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Tutor — Tyndareos.
geliefert wurde. Plut. Sert. 19. Flor. 3, 22.
Doch scheint richtiger Turia (Küstenfluß ebendort)
gelesen zu werden.
Tutor s. Tut ela.
Tutulus, ein bogenförmiges Haartoupe' der
römischen älteren Damen (Varr. I 1. 7, 44.),
welche Frisur uns mehrmals auf alten Statuen
begegnet.
Tyäna, ro Tvccva, alte Stadt Kappadokiens
am Fuß des Tauros, in der Nähe der kilikischen
Pässe, Geburtsort des Thaumatnrgen Apollonios
(s. Apollonios, 3.), durch Natur und Kunst
sehr fest; j. Kis oder Kilis Hissar. Strab. 12
537. Plin. 6, 3, 3.
Tyl)a, Ort in Asien, jenseit des Euphrat,
östlich von Palmyra, j. Taibe. Cic. ad fam
15, 1.
Tyclie, Tvxv, l) die Göttin des Zufalls und
des Glücks, bei Hesiod (theog. 360.) unter den
Töchtern des Okeanos und der Tethys aufgezählt,
bei Pindar eine der Moiren. Sie wird mit ver¬
schiedenen Attributen dargestellt; als waltendes
Geschick hält sie das Nuver des Lebens in den
Händen, die Kugel, um die Veränderlichkeit des
Zufalls zu bezeichnen, als Geberin des Glücks
nnd Segens trägt sie das Horn der Amaltheia
oder den Plutos (Reichthum) im Arme und heißt
TvXri uyccd-rj (bona Fortuna). In späterer Zeit
wurde sie an verschiedenen Orten verehrt, beson¬
ders als Retterin und Erhalterin der Staaten
(HcoTctQtx, Ttaig Zrjvoq ’EXevQ-sqiov [Pincl. ol.
12, 1.], cpfQsnolis, uKQuia, BurggiNtin, zu Si-
kyon). — Die römische Fors Fortuna entspricht
der griechischen Tyche; sie ist ebenfalls eine Göttin
des Znfalls, aber besonders des Glücks und
Segens. Ihr Dienst wurde zurückgeführt auf
Ancits Martins oder auf Servals Tnllius, der
ihr, weil er als Sohu einer Sklavin durch ihre
Gunst auf deu Königsthron gekommen war, unter
andern als der Fort. Primigenia einen Tempel
auf dem Capitol nnd einen zweiten als der Fors
Fortuna, dem Zufall, an dem Tiber unterhalb
der Stirbt geweiht haben foll. — Die Fort. Pri¬
migenia , wahrscheinlich so genannt, weil sie Allen
beim ersten Entstehen ihr Geschick zutheilt, hatte
auch einen Tempel auf betn Qnirinalis, in bent
sie zugleich als F. Publica verehrt warb, als
eine F. des ganzen römischen Volkes. Dieser
stand entgegen die F. Privata. Ueberhanpt hatte
der Dienst der Fortuna bei den Römern eine
große Ausdehuuug; sie hatte eine Menge von
Heiligthümern, an denen sie unter den verschieden¬
sten Namen verehrt ward. Man hatte eine F.
Plebeia und eine F. Patricia, eine F. Equestris,
Libera (der Freien), F. liberum (der Kinder),
Virginalis, Muliebris, Barbata (die den Knaben
zum Jüngling Herauwachsen läßt), Virilis, die
Glücksgöttin der Männer; doch änderte sich die
Bedeutung dieses Namens so, daß sie für eine
Göttin des Glückes der Frauen bei den Männern
galt. Ov. fast. 4, 145. Andere Beinamen hatte
sie von den ihr eigenthümlichen Eigenschaften und
Thätigkeiten, wie Respiciens (die Rücksicht neh¬
mende) , Blanda (die Holde), Dubia, Brevis,
Stata (vom zweifelhaften, kurzen, standhaften
Glück), Bona, Mala, Averrunca (die Unheilab¬
wehrende), Comes (die Geleiterin auf Reisen),
Redux 11. f. w. Die Fors Fortuna hatte ein
Fest am 24. Juni bei dem oben erwähnten Tem¬
pel des Servius, zu welchem man auf bekränzten
Kähnen fuhr. Ov. fast. 6, 773 ff. Das Fest
wurde vorzugsweise von den Plebejern gefeiert.
Außer in Rom hatte Fortuna auch in andern
Städten Latiums, wie zu Antium (vgl. Hör. od.
1, 35.) und Präneste, wo sie auch Weissagegöttin
war, einen alten Cult. — 2) Stadttheil von Sy¬
rakus, s. Syracusae.
Tydeus, Tvdzvg, Sohn des Oineüs und der
Periboia (Gorge, AUfmia). Aus Kalydon flüch¬
tig, weil er den Bruder seines Vaters (Metas,
Lykopeus, Alkathaos) ober die Söhne des Melas,
die sich gegen Oineus empört hatten, oder seinen
Brnder Olenias erschlagen hatte, kam er nach
Argos zu Adrastos, der ihm seine Tochter Deipyle
zur Gattin gab. Er zeugte mit dieser den Dio-
medes. Mit Adrastos uud Polyueikes zog er
gegen Theben und zeichnete sich hier vor allen
durch Tapferkeit, aber auch durch Rohheit aus. Er
erschlug allein 50 Thebaner, die ihm einen Hinter¬
halt gelegt hatten, mit Ausnahme ihres Anfüh¬
rers Maion (Sohn des Hairnon), den er entließ.
Hom. II. 4, 370 ff. Als Tydeus tödtlich ver¬
wundet dalag, erschien Athene, um ihn unsterb¬
lich zu machen; Amphiaraos aber, der ihn haßte,
hieb dem Thebaner Melanippos, der den Tydens
erlegt hatte, den Kopf ab und brachte ihn dem
Tydeus, der den Kopf spaltete und das Gehirn
verzehrte. Hierdurch verhinderte Amphiaraos die
Vergötterung seines Feindes, denn Athene schau¬
derte vor der Rohheit des Tydeus zurück. Maion
bestattete ihn. Vgl. Adrastos.
Tylus, Tvlos, perlenreiche Insel des persischen
Meerbusens an der arabischen Küste, wahrschein¬
lich die h. Bahareininseln. Plin. 6, 28. 32. Arr
7, 20, 6.
Tvfufjj, j. Zagori, ein mit dem Lakmon zu¬
sammenhängender Ausläufer der kerauuifchen Ge¬
birgskette füdl. vom Fl. Aoos, wohlbewaldet und
quellenreich, nach dem die umliegende thesprotische
Landschaft Tymphaia, der nordöstl. Winkel von
Epeiros, genannt wurde. Arr. l, 7. Strab.
7, 325.
Tyndareos, TwSugsag, Sohu des Perieres
und der Gorgophone, Bruder des Aphareus,
Leukippos und Jkarios und der Arene, oder Sohn
des Oibalos und der Bateia, Bruder des Hippo-
koon und Jkarion, floh, von Hippokoon aus
Sparta vertrieben, mit Jkarion oder Jkarios zu
Thestios in Aitolien, mit dessen Tochter Leda er
sich vermählte. Später setzte ihn Herakles wieber
in bie Herrschaft von Sparta ein. Mit Leba
zeugte er Timanbra, Klytaimnestra (Gemahlin
des Agamemnon) und Philonoe. Helena gilt als
eine Tochter des Zeus und der Leda, ebenso von den
Dioskuren (Tyndaridae) Polydeukes, während
Kastor ein Sohn des Tyndareos war. Als Helena
von Freiern umlagert war, ließ T. auf Rath des
Odysseus die Freier schwören, daß sie den, welchen
Helena erwählen werde, nicht verfolgen, sondern
gegen jede Unbill schützen wollten. So waren
die Freier später verbunden, nach dem Raub der
Helena den Zug gegen Troja mitzumachen. Zum
Lohn für den guten Rath warb T. für Odysseus
bei Jkarios um Penelope. Als die Dioskuren
unter die Götter ausgenommen worden waren,
übergab er bie Herrschaft von Sparta seinem