Schlacht auf dem Montmartre; Einzug in Paris. 421
Oesterreicher in Lyon und Wellington mit seinen Engländern in Bor¬
deaux siegreich eingerückt seien. Das vereinigte Schwarzenberg'sche und
B iicher'sche Heer besiegte bald darauf bei La-Före in der Champagne noch
die Marschälle Marmont und Mortier, trieb dieselben vor sich her und traf
am 29. März vor Paris ein. Die Marschälle zogen in der Eile alle
Truppen zusammen, die in der Nähe waren, und standen mit 25,000 Mann
auf den Höhen des Montmartre, sehnsüchtig ihres Herrn und Meisters
harrend. Dieser hatte zu spät die große Gefahr seiuer Hauptstadt erkannt
und eilte nun zwar den Verbündeten nach, war aber zu weit eutferut, um
Paris zu retten. Am 30. März wurde auf den Höhen des Montmartre
die letzte Schlacht dieses Feldzuges geschlagen. Wiewohl die französische Ar¬
tillerie auch hier die alte Kraft und Tapferkeit bewährte, so vermochte sie
doch den muthigen Angriffen der feindlichen Uebermacht nicht zu widerstehen,
und am Abende des 30. März lag die große Welthauptstadt wehrlos zu den
Füßen der verbündeten Heere. Joseph Bonaparte, des Kaisers Bruder, floh
mit den eifrigsten Anhängern des kaiserlichen Hauses zur entgegengesetzten
Seite der Stadt hinaus; die gauze Bevölkerung aber schwebte in banger
Erwartung des Schicksales, welches ihr vorbehalten war. Sie fühlte wohl
daß sie aus den Edelmuth der Sieger fein Anrecht hatte; denn zu groß war
das Maß des Uebermuthes und des Frevels, den ihr Herrscher im Namen
des französischen Volkes an allen Nationen Enropa's, -besonders aber an
Preußen geübt hatte.
Der Einzug in Paris; der Pariser Frieden. Am folgenden Tage
(31. März 1814), um Mittag, hielten Kaiser Alexander und Friedrich
Wilhelm (Kaiser Franz war noch in Lyon), umgeben von den Prinzen ihres
Hauses und einem glänzenden Gefolge, unter dem Zulaufe einer ungeheueren
Menschenmenge ihren Einzug in die gedemüthigte Stadt; hinter ihnen ein
großer Theil ihrer Armeen, Reiterei und Fußvolk nebeneinander, mit fliegen¬
den Fahnen und klingendem Spiele, in schönster kriegerischer Haltung. Das
gesinnungslose Volk aber, welches kurz vorher noch Napoleon auf Händen
getragen, jauchzte jetzt den Verbündeten als Errettern von der langen Tyrannei
entgegen und empfing sie mit freudigem Wehen der Tücher, mit Blumen¬
schmucke und allen demüthigen Schmeicheleien. Dieselbe Erbärmlichkeit des
tief gesunkenen Volkes zeigte sich bald ebenso in den Beschlüssen der höchsten
Staatskörper, welche von Napoleon geschaffen, und bis dahin aller seiner
Winke tu kriechender Untertänigkeit gewärtig, jetzt nach seiner Ueberwin¬
dung sich beeilten, ihn im Namen der Nation aller Macht und aller Ehren
zu entkleiden.
Napoleon selbst weilte in Fontainebleau, seine Gemahlin, der er
die Regentschaft übertragen, in Blois. Die verbündeten Fürsten aber nah¬
men die Regierung in die Hände, und zur Ausführung ihrer Pläne war sofort
Napoleon's bisheriger Minister, der weltkluge Herzog von Tatteyrand
bereit, welcher mit seiner kalten, glatten, wohlberechneten, aber gewissenlosen
Schlauheit sich seit 20 Jahren schon immer zuerst in jede neue Wendung der
Dinge zu finden gewußt hatte. Er ging ohne Weiteres auf Kaiser Alexan¬
ders Plan ein. die Bourbonen auf dem französischen Throne wiederherzu¬
stellen. Schon am 1. April sprachen auf seine Anregung die Senatoren