Vorrede zur fünften Auflage.
Dem wackeren Gelehrten, der die 2. Hälfte der vierten Auflage redigirt hat, war es nicht
bestimmt, dem Werke feine Kraft Noch länger zu widmen. Noch ehe der Druck der vierten Auflage
vollendet worden, einige Tage nachdem er dem Verleger den Schluß des Manuscripts übergeben,
wurde Director Siefert auf einer Reise, die er zn feiner Erholung nach der Schweiz unternommen
hatte, am 12 Juli 1874 in der Nähe des Gießbachs am Brienzer See von einem jähen Tode
ereilt. Sein Gedächtniß bleibt in Segen.
Schon wenige Monate nach dem Erscheinen der Schlußlieferung der vierten Auflage erkannte
der um die Förderung der Alterthumsstudien hochverdiente Verleger in Folge des raschen Absatzes
des längere Zeit vergriffen gewesenen Buches die Nothwendigkeit, eine neue Auflage vorzubereiten.
Der ehrenvollen Aufforderung, die Redaction derselben zu übernehmen, kam der Unterzeichnete desto
lieber nach, ein je ausrichtigerer Freund des Werkes er seit den Tagen ist, wo er die, wie er sich
wohl erinnert, überaus mühselige und schwierige Correctnr der 1. Auflage besorgt hat. Zu seinen
Helfern wählte er aus der Zahl der früheren Mitarbeiter die Herren Subreetor a. D. Dr. Hude,
mann in Ploen, Oberlehrer Dr. Pfitzner in Parchim und Professor Dr. Stoll in Weilburg und
theilte die Arbeit mit ihnen in der Weise, daß Hudemann die auf Geschichte des Alterthums, Pfitzner
die auf die römischen Alterthümer und sämmtlichen Kriegsalterthümer, Stoll die aus die griechischen
Alterthümer und die Mythologie bezüglichen Artikel übernahm, während dem Unterzeichneten alle
übrigen Artikel, besonders die die Geographie, Archäologie und Literaturgeschichte betreffenden-
zufieleu. _ .
Eine Umarbeitung in größerem Maßstabe erschien weder nothwendig noch — bei der Kürze der
Zeit — möglich, denn bereits im Spätsommer 1875 mußte der Druck beginnen; und doch zeigt die
neue Auflage vielfache Veränderungen und hoffentlich auch Verbesserungen. Zunächst find einzelne
Artikel an entsprechenderer Stelle untergebracht worden, wie z. B. die beiden Artikel JJqÖsoSol und
Vectigalia, die die Finanzen der Athener und Römer behandelten, zu einem neuen Artikel Staats¬
haushalt vereinigt worden sind. Ferner sind sämmtliche Artikel genau revidirt, einzelne nach Inhalt
und Form umgearbeitet oder erweitert (so namentlich viele auf die Römischen Alterthümer bezügliche),
eine Anzahl neu hinzugefügt worden. Die Citate sind nicht nur vielfach verbessert, sondern auch
im Interesse der jüngeren Lehrer und Studirenden, die dem Buche ihre Gunst sichtlich mehr und
mehr zuwenden, vermehrt, ebenso die Zahl der angeführten Ausgaben der Schriftsteller und Hülfs¬
mittel sowie der Abbildungen erhöht worden. Und so entsendet der Unterzeichnete die neue Auflage
im Bewußtsein, daß er uud seine Mitarbeiter es an Fleiß und MiiHe nicht haben fehlen lassen, ge¬
trosten Muthes und mit dem herzlichen Wunsche, daß auch fernerhin, um die Worte des trefflichen
Lübker zu wiederholen, aus dem Werke der mit betn Studium des klassischen Alterthums beschäftigten
Jugend und ihren Lehrern Gewinn und Segen erwachsen möge.
Zwickau, den 28. Februar 1877.
Dr. Mar (Mer.