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Abäcns, ußa'g, aßaxiov, heißt jeder Tisch zu
einem besonderen Gebranch; so bei den Römern
vornehmlich der dreibeinige Tisch, auf dem entweder
beim Mahle oder auch nur zur Schau das kost¬
bare goldeue und silberne Geschirr ausgestellt wurde,
Prunktisch (Cie. Verr. 2, 4, IG, 25. Tlin. 37, 2, G.).
Die Platten desselben waren meist von Marmor,
zuweilen von Silber, seltener aus citrus, Ahorn¬
oder Cedernholz, die Form gewöhnlich viereckig,
seltener ruud, bisweileu wohl ringsum mit erha¬
benem Rande; der Fuß aus Elfenbein oder kost¬
barem Mischern Erze. — Außerdem heißen abaci
die glatten Felder in dem künstlichen Marmorputze
der Wände (Hin. 33, 56. Vitr. 7, 3, 10.), bis¬
weilen auch die bunten Felder in den Mosaikböden
(aßaxi'oxog); ferner Spielbretter (Suet. Nero 22.),
auf denen mit Steinen oder Würfeln (alea) ge¬
spielt wurde; dann Tische, die sogenannten Pytha-
gorischen, mit Sand oder Mehl zu mathematischen
Berechnungen und Figuren (Pers. 1, 132.); endlich
die viereckigen vierkantig behanenen Deckplatten
auf den ionischen Säulen unmittelbar unter der
Balkenlage (Vitr. 4, 1.).
Abäddir s. BaltvIog.
Abai, selteuer Aba, ”Aßat, uralte Stadt im
nordöstlichen Phokis, an der Straße von Orcho-
menos nach Opus, mit berühmtem Apollotempel,
welcher von Terxes und dann von den Thebanern
im phokischeu Kriege zerstört wurde. Hdt. 8, 27.
33. Bind. Sic. 16, 58. Kaiser Hadrian erbaute
dem Apollo einen neuen kleineren Tempel.
Abantes, -’^ßccvzeg, l;ntw. thrakischen Ursprungs
oder (Hdt. 1, 146.) zum ionischen Bunde gehörig,
aus Phokis nach Enboia wandernd und älteste
Bewohner dieser Insel; zogen unter Elephenors
Anführnng mit 40 Schiffen vor Troja (II. 2, 536.),
wozn sich auch die Söhne des Thesens gesellten
(Plut. Thes. 16.), wurden aber auf der Rückfahrt
mit 8 Schiffen an das kerauuifche Gebirge nach
Jllyrien verschlagen. Sie erscheinen als wild, hin¬
ten mit langem Haupthaare (o-rnfttv y.oiioaweg.)
Abantiades s. Perseus.
Abäris, "slßaQig, ein wunderthätiger Apollo-
priester ans dem Skythenlande (od. Hyperboreer)
um 770 od. 700 od. 550 v. C., dessen Leben die
Sage vielfach ausgeschmückt hat. Er hatte nach
Jamblichos (de vita Pythag. 19. 28.) von Apoll
einen goldenen Pfeil empfangen, auf dem er durch
i>ie Lnft ritt (ccL&Qoßdrrjg) f durchzog weissagend
Griechenland, heilte Krankheiten durch sein bloßes
Wort, verfaßte allerlei weihende und sühnende
Formeln, lebte ohne Nahrungsmittel zu genießen
(Hdt. 4, 36.), hob eine in Sparta herrschende
Pest und erbaute der Äö^rj ocötfiQcc einen Tempel
(Paus. 3, 13, 2.).
Abas s. Danaos.
Real Lexikon des class. Alterthums. f>. Ausl.
Abdalonynius oder Abdalonimus, d. i. Abdul
Onoma, „mit Namen Abdul" (vielleicht Knecht
Gottes, rN/’-ja?), ein Nachkomnie des alten sido
nischen Königsgeschlechts, war wegen seiner Armuth
genöthigt, sich mit Gärtnerei und Wassertragen
seinen Unterhalt zu verdienen. Alexander der
Große, durch seine Rechtschaffenheit auf ihn auf¬
merksam geworden, machte ihn im I. 332 zum
Könige von Sidon und schenkte ihm dazn die an
die Stadt grenzende Landschaft so wie den größten
Theil der persischen Bente. Curt. 4, 1, 19—26.
Justin. 11, 10, 8. Bei I)iod. Sic. 16. 46 heißt
er BcclXcöwf^og. Vgl. Droysen, Alexander d. Große
S. 180 — 182.
Abdera, ra '[’AßSrjQcc, l) Stadt in Thrakien
östlich der Mündung des Nestosflnsses (j. Karasn),
nach der Sage von Herakles zum Andenken an
seinen Liebling, den von den Rossen des Diomedes
zerrissenen Abderos, gegründet. Apollod. 2, 5,
8, 4. Geschichtlich sicher ist die 2. Gründung der
Stadt durch den Klazomenier Timefios, der dem
Hasse seiner A^itbürger weichend dorthin ging Ol.
31, 1 (656 v. C.). Die neue Pflanzstadt ward
aber vou den Thrakern zerstört, bis sie 543 durch
die Bürger von Teos, welche vor der drohenden
Zwingherrschaft des Harpagos, Feldherrn des
Kyros, wichen, an derselben Stelle wieder her¬
gestellt wurde (Hdt. 1, 168.); so konnten spätere
Abderiten, Protagoras und der Philosoph Heka-
taios, geradezu Teier genannt werden. Aber
schon nach der Schlacht von Lade und der Ein¬
nahme von Miletos mußte sich die Stadt den
Persern beugen und als persische Stadt den Lerxes
mit seinem Heere bewirthen; doch trug später die
gastliche Aufnahme des aus Europa flüchtigen
Herrschers der Stadt reiche Geschenke ein. Hdt. 7,
109. 120. 8, 120. Die folgenden Siege der
Hellenen machten auch Abdera frei, welches dann
wiederholt unter den Bundesgenossen der Athener
genannt wird und als eine der mächtigsten Städte
jener Gegend erscheint. Diod. Sic. 13, 72. Erst
Ol. 101, 1 (376 v. E.) erlitt A. durch die Ein¬
fälle der benachbarten Triballer einen tödtlicheii
Stoß und trat dann 343 in die Bundesgenossen¬
schaft Makedoniens als unbedeutende Stadt. In
späterer Zeit war A. frei (188 v. C., f. IAv. 38,
41.) und behauptete diese Freiheit auch nach der
grausamen Behandlung durch deu Prätor Horten-
fius, 18 Jahre später. IAv. 43, 4. Noch im
Mittelalter wird ihr Dasein unter dem Namen
Polystili bezeugt, au der Stelle der Ruinen
steht kein neuer Ort. Wie Abdera, aus dem neben
jenen obengenannten Männern auch der „lachende"
(ysluatvog) Philosoph Demokritos stammte, im
Lause der Zeit eine von Wieland in seinen Ab
deriteit ausgemalte Berrufenheit erlangte, ist nicht
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