Full text: Reallexikon des classischen Alterthums für Gymnasien

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sie bezogen sich auf Feststellung sittlicher Ordnun¬ 
gen im Privatleben ebenso sehr als auf öffentliche 
Verhältnisse. — Er suchte die Erhaltung eines 
gleichmäßigen Besitzes zu sichern, setzte an die 
Stelle willkürlicher Richtersprüche bestimmte (Straft 
ansätze und richtete eine Reihe von Staatsbehör¬ 
den ein, ohne indeß die Berfassung in allen Thei¬ 
len zu ordnen. Diod. Sic. 12, 20. Cic. legg. 2. 
6. Vgl. Gerlach: Zaleukus, Charondas, Pytha¬ 
goras (1858). 
Zaina, Zäfia, feste Stadt Numidieus, mit dem 
Beinamen Regia, 5 Tagereisen südwestlich von 
Karthago (Pol. 15, 5. IAv. 30, 29.); hier schlug 
Scipio im I. 202 (19. Oet.) den Hannibal. 
Später war sie Residenz und Schatzkammer' des 
Königs Juba. Caes. b. As r. 91. 
Zamolxis, ZccfMoX^ig oder Zälfio^Lg, ein Gete 
(Sfhthe oder Thrakier), kehrte, nachdem er bei 
-Pythagoras auf Samos Sklave geweseu und später 
als Freigelassener in Hellas sich Schatze erworben, 
nach feiner Heimat zurück und suchte bort seinen 
ethisch-religiösen Lehren, besonders der Unsterb- 
lichkeitslehre, so wie seinen politischen Ansichten 
Eingang zu verschaffen. Nach seinem Tode wurde 
er als Dämon verehrt. Hdt. 4, 94. Er mag um 
560 gelebt haben, seine Geschichte aber ist sagen¬ 
haft. Diod. Sic. 1, 94. Fiat. Charmid. 9. 
Zaiikle s. Messana. 
Zarangae s. Drangiana. 
ZäQ(i$ oder ZäQtä, 3400 Fuß hohe Fels¬ 
kette im östlichen Lakonien, nördlich von Epidau- 
ros Limera, j. Kolokero; dort lag auch eine Stadt 
des Namens. Paus. 3, 24. Pol. 4, 36. 
Zariaspa, Zccgiaana, Stadt in Baktriana am 
Zariaspas, von Strabon (11, 516.) und Plinius 
(6, 16, 18.) für identisch mit Baktra gehalten, 
voit Arrian (4. 1, 5. 7, 1. 16, 6.) unterschieden. 
Dort überwinterte Alexander 328—327 und ließ 
den Mörder des Dareios, Bessos, bestrafen. 
Zarzas, Zäg^ag, ein Libyer, der eine Schaar 
Miethfoldaten gegen Hamilkar Barkas befehligte, 
geneth in dessen Gewalt und wurde zum Kreuzes¬ 
tode verurteilt. Pol. l, 84 ff. 
Zauberei, Magie, ars magica. Die Zauberei 
1 hat mit der Religion gleichen Bodens beide be¬ 
ruhen ursprünglich auf der Abhängigkeit, in welche 
stch der Mensch gegen eine von einer übersinn¬ 
lichen Geisterwelt erfüllte Objectivität gesetzt fin¬ 
det. Wenn der Mensch ]tch ohne Gegenwirkungen 
tn leiner Abhängigkeit von den objectiven Mäch¬ 
ten beruhigt, so sind seine Erregungen religiösen 
Charakters; durch die Zauberei dagegen sucht das 
Ich der auf ihn eindringenden objectiven Mächte 
Herr zu werden und ihre Kräfte sich nnterthänig 
zu machen, und zwar auf übernatürliche Weise, 
ohne Rücksicht auf natürliche Vermittelung. Und 
da unterscheiden wir denn zwei Arten von Magie, 
die divinatorische und die operative, oder die 
schauende und die wirkende, d. H. die Mantik und 
die eigentliche Magie im engeren Sinne. Durch 
die Mantik sucht der Mensch eine übernatürliche 
Erkenntniß der Zukunft, des Schicksals u. dgl., 
durch die Magie wirkt er ohne natürliche Ver¬ 
mittelung ans die objective Welt ein, auf Natur, 
Menschen, Götter. Die Magie ist uralt, so alt 
wie die Religion; wir finden'sie wie die Religion 
bet allen Völkern verbreitet. In Asien galten 
besonders die Inder für große Zauberer, ferner 
die persischen Magier, die Chaldäer, tue Aegypter- 
in späterer Zeit waren jüdische Zauberer sehr 
verbreitet, ^n Kleinasien erscheinen besonders 
Phrygien, der Sitz des Kybelecultus, und Kolchis 
als Zauberländer. Auch bei den Griechen und 
Römern hatte die Magie ein weites Feld, und 
gewiß ist sie hier ursprünglich nicht aus der 
Fremde eingeführt worden, sondern ein einheimi- 
m Gewächs. Schon bei Homer sind hinläng- 
' liche Spuren von Zauberei vorhanden: der Rau- 
Dertranf der Helena (Od. 4, 220.), die Besprechung 
dir Wunde des Odtyffeus durch die Söhne des 
Autolykos (Od. 19, 457.), die Verwandlung seiner 
Gefährten und Anderer in Schweine, Löwen 
u. s. w. durch den Stab und den Trank der Kirke 
ihre Entzauberung, der Gegenzauber durch das 
Kraut Moly (Od. 10, 212. 233. 287 ff.), die 
Nekyomantie des Odysseus (Od. 10, 503 ff. u, 
1 ff.). Auch finden wir in den angeführten Stel¬ 
len schon die Zaubersprache in ihren Hauptformen, 
die Wörter &sly£Lv, cpccgfiixHov, etzccolS rj. An 
der späteren Zeit wurde die Magie der Griechen 
besonders durch asiatische und ägyptische Einflösse 
sehr erweitert. Die asiatische Magie kam durch 
asiatische Natnrculte nach Griechenland, welche 
hier zum Theil für sich fortbestanden, zum Theil 
sich mit solchen einheimischen Culten verbanden, 
i^ie bisher, unberührt von dem Entwickelungsgang 
der von der Naturseite sich ablösenden olympischen 
Götter des hellenischen Zeitalters, mit dem dunke¬ 
len Grunde des Naturlebens in engerer Verbin¬ 
dung geblieben waren. So wurden denn der 
Tummelplatz der Zauberei vornehmlich die diony¬ 
sischen Mysterien, die Culte der Unterwelt die 
phrygischen und ägyptischen Culte, in denen sich 
die Religion ganz in zauberische Sühnen und 
Lnstralweihen auslöste. — Bei einer näheren Be- 2 
Schreibung des Zauberwesens der Alten ist eine 
Sonderung des Früheren und Späteren, des Ur¬ 
sprünglichen und Abgeleiteten, der griechischen und 
römischen Magie nicht wohl möglich. Wir begin¬ 
nen mit dem magischen Personal, das in 
göttliche, heroische und menschliche Zauberindivi¬ 
duen zerfällt. Unter den Göttern erscheinen schon 
bei Homer als zaubermächtige Götter Aphro¬ 
dite durch ihren Zaubergürtel und Hermes 
dnrch das Kraut Moly und den Zanberstab. 
Vorzugsweise aber ist die Zaubergöttin der Grie¬ 
chen Hekate, die unterirdische, nächtliche, deren 
Mysterien mit Donner und Blitz und Gespenster¬ 
spuk aller Art begangen wurden. Sie verlieh den 
Zaubermittelu Kraft und wurde deshalb bei Be¬ 
reitung derselben angerufen. Theocr. 2, 15. 
Verg. A. 4, 511. An sie schließt sich Artemis 
als Mondgöttin an, oft mit ichr identifieirt; sie 
lehrt Zaubersprüche, wirkt Wahnsinn, erzeugt 
Zauberkrauter. Eine Hauptzaubergottheit war 
'eruer die phrygische Göttermutter, deren 
Priester Zauberei trieben und Gifte kochten; phry¬ 
gische Auszüge heißen yorjtEica xai [iccysiat, nal 
nsQLÖQOjMal xat rvjji7iaviG(iol xcci xa&apuot. Zu 
den heroischen Zanberwesen gehörte der 
Dämon von Temesa, der lakedaimonische Astra- 
bakos. Hdt. 6, 61 ff. 69. Bei Homer erscheinen 
alsJolche Zauberwesen die ©eirenen (Od. 12, 
39 ff.), Aga me de, die Tochter des Angeias (II. 
11, 740.), Helena und Kirke, die auch in späte¬ 
rer Zeit noch als Zauberinnen gelten (Hdt. 6, 
Zama — Zauberei.
	        
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