3. Zeitgenössische Urteile über Friedrich II. ] j
wältigen Scharfsinn, der sich besonders in der Naturwissenschaft zeigte, ein Buch
über die Natur und pflege der Vögel?... Die Gerechtigkeit liebte und pflegte
er so, daß es niemandem verboten war, mit dem Kaiser selbst um sein Hecht
zu streiten Kein Anwalt trug Bedenken, gegen ihn die Vertretung irgend¬
eines firmen zu übernehmen, da der Kaiser selbst dies für erlaubt erklärt
hatte—2 Der Gerechtigkeit aber pflegte er in der weise, daß er bisweilen
ihre Strenge durch Milde mäßigte; denn als Papst Gregor gegen ihn ein
Konzil in Hont versammeln wollte, zu dem fast alle ultramontanen Prä¬
laten auf die Ladung unter dem Schutze der genuesischen Flotte herbei¬
eilten, eroberte der kaiserliche Admiral, der mit Überwachung der Seewege
beauftragt war, die Flotte der Genuesen in einer Seeschlacht, nahm alle Prä¬
laten samt zwei Kardinallegaten des apostolischen Stuhles, welche die Prä¬
laten zum Konzil berufen hatten, gefangen und führte sie gefesselt ins König¬
reich. Aber obwohl der Kaiser gegen sie als Widersacher seiner Ehre auf dem
Rechtswege hätte verfahren können, begnadigte er sie dennoch und ließ sie,
mehr um Gottes Willen als zu seinem Vorteile, frei von dannen ziehen.3
III. Die Begründung der Habsburgischen ^ausmacht.
L Traf Rudolf von ßabsburg zur Zeit des Interregnums
[nach der Chronik von Colmars.
Mon. Germ. Scriptores XVII, 239«; deutsch von pabst, Geschichtsschr. der deutsch.
Vorzeit XIII, 7.
Da nun Gras Rudolf sah, daß die ihm benachbarten Grasen große Reich¬
tümer besaßen ..begann er darauf bedacht zu fein, zeitliche Schätze zu er«
werben. 3n Speise und Trank wie in andern Dingen war er mäßig, ein weiser
und umsichtiger Mann, doch selbst bei den reichsten Mitteln stets in größter
Geldverlegenheit. 3n dieser Seit lebte ein Jüngling, genannt von Tiefenstein
edel und reich, im Besitze feiner Burg, auf deren Festigkeit er unbedingt ver¬
traute. Dessen Güter hätte Graf Rudolf gern gehabt, wenn er sie hätte er¬
langen können. ... Da er ihn aber durch Gewalt nicht zu besiegen vermochte,
schloß er einen trügerischen Frieden mit ihm und ließ ihm durch einige seiner
Angehörigen einen Hinterhalt legen, und diese töteten ihn schmählich. —
1 Sein uns erhaltenes Werk „Über die Kunst, mit Vögeln zu jagen" zeugt
von einer außergewöhnlichen Gabe der Naturbeobachtung.
nachdem ich die Gerechtigkeit gesehen habe, die er gegen seine Unter¬
tanen übte, . . . habe ich nicht aufgehört, feinen Ruhm, fein Lob, feine hoch¬
gerechten Sitten öffentlich zu preisen. ((Berardus ITtaurufius, Richter von Dicema,
Muratori III, 45).
8 hiermit die Beschuldigungen 3nnocenz’ IV. (II, 2, a).
4 Für die Beurteilung des mitgeteilten Abschnittes der (Eolmarer Chronik ist
es von Wichtigkeit, zu wissen, daß diese entschieden habsburgfreundlich ist, also
keineswegs eine ungünstige Meinung über Rudolf erwecken will. Um so charak¬
teristischer ist die naive Darstellung für die Zustände des Interregnums, dessen
echter Sohn Rudolf war.
G Tiefenstein am Südabhang des Schwarzwaldes.
2 *