Der Grundzug seines Wesens ist Besonnenheit, vereint mit Festigkeit
und höchster Uneigennützigkeit. Die Verehrung, die er deshalb genoß,
zeigte sich in dem Vertrauen, das ihm Kaiser Maximilian schenkte.
Zweimal übertrug dieser ihm das Reichsvikariat, während er in Italien
abwesend war, und nach des Kaisers Tode führte Friedrich das Reichs¬
regiment mit Zustimmung der Fürsten vertretungsweise fünf Monate
lang, bis Karl V. gewählt war. Im Jahre 1525 starb er.
3. Dr. Martin Luther.
Die Verweltlichung des Papsttums sowie das anstößige Leben
vieler Weltgeistlichen und Mönche hatte schon im 14. und 15. Jahr¬
hundert nicht nur die Gebildeten, sondern auch das Volk mit Unwillen
erfüllt und das Ansehen der katholischen Kirche geschmälert, die Refor¬
matoren Wycfliffe in England und Hus in Böhmen hatten viele her¬
kömmliche Lehren und gottesdienstliche Einrichtungen (die Tradition)
als unbiblisch verworfen; durch die fortschreitende Wissenschaft, besonders
durch die Bekanntschaft mit den altgriechischen und römischen Werken
waren die Geister aufgeklart worden, und selbst die strengkirchlichen
Spanier, die in fast abergläubischer Weife über die Geheimnisse der
Religion und über die Andeutungen der heiligen Schrift nachgrübelten,
wurden in dem neuen Erdteile zu Beobachtungen angeregt, die ihren
geistigen Gesichtskreis bedeutend erweiterten. Die humanistischen Ge¬
lehrten Johann Reuchlin in Stuttgart, Erasmus von Rotterdam
in Basel, der Ratsherr Pirkheimer in Nürnberg und viele andere
verspotteten die „lasterhaften und unwissenden Pfaffen", und die Buch¬
druckereien brachten satirische Werke, wie „Das Narrenschiff" von
Sebastian Brant, „Reineke der Fuchs" (Lübeck 1498), die
„Schelmenznnft" von Thomas Murner, das „Lob der Narrheit"
von Erasmus von Rotterdam, in denen auch die Geistlichen hart mit¬
genommen wurden, in taufenden von Exemplaren unter das Volk.
Man wollte damit durchaus noch nicht einen Abfall von der herrschen¬
den Kirche, sondern nur eine Besserung derselben „an Haupt und
Gliedern" herbeiführen. Aber die verursachte Bewegung ging weiter,
als man anfangs gedacht hatte.
Der Mann, in dem die religiösen Forderungen und Bedürfnisse
der Zeit ihren kräftigsten und bestimmtesten Ausdruck fanden, ist Dr.
Martin Luther. Er wurde am 10. November 1483 in Eisleben
geboren. Sein Vater, ein armer Bergmann in Mansfeld, konnte nur
sehr wenig an feine Ausbildung wenden, aber er war nicht dagegen,
daß der lernbegierige Sohn sich aus das Studium vorbereite, und hegte
Pfalz, Geschichte. III. 2