1238 Waffen.
Spieß (Fig. 17), später §6qv, bei Homer auch
hx°s, hxsCri, £voz6v, mit einem Schafte, ozvqcc£,
gewöhnlich aus Eschenholz (psihvov), und einer
zweischneidigen Spitze, ccfyurf; das untere Ende
dieses Spießes (ovgiaxog, II. 16, 612.) war in
der Heroenzeit ebenfalls mit Erz, später mit
Eisen beschlagen (der Lanzenschnh, OKVQcoTrjg, II.
10, 153.), damit er während der Ruhe iu die
Erde gestoßen werden konnte; er durfte deshalb
füglich als zweispitzig (d^cpiyvov) bezeichnet und,
wenn die eigentliche Spitze, im Kampfe
abbrach, allenfalls zum Weiterkämpfen umgekehrt
werben. Er biente nur zum Stoß, sein Gewicht
betrug 2 Kilogr. (Vgl. 'OnllxaL.) Die ma-
kebonische Lauze, gccqiggcc, wirb zu 24 Fuß an¬
gegeben , wahrscheinich aber maß sie nur 15—16
Fuß. 2) Das Schwert, unb zwar ber gcrabe
Degen (Fig. 18 und 19), ß/'qpog, syxSLQL^l0V ■> 4
Kilogr. schwer, zweischneidig (ä^epfj^sg), der
Griff, kojtct], laßt], ohne Bügel, war oft mit
silbernen Nägeln geziert oder mit Elfenbein aus¬
gelegt (II. l, 219.). Es hing in einer aus Metall
oder mit Metall beschlagenem Leder bestehenden
Scheibe (noltog) au einer über bie rechte Schulder
geworfenen Koppel (zsla^wv, II. 7, 304.) an ber
linken (auch wol bisweilen an ber rechten) Seite.
Das überbies noch an ber Scheibe befinbliche
Messer II. 3, 271—273.) diente nicht
als Waffe, sondern zu speciellem Schneibegebranch.
Der krumme Degeu, Säbel (Fig. 33),
£,vrjlri, äoQ, war besonbers bei beit Lakebaimo
5 nierit gebräuchlich. — Die Leichtbewaffneten,
nach bett Perserkriegen aufgekommen, waren seit
bem Zuge der Zehntausend ein integrirender
Bestandtheil der griechischen Heere (ipdoi\ yv/urrj-
yviivoL, weil ohne Schild unb jebe Schutz:
waffe); nur für ben'Fernkampf bestimmt, hatten
sie blos Angnsfswaffeit. Ihre Kopfbebeckung war
bie Fellkappe ober eine Art Hut. Sie zerfielen,
je nach beit Waffen, bie sie führten, in: Speer¬
schützen (aY.ovzLGz<xC), Bogenschützen (ro^omi)
und Schienberer (GcpevSovfjzKL). 1) Die Speer-
schützeu mit Speeren von verschiebenem Gewichte,
der schwere (Fig. 20), ctxcov, cZkovziov, 5 — 6
Fuß laug, l?/z Kilogr. schwer, mit scharfer Spitze
(axfj)- ber leichtere (ygooqpog, verutum, tra-
gula), 2 Ellen lang unb 1 Finger bick, mit spann-
langem, sehr spitzem unb büttitem Eisen besetzt.
Speere mittlerer Größe (3 — 4 Fuß laug unb 1
Zoll stark) kounten bie einzelnen etwa 6 führen.
2) Die Bogenschützen mit Bogen (z6£ov, II.
4, 105 ff.), 1% Kilogr. schwer, bewaffnet; an
demselben finb zu unterscheiben (Fig. 22. 23):
bie Hörner xkyo-r«, mit einem Metallbeschlag
sowohl an den beiden Enden, Hogcövri (II. 4, Hl.),
als auch in der Mitte des Bogens, dem Auflager,
n'nivg (II. 11, 375.), für bett Pfeil, unb bie
Sehne, vzvqü (II. 4, 118—125.). Die Pfeile
(Fig. 24.), oioxög, poet. log, waren bis zu %
Kilogr. schwer, sie bestauben ans: bem Rohr¬
schaft, dovct£, von 2 Fuß Länge, ber metallenen,
mit 2 ober mehreren Wiberhaken, oyxot (II. 4,
151. Siezcp xQuylaxtvL 5, 393.), versehenen Spitze,
ber Schnur (vevgov, II. 4, 151.) zur weiteren
Befestigung ber in bett Schaft eingesetzten Spitze,
unb ber Kerbe am hinteren Enbe, ylvyig (II. 4,
122.), in welche bie Sehne beim Anlegen hinein¬
faßte. Zur Aufbewahrung von 12—20 Pfeilen
biente der Köcher (Fig. 25. 26.), epagizga, von
Leder oder Flechtwerk, mit einem Deckel, nüfict
(II. 4, 116.), und Gehänge; fein Gewicht betrug
im Ganzen 5-6 Kilogr. Die kretischen Bogen
schützen waren die berühmtesten, aber sie standen
dennoch den persischen nach, deren Pfeile besser
conftruirt waren (Xen. Anab. 3, 3, 7. 15. 4, 2,
28.). 3) Die Schlenderet mit der Schleuder’
acpsvSovri (deren Beschreibung Liv. 38, 29.), zu
Homers Zeit ans gedrehter Wolle (nur II. 13,
599. erwähnt), unb ber Schlenbertasche (Sc-
qod'sga), 10—12 Hanbsteine ober Bleikugeln ettb
haltenb; von letzteren finb in ber marathonifchen
Ebene unb in Sicilien eine Anzahl bon ber
Größe eines Hühnereis, mit griechischen Jn-
fchriftstempeln versehen, aufgefunben worben. Na¬
mentlich zeichneten sich in ber späteren Zeit bie
Nhobier burch geschickten unb weiten Wurf aus
(100 Schritt). — Bei ben Was feit Übung eit 6
galt es besonbers, auf bie leichteste unb einfachste
Art ben Spieß zum Marsch aufzunehmen, wobei
derselbe auf ber rechten Schulter getragen würbe,
denselben im Kampfe zum Stoß zu heben (Fig.
27), zum Angriff zu fällen (Fig. 28), ober beim
Haltmachen nieberznstelleu, wobei er neben ben
rechten Fuß gestellt würbe. Auf ähnliche Weise
übten sich auch bie Leichtbewaffneten; bie Bogen¬
schützen (Fig. 29) nahmen mitunter einen Hahn
zur Zielscheibe, währenb bie ©chleuberer baruach
zu streben hatten, im rechten Augenblick, wenn
sie bie Schleuber über beit Kopf schwangen (Fig.
30) und das Ziel^gefaßt zn haben meinten, das
eine Ende der Schleuder loszulassen und den
stellt tu der ihm durch den Schwung gegebenen
Richtung fortzuschleudern (Fig. 31). — Die Pel- 7
tasten (tze^zugzccl, auch cckovzigzcu', Xen. Anab
3, 3, 7. von ihrer Fernwaffe genannt) führten
einen halbmondförmigen Schild (nilzr]), wol von
Holz mit Leder überzogen, nicht über 3 Kilogr.
schwer. Als Angriffswaffe hatten sie den Wurf¬
speer und den langen Degen. Neben betn Wurf¬
speer führten sie noch einen 12 Fuß langen Spieß
zu etwaigem Nahangriff. An bemselbeit besanb
sich zur Zeit bes Xenophon (Fig. 21) eine lebernc
Schleife (ay-nvlr;, amentum, Verg. A. 9, 665.)
int Schwerpunkte beffelbcn, burch welche bie
Peltasteu beim Beginn bes Kampfes bie Finger
steckten unb so (Sirjynvlcofisvoi) vorrückten; bie
nähere Bestimmung biefer Schleife ist nicht weiter
bekannt. Als Schutzwaffen hatten sie nach Nep.
Iph. l. einen linnenen Koller. Als Beinschienen
kamen bie sogenannten Jphikrati ben auf, ein
Mittelbiug zwischen Stiefel unb Gamasche, an
betten sich sogleich bie Sohlen befauben, alles von
Leber. — II. ber Römer. A) SchutzWaffen, 8
avrna, armatura. Die Bewaffnung ber Römer
war burch Servius Tullius nach bem Grunbfatze
georbnet, baß, wer mehr Vermögen besitzt unb
mehr verlieren kann, auch mehr verpflichtet ist
zum Dienste bes Vaterlandes, zugleich aber auch
mehr Schußwaffen haben muß. Daher hatte bie
erste der zum Kriegsdienste verpflichteten fünf
Classen einen kleinen runden Schild (clypeus),
Panzer (lorica), Helm (galea, cassis) unb Bein¬
schienen (oereae). Der Helm, galea, war von
Leber (Wolfshaut) verfertigt, zum Unterschiebe
von bem metallenen Helm, cassis (boch vgl.
Cic. Verr. 4, 44. Ov. met. 8, 24.), aber zum