Friedrich's Erwerbungen; Friedrich lehnt die polnische Königskrone ab. 65
gütlichen Verhandlung und der gewinnenden Milde, ehe er die Schärfe des
Schwertes entscheiden ließ, aber auch das Schwert hat er oft und mit Nach¬
druck geführt, um seine ererbten Rechte zu behaupten und zu befestigen.
Friedrichs Erwerbungen; seine weile Mäßigung. Friedrich's aus¬
drückliches Bestreben war darauf gerichtet, alle die Länder wieder zu gewinnen,
welche früher zu Brandenburg gehört hatten, durch Veräußerung oder Gewalt
aber in andere Hände gekommen waren. Er bat, um hierzu die förmliche Be¬
rechtigung zu erlangen, den Kaiser auf dem Reichstage zu Nürnberg (1444),
ihm eine Urkunde auszustellen, durch welche ihm die Wiedererwerbung aller
jener Landestheile von Reichswegen gestattet wurde. Seitdem war er unab¬
lässig bemüht, jenes Ziel wirklich zu erreichen. Zunächst gelang ihm nach
kurzer Fehde die friedliche Beilegung der Streitigkeiten mit Mecklenburg; er
verzichtete auf den sofortigen Besitz des zunächst streitigen Landes Wenden,
wogegen ihm für den Fall des Erlöschens des Mannesstammes der mecklen¬
burgischen Herzöge die Erbfolge in ganz Mecklenburg zugesichert wurde. Außer¬
dem schloß er mit den Herzögen ein enges Bündniß zur Erhaltung des Land¬
friedens.
In ähnlicher Weife beendigte er mehrere Streitigkeiten mit Sachsen durch
den Abschluß einer engeren Erbeinigung, in welche auch das hessische Haus
ausgenommen wurde. Auch mit dem Erzbischof von Magdeburg brachte es
der Kurfürst zu einer endlichen Beilegung der seit Otto II. immer erneuerten
Streitigkeiten um die Lehenshoheit in der Altmark. Gegen die Abtretung
einer Anzahl von Ortschaften entsagte der Erzbischof für immer auf feine
Ansprüche.
Die wichtigste Erwerbung aber, welche Friedrich zu erlangen wußte,
war die Wiedervereinigung der Neumark mit dem Kurfürsten¬
thum Brandenburg. Der deutsche Orden, welchem dieser Landestheil
von den Luxemburgern überlassen worden, hatte während seiner unaufhör¬
lichen Kriege gegen Polen die Unterstützung Friedrich's durch Geldvorschüsse
in Anspruch genommen, und ihm dafür die Neumark zuerst zum Schutz über¬
geben, dann aber gegen eine Summe von 100,000 Gulden verkauft, jedoch
unter der Bedingung, dieselbe wieder einlösen zu können. Der Kurfürst er¬
hielt sofort die Huldigung der Stände der Neumark und trat in die ganze
Landeshoheit und alle Gerechtsame derselben ein. Endlich wußte er auch in
der Lausitz, welche unter Karl IV. mit Böhmen vereinigt worden war, durch
gütliche Verträge feine Herrschaft von Neuem auszudehnen, so daß er in allen
Richtungen die alten Grenzen Brandenburgs, wie sie in den glücklichsten Zeiten
der Ballenstädter Markgrafen gewesen, fast vollständig wieder erreichte.
Weit glänzendere Aussichten aber sollten ihm noch eröffnet werden, Aus¬
sichten, welche einen schwächeren Fürsten gewiß verblendet hätten. Während
der Streitigkeiten und Spaltungen, welche nach dem Tode des Wladislaus,
Königs von Polen und Ungarn, in dessen Ländern entstanden, boten die Stände
Polens unserem Kurfürsten, als Schwiegersohn des Verstorbenen, die pol¬
nische Königskrone an; er aber, überzeugt, daß Herzog Kasimir vonLitthauen
zur Nachfolge in Polen berufen sei, und mit weiser Besonnenheit erwägend,
wie schwierig seine Stellung unter den Parteiungen in dem fremden Lande
sein würde, lehnte das Anerbieten ab. Der polnischen Gesandtschaft, welche
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