Full text: Geschichte des preußischen Vaterlandes

Waldemar's Heldenmuth. Ausdehnung der Markgrafschaft. 21 
des Fürsten Witzlaw von Rügen Hülfe gewährte. Dieser fand am König von 
Dänemark einen Bundesgenossen, nnd beide gemeinschaftlich riefen die Fürsten 
rings herum zur Bekämpfung Waldemar's auf. In der That gelang es, einen 
furchtbaren Bund gegen den Markgrafen zusammenzubringen: die Könige von 
Schweden, Norwegen, Polen und selbst von Ungarn, die Herzöge von ÄMeck¬ 
lenburg und Lauenburg, die Grafen von Holstein und Schwerin nebst Walde¬ 
mar's alten Feinden, dem Herzog von Meißen und dem Erzbischof von Mag¬ 
deburg, vereinigten sich zn seinem Untergang. Wenn auch nicht alle diese Für¬ 
sten thätig am Kampfe Theil nahmen, so war doch die Zahl der Feinde so 
groß, daß nur ein Fürst von Waldemar's Heldenmuth und Klugheit ihnen die 
Spitze bieten konnte. Aber mit kühnem Entschluß kam er seinen Feinden zuvor 
und rückte eiligst in Mecklenburg eiu. Als dann die ganze Heeresmacht der ver¬ 
einigten Feinde gegen ihn anrückte, kam es zur Schlacht bei Grausee (1316), 
wo er zwar nicht Sieger blieb, aber doch seinen Kriegsruhm so tapfer bewährte, 
daß die Feinde ihre hochfahrenden Pläne aufgeben mußten. Einer der Fürsten 
nach dem andern trat vom Kampfe zurück, und in dem bald darauf in Templin 
geschlossenen Frieden (1317) behauptete Waldemar unversehrt das ganze Ge¬ 
biet der bisher erworbenen und eroberten Länder. Der Ruhm seiner Tapfer¬ 
keit aber erscholl jetzt herrlicher als je; seine früheren Feinde, selbst der König 
von Dänemark warben um seiu Bi’mdniß, uud seine Unterthanen waren )tolz 
aus den glorreichen Fürsten. 
Wie auf dem Schlachtfelde, so zeigte er sich auch iu der Regierung seiner 
Länder klug und kräftig und aus das Wohl derselben unablässig bedacht. Der 
hochstrebende Markgraf ging selbst mit dem Plane um, nach dem Tode Kaiser 
Heiurich's VII. die Kaiserkrone an sein Haus zu bringen. Das Mißlingen 
dieser seiner Absicht verschuldete zum Theil sein Gesandter Nicolaus von Buch, 
welcher auf dem Reichstage seinen Befehlen zuwider gehandelt hatte. Man 
erzählt nun, Waldemar habe schreckliche Rache an dem ungetreuen Diener ge¬ 
nommen. Mit gefesselten Händen uud Füßen habe er ihn im Gefängniß ver¬ 
hungern lassen, während vor seinem Angesicht die leckersten Speisen aufgestellt 
waren. Es ist schmerzlich, Waldemar's sonst so ruhmvolle Geschichte durch 
einen solchen Flecken verunziert zu sehen, und es gewährt eine Art Befriedi¬ 
gung, daß der häßliche Vorgang vielfach bezweifelt wird. 
Waldemar starb im Jahre 1319, in noch kräftigem Alter. Bald nach 
ihm sank der letzte männliche Sprößling des brandenbnrgifch-ballenstädtischen 
Fürstenhauses ins Grab (1320). 
4. Brandenburgs Instand unter den Gallenstädtern. 
Fast zweihundert Jahre hatte das Haus Albrecht des Bären die Herr¬ 
schaft in der Markgrafschaft Brandenburg geführt, und während dieser Zeit 
immer größere Segnungen über das Land verbreitet: die Umwandelung, welche 
unter Albrecht begonnen, war seitdem unaufhörlich vorgeschritten, und nach 
dem Verlauf des von nus erzählten Zeitraums ist das neue deutsche Leben 
schon in alle Verhältnisse eingedrungen, das Land ist von innen heraus ein 
auderes geworden. 
Di e Ausdehnung der brand enbnrgisch en Markgrafschaft ging
	        
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