Full text: Von 1198 bis zum Ende des Mittelalters (H. 9)

30 IX. Der Huf nach der Reichsreform 
tigen — sie müssen nach ihrer Kngabe beständig 10000 Personen unter¬ 
halten — noch ziemlich viel. In Hugsburg leben auch die Welser, die ihre 
Mitbürger sind, bekannt in Italien, gute Kaufleute, aber in keiner weife 
den Fuggern vergleichbar. 
IX. Der Huf nach -er Reichsreform. 
Nikolaus von Kues1 „De concordantia catholica“ 1433. 
Opera Basel 1565. S. 812. ff. 
II, 29. Dahin ist alle Sorge um den Staat, gelockert sind die Zügel, 
und ungestraft übertritt ein jeder die Gesetze. Und roo einst Verehrung mit 
Zittern und Furcht war, da herrscht jetzt Geringschätzung und Verachtung. 
Und alle (Besetze sind aus Spinnfaden zusammengewebt, kaum die kleinsten 
Heuschrecken können in ihnen festgehalten werden.... Schon wachen alle über 
ihren privaten Vorteil, feine Sorge gibt es für das Nächstliegende und Zu¬ 
künftige; durch die Sorglosigkeit der Kaiser ... hat alle Hufficht aufgehört und 
die Kebellen werden nicht bestraft; an Stelle der Alleinherrschaft find viele 
Fürsten und Mächtige geworden, während das Reich abnahm, was nützt der 
zeitliche Besitz der Kirchen dem Staate, was dem Reiche, was den Unterta¬ 
nen? Sicher wenig oder nichts Denn nicht allein die bloße Investitur 
ohne Geldannahme ist durch den römischen Pontifex an sich gezogen worden, 
sondern auch so viel von dem Gelde, daß alle in Deutschland sich nicht darüber 
beklagen, daß sie beschwert, sondern daß sie zugrunde gerichtet worden seien. 
Ein Heißhunger nach den irdischen mit den Kirchen verbundenen Besitzungen 
wohnt heute den ehrgeizigen Bischöfen inne. . . . Nicht das war die Hbficht 
der Kaiser; nicht wollten sie, daß das Geistliche vom weltlichen, das sie nur 
zur (Erhöhung des Geistlichen den Kirchen gaben, aufgesogen werde... . Au¬ 
ßerdem schadet jene weltliche Herrschaft der Geistlichen dem Staate und den 
Untertanen sehr, während die Kirchen unbesetzt sind, schweben sie immer in 
der (Befahr eines Schisma. . . . Denn wenn die Besetzung durch Wahl erfolgt, 
führt die Bewerbung zu einer Spaltung der Stimmen, wenn durch die Kurie, 
so läßt diese sich leicht durch den Meistbietenden gewinnen. Und alle jene Be¬ 
schwerden treffen nur die armen Untertanen, die Kurie zieht alles, was fett 
ist, an sich.... 
30. Und überdies gibt es noch ein anderes Verderbnis des Reiches: 
während der Kaiser nämlich nur Verwalter zum Nutzen des Staates ist, tritt 
er oft durch Verträge mit den Kurfürsten, die ihren eignen Vorteil suchen, 
die Regierung an. Hub die widerrechtlich okkupierten Reichsrechte wagt er 
wegen feines (Eibes nicht zurückzuverlangen, nicht bie bas Gemeinwesen be- 
fchtnerenben Zölle abzuschaffen unb anbere nützlicheRnorbnungen zu treffen; 
1 Später Kardinal unb Bischof von Brisen, ein bedeutender (Belehrter, der 
bereits vor Laurentius valla die Unechtheit der sog. Konftantinifchen Schenkung 
nachrotes (De concordantia catholica III, 2).
	        
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