilgctovttt, mit der er in Frankreich herrschte, mächtig genug, um in kür-
zester Zeit diese neuen ungeheuren Truppenmassen wirklich ins Feld zu rufen.
Nach wenigen Monaten schon rückte zum Staunen Europa s die Junge 21?ann-
fchaft wohl gerüstet über den Rhein, unter ihnen eine berittene Ehrengarde
aus allen Städten des Landes, Söhne wohlhabender Aeltern, die ihm als
Geißeln der Treue seiner Städte dienen sollten. Aus Italien zog er 50 000
Mann bewährter Truppen herbei, und die Rheinbundsfürsten mußten'von
Neuem ihre vertragsmäßigen Hülfstruppen zum Kampfe gegen die deutschen
Brüder stellen. So konnte er schon im April mit mehreren Hunderttausenden
nach Sachsen ins Feld ziehen, während eben so große Heereshaufen, bis zur
Gesammtstärke einer halben Million, ihm folgten. Vom Frieden, den Oester¬
reich zu vermitteln bestrebt war, wollte er nicht reden hören; denn er hatte
keine Ahnung von der unerhörten Begeisterung, welche dies Mal die gegen ibn
zu Felde ziehenden Preußen beseelterer wähnte, daß die deutsche Erhebung vor
seinen sieggewohnten Armeen wie L-preu im Winde verwehen würde. Durch
Hochmuth verstockt, wußte er die Zeichen der Zeit nicht mehr zu fassen. „Und
wenn die Feinde auf dem Montmartre vor Paris ständen, so würde er'doch
kein Dorf von seinen Eroberungen herausgeben/' so ließ er am 31. März
verkünden, „der preußische Name solle aber gänzlich ausgelöscht werden aus
der Reihe der Völker." Am 31. März des folgenden Jahres aber rückten die
Preußen vom Montmartre her siegreich in Paris ein, unb wenige Tage darauf
wurde Napoleon bes Thrones verlustig erklärt. So hat es ber Herr gewollt!
Groß-Görschen und Bautzen (2. u. 22. Mai). Noch ehe ber Kaiser
selbst in Deutschlaub erschienen war, suchte sein Stiefsohn, ber Vicekönig Eugen,
mit 30,000 Mann, mit welchen er bei Magdeburg stand, Berlin zu überfallen^
um diese Hauptstadt des Laudes in seiue Gewalt zu bekommen. Aber der russische
Heerführer Wittgen st ein und die preußischen Generale York und v. Bü-
low sammelten schleunigst die nächsten zerstreuten Schaaren und drangen am
5. April bei Möckern so ungestüm auf die Franzosen ein, daß diese, obwohl
stärker an Zahl, zurückweichen mußten. Besonders hieb das preußische Fu߬
volk hier zum ersten Male statt vielen Schießens wacker mit dem Kolben
drein, was seitdem mit gleichem Erfolge öfter wiederholt wurde. Eugen hielt
es nun für gerathener, sich wieder hinter die Wälle von Magdeburg zurück¬
zuziehen, bis gegen Ende April Napoleon mit feinen neuen Heerhaufen
eintraf.
Dem Gewaltigen rückte das verbünbete Hauptheer unter bem Ober¬
befehle bes russischen Feldherrn Wittgenstein entgegen; die Preußen unter
dem Generale York (besten Verfahren inzwischen vom Könige öffentlich ge¬
rechtfertigt unb belobt worden war), unter Blücher, ber von Schlesien bie
preußische Hauptmacht herbeigeführt, unb unter Kleist.
Napoleon setzte über bie Saale unb rückte nach ben Ebenen von Leipzig
vor, wo er seinen Gegnern eine Schlacht zn liefern gebachte. Am 1. Mat
Übernachtete er in Lützen, wo zweihundert Jahre zuvor Gustav Adolph gefallen
war. Kaum war er am anderen Morgen aufgebrochen, ba erscholl Kanonen-