Full text: Reallexikon des classischen Alterthums für Gymnasien

1244 
Xanthos — Xenokrates. 
des Heeres berufen, lehrte den Gebrauch der Ele¬ 
phanten und erfüllte das Volk mit neuem Muthe. 
Den Römern brachte er darauf eine gänzliche 
Niederlage bei, verließ aber bald nachher Kar¬ 
thago. um dem Neid zu entgehen, und soll nach 
Einigen auf der Rückkehr nach Sparta von den 
Schiffern auf Anstiften der Karthager umgebracht 
worden sein. Pol. 1, 32 ff. 
Xanthos, Eäv&og (der Blonde), I. Historisch: 
l) Sohn des Phainops. ein Troer. Ilom. II. 5, 
152. 2) Sohn des Triopas, König von Troizen, 
wanderte nach Lesbos aus. Diod. Sic. 5, 81. — 
3) Sohn des Erymanthos, Vater des Psophis. — 
4) der letzte König in Theben, von Melau lhoä 
dem Nestoriben, im Zweikampf erschlagen. Paus. 
9, o, 16. — 5) Name isabellfarbiger Pferde: so 
hieß das eine Pferd des Achilleus Xanthos (Ilom. 
II 16, 149.), auch ein Roß des Nestor (das. 8, 
185., eilt unechter Vers). — 6) ein griech. Ly¬ 
riker (usloTtoios), älter als Stesichoros, der, wie 
dieser, auch epische Stoffe (zum Theil dieselben) 
melisch behandelte. — 7) Xanthos, der Lyder, 
ein Logograph, geb. um 500, schrieb unter Arta- 
jerjes I. (465) ein Werk AvSicchcc in 4 Büchern, 
dessen Echtheit nicht unbezweifelt war. Denn 
Artemon (Athen, p. 515. d) sagt, daß Dionysios 
Skytobrachion dieselben geschrieben habe int ersten 
3ahrh. v. C. Allein auch jener Lyder hat ein 
solches Werk geschrieben, auf welches die Frag¬ 
mente bei @traben (aus Eratosthenes) und Athe- 
uaios (aus Mnaseas) zurückzuführen sind, und 
das auch Herodot gekannt hat. Welcker kl. Schr. I. 
5. 43i —45°. Sammlung der Fragmente von 
Müller, fragm. hist. Graec. I, p. 36 ff. IV, 623. 
628. — II. geographisch: 8) Beiname des 
skamandros s. d. — 9) nach Vergils Dich¬ 
tung (A. 3, 350.) kleiner Fluß in Epeiros, auf 
welchen Helenos den Nomen X. übertrug. — 10) 
die bedeutendste Stadt Lykiens, 60 Stad, von der 
Mündung des gleichnamigen Flusses, zuerst zer¬ 
stört durch die Perser (Hdt. 1, 176.), dann durch 
die Römer unter Brutus (Plict. Brut. 30.), wobei 
die Bewohner nach heldenmütiger Vertheidigung 
größtentheils durch ihr eignes Schwert umkamen. 
Berühmt war ein Tempel des Sarpedon, einer 
des lykischen Apollon und ein Heiligthum der 
Leto. Die merkwürdigen Reste der Stadt (erst 
in neuerer Zeit durch Fellows recht bekannt ge¬ 
worden) befinden sich beim heut. Kunik. Strab. 
14, 666. — 11) Fluß Kleinasiens, schon von Ho¬ 
mer (II. 2, 877. 5, 479.) genannt, entsprang auf 
dem Tauros an der Grenze von Lykien und Pifi- 
dien und durchströmte mitten in Lykien eine 
große Ebene, zo ^avQ'iov nsSiov, wo Horpagos 
die Lykier besiegte. Hdt. 1, 176. Hör. od. 4, 
6, 26. 
Ed&Qoi, unabhängige Völkerschaft Indiens 
deren Sitze sich nicht näher bestimmen lassen. 
Arr. 6, 15, 1. 
Xenagöras, gsvayogug, Verfasser eines Ge¬ 
schichtswerkes, xqövol betitelt, und eines Buches 
n£Qi vijacov, aus dem Plinius und spätere Gram¬ 
matiker öfters Notizen entlehnt haben. Plin. 5, 
31 Dion. Hai. 1, 72. Sein Zeitalter ist un¬ 
bekannt. Die Fragmente find gesammelt bei Müller, 
fragm. hist. Graec. IV, p. 526 ff. 
Xenarclios, EhuQxog, 1) ein Dichter der 
mittlern att. Komödie, Zeitgenosse des Demosthe¬ 
nes. Die erhaltenen Bruchstücke (gesammelt von 
Metneke, com. Graec. fragm. III, p. 614 ff.) ver¬ 
rathen Eleganz und Geschmack. — 2) Sohn bes 
Sophron, ber, wie sein Vater, Mimen geschrieben 
Hat, lebte unter betn altern Dionysios. — 3) 
Peripotetiker aus Seleukeio uttb Lehrer bes Geo¬ 
graphen Strabou, — 4) Gesonbter des ochaiischen 
Bundes an die Römer (Pol. 24, 4, 11. Liv. 41 
23.)^ auch Strateg der Achaier. 
EevjjXaöia s. Esvog, 1. 
Ezvia, 1) Geschenke, welche bei den Griechen 
^uuö Römern der Wirth seinem Gaste zu spenden 
pflegte, als Zeichen der Gastfreundschaft; meistens 
waren es ausgesuchte Leckerbissen, wie man aus 
dem 13. Buche des Mortiolis schließen kann, 
welches bett Namen Xenia führt, uttb dessen ein¬ 
zelne Gedichte fast alle Leckerbissen behandeln. — 
2) So hießen auch sogenannte „Stillleben" in ber 
Malerei, z. B. tobte Thiere, Geflügel, Fische 
Obst, also Gegeustänbe, wie sie ber Wirth seinen 
Gasten zum Gastgeschenk zu senden pflegte. 
Xeniädes, EsviüSrig, l) ein griech. Philosoph 
aus Korinth in ber Zeit vor Demokrit, behauptete 
die Trüglichkeit aller sinnlichen Wahrnehmungen 
unb bie Unmöglichkeit, bie Wahrheit zu erkennen. 
— 2) ein reicher Korinthier, welcher bett Dioge¬ 
nes aus Sittope kaufte unb ihm bie Erziehung 
seiner Kinber unb bie Leitung bes Hauswesens 
übertrug. JDiog. Laert. 6, 30. 
Eevixa xslslv s. Eevog, 1. 
Eevioq s. Zeus, 3. 
Xenippa, Ort im N-W. Sogbiono's, i. Uro- 
tippo. Curt. 8, 2, 14. 
Xenoitas, Zevoirctg, ein Felbherr Antiochos' 
bes Gr. von Syrien, würbe von betn rebellischen 
Statthalter Mebiens, Molon, zu beffett Unter¬ 
werfung er ausgesandt war, in einem UeberfaCe 
int I. 221 v. C. geschlagen uttb mit dem größten 
Theile seines Heeres vernichtet. Pol. 5, 45 f. 
Xenökles, SevoHlrjg, l) ein Architekt aus 
Liudos, Erbauer der Brücke über den Kephifsos, 
über welche die nach Eleusis wallfahrenden Mystett 
zogen. Vgl. Plut. Pericl. 13. — 2) Sohn des 
Sophokles. — 3) der kleinste ober jüngste unter 
den Söhnen bes Tragikers Karkinos, als gefräßig 
unb als schlechter Tragiker von bett gleichzeitigen 
Komikern verspottet. Einige nehmen auch 2 Tra¬ 
giker bieses Namens an. — 4) ein lakedaimoni- 
scher Feldherr, vom König Agesilaos hoch geschätzt. 
Xen. Hell. 3, 4, 20. Plut. Ages. 16. — 5) ein 
Schatzmeister Alexanders des Gr., durch den Pa¬ 
trones (s. d.) die Beschreibung der voü Alexander 
durchzogenen Lander erhielt. Strab. 2, 69. — 
6) ein geschätzter Rhetor, mit dem Cieero bei 
seinem Aufenthalte in Asien (78 v. C.) viel ver¬ 
kehrte. Cic.^ Brut. 91, 316. Plut. Cic. 4. 
Xenokrates, EsvoxQdzrig, 1) Sohn bes Aine- 
ftbemos, Bruber bes Tyrannen Therott aus Akragas, 
Vater bes Thrasybulos unb mehrmaliger Sieger 
in bett pythischen Spielen, von seinem Freuube 
Pinbar in ber 6. pythischen unb 2. isthmischen 
Obe besungen. — 2) aus Ehalkedon, geb. 396 
v. E., ein berühmter Philosoph der alten Akade¬ 
mie, deren Vorsteher er 25 Jahre (339 — 314) 
lang gewesen fein soll, welches Amt er auf den 
Wunsch des kranken Speusippos (f. d.) übernahm. 
Er hatte sich früh an Platon angeschlossen und 
ihn auch später nach Sicilien begleitet, nach dessen
	        
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