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Winde.
einem andern Winde zu. Auch Hesiod kennt nur
diese 4 Hauptwinde; doch statt des Euros nennt
er den Argestes (’AQysqzrjg), den Klaren und
Hellen, weil er aus dem hellen Osten kommt.
Hesiod. tlicog. 378. In späterer Zeit erweiterte
man diese einfachste Windscheibe, indem man (schon
vor Herodots Zeiten) zwischen den 4 Hauptwinden
noch 4 Nebenwinde annahm, dann aber zu 12,
ja sogar zu 24 Winden fortschritt. Schon die
Eintheilung in 12 Winde aber war für das ge¬
wöhnliche Leben zn genau und detaillirt, man
begnügte sich mit der Annahme von 8. Zu den
oben erwähnten Hauptwinden traten also hinzu:
4 5) Apeliotes (AnrßLwzrjg. von r,lLog, Solanas,
Subsolanus), der als reiner Ostwind galt und
also den früher im allgemeinen als Ostwind an¬
gesehenen Euros aus seiner Stelle verdrängte,
so daß dieser mm zum Südostwind ward. —
Boreas und Argestes, 12) der Aißocpoivit;
oder Atßövozog als S-S-W. zwischen Lips
und Notos fielen. Dadurch wurden, da der ganze
Horizont in 12 gleiche Theile getheilt ward, Ar¬
gestes, Kaikias, Euros und Lips so verschoben,
daß der erste W-N-W., der zweite O-N-O., der
dritte O-S-O., der vierte W-S-W. wurde. —
Ueber die Ursache der Winde finden sich bei den
alten Philosophen verschiedene Ansichten. Mau
erklärte sich ihre Entstehung durch Einwirkung der
Sonne und des Moudes auf die Atmosphäre,
durch Auflösung, durch Verdüuuung der Lust,
durch entgegengesetzte Bewegung der erdartigen
und feurigen Materien, durch gegenseitiges Stoßen
und Drängen der Atome, durch die unaufhörliche
Bewegung der Welt it. s. w. — II) Mytholo¬
gisch. Die Winde waren den Alten göttliche
Wesen, doch schwankten sie, wie manche andere
Der Thurm bei Winde in Athen.
6) der Nord oft, Kcuniag, Aquilo, ein in Ita¬
lien und Griechenland sehr häufiger Wind. Der
Aquilo galt auch als Nordwind. — 7) der Süd-
west, Airs), Africus, {. Africus. — 8) der kühle
und trockene Nord west, ’Agysozrig (die Bedeu¬
tung dieses Namens hat sich also seit Hesiod
geändert), Corus, Caurus. Verg. E. 3, 256. Er
heißt auch Z-klqwv , ’OXvfnti'ccg, Iapyx {Hör. od.
1, 3, 4.), weil er vom iapygischen oder salenti-
nischen Vorgebirge nach Epeitos hinüber wehte,
wie der Onchesmites von dorther. — Judem man
von den 8 zu 12 Winden überging, verlegte man
zwischen die, ihre Stelle behauptenden, 4 Ear-
dinalwinde je zwei ttt die 4 gleichen Kreis¬
abschnitte des Horizonts, so daß 9) der Msarjg als
N-N-O. zwischen Boreas und Kaikias, 10) der
$oiviHLccg als S-S-O. zwischen Notos und
Euros, 11) der ©Quonictg als N-N-W. zwischen
! Naturgottheiten, zwischen dem Natnrelentent und
freier Persönlichkeit. Bei Homer treten sie schon
. als vollkommene Persönlichkeiten auf (II. 23, 194 st.,
wo Achilleus zu ihnen betet und ihnen aus gol¬
denem Becher spendet und schöne Opfer verspricht.
Iris trägt seine Bitten zu den Winden und findet
sie in Thrakien in dem Hanfe des Zephyros beim
Gelage). Ueber den Winddämon Aiolos s. Aio-
los, 2. Nach Hesiod stammen die wohlthätigen
Winde, die obengenannten vier Hauptwinde, von
Astraios (dem Sternenmann) und Eos, bei deren
Aufgang zugleich mit dem Verschwinden der Sterne
sich gewöhnlich der Windhauch erhebt; die ver¬
derblichen Winde dagegen sind Söhne des Ty-
phoens, der selbst als tobender Sturmwind gefaßt
wird. Hesiod. theog. 307. 378. 869. Die Winde
hatten hier und da in Griechenland einen Cultus.
In der Nähe von Sikyon war ein Altar der