Full text: Von 30 v. Chr. bis 1648 n. Chr. (Teil 4 für Unterprima)

Der dreißigjährige Krieg 
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feld (September 1631) öffnete den Schweden ganz Deutschland. 
Johann Georg rückte in Böhmen ein. Gustav Adolf selbst zog durch 
Thüringen und die reichen Mainbistümer an den Rhein, wo er in 
Mainz sein Winterquartier aufschlug. In Scharen eilten die protestan¬ 
tischen Fürsten herbei, um sich ihrem Befreier anzuschließen, unter 
ihnen auch der Winterkönig. Zu Anfang des nächsten Jahres ging’der 
Marsch über Nürnberg an die Donau. Als ihm Tilly den Lechüber¬ 
gang verwehren wollte, schlug ihn der König abermals; Tilly selbst 
starb kurz danach an einer hier empfangenen Wunde. Das schwedische 
Heer*ergoß sich über Bayern und besetzte München; auf der Donau¬ 
straße gedachte Gustav Adolf nun gegen Wien zu ziehen. 
Da wurde Wallenstein der Retter der Habsburgischen Dynastie. 
Er hatte sich nach seiner Entsetzung nach Böhmen zurückge¬ 
zogen, hier prunkvollen Hof gehalten, aber auch seinen Besitz 
musterhaft verwaltet. Jetzt bat ihn der Kaiser um Wiederannahme w^ee“es‘eiQ 
des Kommandos. Doch erst nach langem Sträuben ging der Herzog 5jLr£ 
darauf ein, bedang sich aber nicht nur den uneingeschränkten Ober¬ 
befehl aus, sondern auch das Recht zu Friedensverhandlungen mit 
den deutschen Fürsten und eine reichliche Entschädigung für das 
verlorene Mecklenburg. 
Im Sommer 1632 erschien Wallenstein in der Oberpfalz und 
zwang dadurch Gustav Adolf, von seinem Zuge gegen Österreich ab¬ 
zustehen. Wochen hindurch^lagen sich beide Heere vor Nürnberg 
gegenüber; als aber der König endlich einen Sturm auf das feindliche 
Lager wagte, wurde er zurückgeschlagen. Er zog nach Bayern; als 
sein Gegner, statt ihm zu folgen, sich gegen Kursachsen wandte, 
mußte auch der König zu dessen Unterstützung herbei eilen. Bei 
Lützen maßen sich die größten Feldherren ihrer Zeit. 1AQO sS“bei 
Gustav Adolf fiel (16. November 1632); jedoch behaupteten J— Gustlv 
die Schweden unter Herzog Bernhard von Weimar das Feld. Adolf t 
§ 197. Vom Tode Gustav Adolfs bis zum Westfälischen Frieden. 
Nach dem Tode Gustav Adolfs lenkte der kluge Reichskanzler Oxen- 
stierna die schwedische Politik; in die oberste Kriegsleitung teüten 
sich der schwedische Feldmarschall Horn und Bernhard von Weimar, 
ein Fürst von gut deutscher Gesinnung und ein ausgezeichneter Heer¬ 
führer. Er behauptete das Übergewicht der protestantischen Waffen 
in Süddeutschland und nahm (November 1633) sogar die Donau¬ 
pforte Regensburg. 
Wallenstein hatte währenddessen ziemlich tatenlos in Böhmen waUea- 
und Schlesien gestanden, da er den ganzen Sommer hindurch mit piane 
Sachsen und Brandenburg über deren Aussöhnung mit dem Kaiser 
verhandelte. Sein Ziel war aber nicht mehr wie früher die Stärkung 
der kaiserlichen Macht, sondern die Herstellung eines dauerhaften 
Friedens im Reiche, der auch ihm selbst den Genuß seiner reichs-
	        
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