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fang des Ganzen betrug nach Thnkydides (2, 13.)
174% Stadien oder über 4 deutsche Meilen, wovon
• ans die Hafenstadt 56% auf die laugen Verbiu-
duugsmaueru 75, auf die Stadt selbst 43 (1 deutsche
Meile) kamen, wodurch es auch erklärlich ist, daß
Athen, an Umfang Rom fast gleich, doch nur den
vierten Theil von dessen Flächenraum einnahm.
Das ganze, enthielt 10,000 Hauser (Xen. mem.
3, 6, 14.) uüb nach Boeckhs Schätzung 180,000 Ein¬
wohner. während Andere wenig über 100,000 an¬
nehmen. Mit Ausnahme ber öffentlichen Gebänbe
gab es wol nicht gar viele schöne Häuser, die
meisten waren aus Fachwerk oder ungebrannten
Ziegeln gebaut, besonders die im westl. Theile der
Stadt, dem von der ärmsten Vollsclasse bewohnten
Viertel, gelegenen; die Straßen waren meist uu-
8 regelmäßig und eng (azsvconoi). Die 11 Thore
der Stadt waren von Westen nach Süden herum:
1) D ipylon (diTtvlov), früher das thriasische
Thor, auch Thor des Kerarneikos, von beträcht¬
licher Größe^ (Liv. 31, 24.); 2) das heilige
Thor (as nvlui) auf der Straße nach
Elensis; 3) das Reiterthor («s 'JmtuSsg 7t.),
wahrscheinlich das Thor, durch welches Pausauias
die Stadt betrat und von wo aus er seine Wan¬
derung begann; 4) das peiraiische Th. (/Iraner;
7t.)-, 5) das melitische Th. («5 Mzhzidtg ?r.);
6) das ito Nische Th. (as ’Izcovlccl 7r.); 7) das
Thor des Aigens (as Aiytcog 7t.), wahrscheinlich
beim panathenaiischen Stadium; 8) das Thor des
Diochares (ca zov dt 0%dQ0vg 7r.); 9) das
diomeische (rj zhofirfig n.), gegen Kynosarges
hin; 10) das Gräberthor (af ’Hqlccl 7t.)-, 11)
das acharnische Th. (as ’AxccQvtHcci n.). Doch ist
bie Lage nicht aller Thore unbestritten. — In ber
Mitte des so eingeschlossenen Raumes etwa er¬
hebt sich eine 150' hohe Felsmasse, nur von W.
her zugänglich, sonst steil abfallend, die oben eine
Fläche von 900' Länge (von W. nach O.) und an
der breitesten Stelle 400' Breite bietet. Dies ist
9 die Burg, von den Pelasgern Kq<xvco], von
Kekrops Ktv.Qonta, von Erechtheus ’A&r'jvr] genannt,
bis endlich sür die Stadt ’AQ'fjvai, für die Burg
’jHQOTtohg gebräuchlich wurde. Die Nordseite
war angeblich schon von den Pelasgern befestigt
worden (IIdt. 6, 137.), die Südseite befestigte
Äimon. Was innerhalb dieser Mauer lag, war
das eigentliche ’'Agzv, für alle Zeit in religiöser,
künstlerischer und politischer Hinsicht der Mittel¬
punkt der Stadt. An dem westlichen Aufgange
zur Burg ließ Perikles Ol. 85, 4 ff. durch Mnesi-
kles zum Schmuck und Schutz die prächtigen
' Propyl aien*) (n^onvlatu) mit der herrlichen
Marmortreppe erbauen, durch welche man auf
die obere Felsplatte gelangte, ein kostbares Thor-
gebäude aus pentelischem Marmor mit 5 Durch¬
gängen, dessen Bau 2012 Talente kostete und 5
Jahre dauerte. Vor dem Eingang in die Propy¬
läen führt eine kleine Treppe rechts auf eine
Bastion, die den wohl erhaltenen kleinen * Tempel
der Athene Nike (gewöhnlich Nike Apteros ge¬
heißen) trägt. Die Propylaien selbst hatten rechts
und links einen Seitenflügel: der größere linke
(nördliche), gut erhalten, diente als Gemäldegalerie
{nivuy.oQ-rtY.ri) und enthielt unter andern berühmte
*) Die Namen der Gebäude, von denen sich noch Ueber,
reste finden, sind mit * bezeichnet.
Gemälde des Polygnotos (s. Maler 2.), der
kleinere rechte (südliche) scheint Wachlocal' für
Thorwärter und Burgwächter gewesen zu fein.
Das Plateau des Burgfelsens, mit Heiligtümern,
Weihgeschenken, Bildsäulen u. s. w. bedeckt, ent¬
hielt außer der colossalen Erzstatue der Athene
Promachos von Pheidias, deren Helmbusch und
Lanzenspitze meilenweit sichtbar waren (Paus. 1,
28, 2.) 2 hochberühmte Tempel, den Parthenon
und das sogenannte (Srechtheion. Der *Parthe-
non (IIdcq&evcöv), der Tempel der jungfräulichen
Athene, wurde unter Perikles um Ol. 85 durch
Jktiuos und Kallikrates aus Marmor gebaut
Wenngleich die Venetianer im I. 1687 durch ihr
Bombardement dem Tempel bedeutenden Schaden
zufügten und zu Anfang biefes Jahrhunberts
Lord Elgin demselben viele Metopen, Basreliefs
u. s. w. raubte (Elgin mar bl es im britischen
Museum), so erregt dieser herrliche Bau doch noch
jetzt Staunen. Im Parthenon stand das 26 grie¬
chische Ellen (39 Paris. Fuß) hohe Standbild der
Göttin aus (Mb und Elfenbein, ein Werk bes
Pheibias; das 44 Talente schwere, abnehmbare
Kleid wurde Ol. 120 von dem Tyrannen und
Demagogen Lachares geraubt, zur Zeit des
Demetrios Poliorketes. Paus. 1, 25. Auf ber
rechten Hanb trug bie Göttin eine ihr zugewen-
bete, 4 griechische Ellen hohe Nike von Elfenbein
mit goldenem Gewände. Das Hintergebäude des
Parthenon (OniG&oöofiog) diente zur Aufbewah¬
rung der heiligen Gelder der Athene und der
übrigen Götter sowie des Staatsschatzes. Vgl.
das Hauptwerk: Michaelis, ber Parthenon (1871).
S. auch Baukünstler, 4. 5. Nörblich vorn
Parthenon lag ber älteste unb heiligste Tempel
ber Burg, ber Tempel der Athene Polias, nach
einer Abtheilung desselben gewöhnlich das *Erech-
theion (to v) genannt, zur Zeit des
Pelop. Krieges gebaut, mit dem alten hölzernen
Cultbilde der Athene, dem angeblichen Grabe des
Kekrops, dem durch einen Schlag Poseidons ent¬
standenen Brunnen mit Salzwasser (E^sx^^g
ftaluoGcc) und dem heiligen, von Athene selbst
geschaffenen Oelbaume (17 ndy-xvcpog). — Die um j
die Akropolis liegende Stadt war aus der Zu¬
sammensetzung mehrerer Deinen entstanden, die
noch in späterer Zeit ihre Namen behielten:
Kerarneikos im N.-W., Skambonidai, Keiriabai,
Melite im W., Koile, Kolyttos im S.-W., Kyd-
athenaioii im S., Agrai und Diomeia im O. West¬
lich von der Burg lag der felsige Hügel "Agsiog
7tayog, Areiopagos, so nahe, daß die Perser von
da aus die damals hölzerne Burg mit brennenden
Pfeilen in Brand schossen (Hdt. 8, 52.). Am östl.
Ende des Hügels befand sich der Gerichtshof des
Areiopagos und der Tempel der Semnai (Eumeni-
den) ytit dem Grabe des Oidipns, in der Nähe
das Kyl 0 nei 0 u (Kvlcövst-ov), ein Erinnerungs¬
zeichen an die Blutschuld, welche die Athener
durch die Ermorbung bes Kylon (s. b.) unb seiner
Anhänger auf sich gelaben; füblich bavvu ein
Tempel bes Ares, näher ber Burg zu ber Altar
ber 12 Götter unb bie Bildsäulen des
Harmodios und Aristogeiton. Den südwest¬
lichsten Punkt der Stadt bildete ein hoher, ziemlich
steiler Felshügel, nach dem angeblich hier begra¬
benen Sänger Mnsaios Museion (zo MovgsCov)
genannt, von Demetrios Poliorketes befestigt und