Full text: Reallexikon des classischen Alterthums für Gymnasien

der Consul auf Vorschlag des Senats {Cic. Sest. 
14. Vat. 15. Liv. 44, 18.) aus der Zahl der ge- 
wesenen Beamten und verwandte sie nach Belie¬ 
ben; jeder Consul hatte meistens zwei Legaten, 
deren jeder 3 Lictoren führte. Liv. 29, 9. Cic. 
ad fam. 12, 30. Die eigentlichen Anführer der 
Legion aber waren die Kriegstribnnen, deren 
6 bei jeder Legion standen. Ihr Befehl wechselte 
so, daß aus 2 Monate 2 alle Tage sich ablösten, 
so daß jeder im Jahre zweimal auf 2 Monate 
an die Reihe kam und sowol im Sommer an dem 
Felddienste als auch im Winter an dem Lager¬ 
dienste Theil hatte. Liv. 40, 41. Ebenso war es 
mit den Präseeten der Bundesgenossen; dre 
übrigen dienten zu Adjutanten des Feldherrn; über 
ihre Verpflichtungen im Lagerdienste vgl. Disci- 
plina militaris, 8. Das Abzeichen ihres Am¬ 
tes war ein goldener Ring, im Lager besaßen sie 
3 eine Wache. — Unter den Subalternossicieren (du- 
ces minores) nahmen die Centurionen die erste 
Stelle eilt. Sie waren Anführer der Centurien, 
deren jeder Mauipel 2 hatte. Sie wurden durch 
die Tribunen aus der Zahl der eingestellten hastati, 
principes und triarii dergestalt ernannt, daß die 
ersten 10 jeder Waffengattung centuriones prio¬ 
res und die letzten 10 cent. posteriores hießen. 
Je ein cent. prior und posterior befehligten zu¬ 
sammen einen Manipel, jener die eine Centurie 
auf dem rechten, dieser die andere auf dem linken 
Flügel, doch mit Unterordnung des letzteren; bei 
eintretenden Berhiuderuugsfällen des cent. prior 
verfah der cent. posterior die Stelle desselben. 
Den höchsten Rang unter den cent. priores nahm 
der von allen zuerst ernannte als Centurio des 
ersten Manipels der Triarier ein. Man sah bei 
ihm aus Kriegsersahruug und Tapferkeit, da er 
zugleich Mitglied des Kriegsraths war, in welchem 
die höheren Officiere (duces maiores), die Lega¬ 
ten, der Quästor und die Kriegstribunen, saßen, 
und ihm der Legionsadler anvertraut wurde. Er 
hieß zur Unterscheidung von den übrigen Cen¬ 
turio primi pili (die Manipeln der.Triarier 
hiessen pili), primipilus oder geradezu priinns 
4 Centurio. Liv. 1, 41. 25, 19. Die Centurionen 
der Hastati und Principes hießen: centurio primi 
hastati oder primus hastatus, secundus u. f. w., 
primus princeps u. f. w. Das Abzeichen der Cen¬ 
turionen war feit Scipio Aemilianus der Rebstock 
(vitis, daher vite donari), außerdem in der 
Schlacht ein Helmbnfch. Ihr Dienst war die Auf¬ 
sicht bei den Lagerarbeiten, Einübung der Mani¬ 
peln in Waffen und Märschen und die Visitirnng 
der Wachen. Unter den Centurionen standen als 
Unterofsteiere die optiones, ebenfalls 2 bei je¬ 
dem Manipel; ihre Stellung war am Ende der 
Centurie, daher heißeu sie als Zugschließer bei 
den griechischen Schriftstellern oygayoi, früher 
nannte man sie auch accensi. Ursprünglich wur¬ 
den sie von den Tribunen bestimmt, später über¬ 
ließ man ihre Wahl den Centurionen selber, frecher 
optio von optare. Außerdem erwählten die Cen¬ 
turionen sich aus ihrem Manipel 2 krästige und 
tüchtige Soldaten zu Fahnenträgern, signiferi 
oder vexillarii von vexillum, der Standarte des 
Manipels. Der zweite diente als Ersatzmann des 
ersten, wenn derselbe verwundet oder gesangen 
war. Endlich war noch über je 10 Mann ein 
decurio (decem) als Unteranführer gesetzt. — 
Real-Lexikon des class, Alterthums. 5. Aufl. 
Bei der Legionsreiterei (300 bei jeder Legion) war 
der praefectus equitum Anführer. Er hatte 
30 decuriones unter sich, von denen jeder je 
10 Mann, die ersten 10 überdies noch die Türmen 
(jede von 30 Reitern) commandirten. — Nachdem 5 
die Einteilung der Legion nach den 3 verschie¬ 
denen Waffengattungen verwischt war und die 30 
Manipeln der Legion 10 Kohorten bildeten, er¬ 
hielten sich doch die früheren Benennungen der 
Centurionen, z. B. octavus princeps, primus ha¬ 
status. Caes. b. c. 1, 46. Durch die eingetretene 
Wichtigkeit und den Vorrang der ersten Cohorte 
mußte aber auch das Ansehen aller Centurionen 
derselben steigen, daher sind die von Cäsar so viel¬ 
fach erwähnten centuriones primorum ordinum 
{b. g. 1, 41. 5, 28. 37. b. c. 1, 74.) oder primi 
ordines (ft. g. 5, 30. 6, 7.) nicht mehr die oben 
angegebenen: primus pilus, primus hastatus 
prior, primus princeps prior, fondern sämmtliche 
Centurionen der ersten Cohorte (vgl. Tac. hist. 
3, 22), die nunmehr auch Mitglieder des Kriegs¬ 
rathes waren. Caes. b. g. 5, 28. Ueberhanpt trat 
die Tüchtigkeit und das Ansehen der Centurionen 
viel mehr hervor, seitdem man in den letzten 
Zeiten der Republik anfing, bei der Besetzung des 
Tribnnats weniger auf militärische Erfahrung und 
auf Verdienst zu sehen, als aus Gunst und Geburt, 
da junge vornehme Leute, namentlich aus dem 
Ritterstande {Caes. b. g. 3. 7. 10.), sogleich im zwei¬ 
ten {Cic. Brut. 89, 304.), ja sogar im ersten 
Dienstjahre {Hör. sät. 1, 6, 48.) zu Tribunen er¬ 
nannt wurden. Daher kam es auch, daß^Cäsar 
anstatt der beiden Tribunen, die zur Zeit Führer 
der Legion sein sollten, den einzelnen Legionen 
tüchtige Leute aus der Zahl der Legaten zu An¬ 
führern gab. Caes. b. g. 2, 20. 5, 24. 7, 45. 
Augustus erhob diesen Gebrauch zu einer festen C 
Einrichtung und ernannte zu Commandeure» der 
eiuzelueu Legionen die legati {Tac. ann. 1, 44. 
4, 73. 14, 32.) oder praefecti legionurn {hist. 
l’ 82.), die zum Unterschiede von den iegatis 
consularibus, den Statthaltern der Provinzen, 
auch legati praetorii {Tac. Agr. 7.) hießen, weil 
sie gewöhnlich ans der Zahl der prätorischen 
Männer genommen wurden. Unter ihnen befeh¬ 
ligten die Tribunen, die jedoch in gefährlichen 
Kriegszeiten auch jetzt wol noch die eigne Führung 
der Legion übertragen erhielten. Tac. hist. 3, 9. 
Sie wurden ebenfalls vom Kaiser ernannt {Suet. 
Tib. 41.), waren aber im Allgemeinen ohne be¬ 
sondere tüchtige Kriegserfahrung, weil die Söhne 
der Senatoren {Suet. Oct. 38.) und Ritter mit 
dieser Würbe ihre kriegerische Laufbahn begannen; 
nnd da die ersteren das Recht hatten, mit An¬ 
nahme der männlichen Toga auch den latus cla- 
vus an der Tuuica zu tragen, so unterschied man 
dietribuni laticlavii von den angusticlavü. 
Suet. Oth. 10. Seit Claudius war der Andrang 7 
der jungen Leute zum Tribuuate so groß, daß 
die wirklichen Stellen im Heere gar nicht mehr 
ausreichten, weshalb er denn überzählige Tri¬ 
bunen (supra nunieruni, imaginariae militiae 
genus, Suet. Claud. 25.) ernannte. Um so mehr 
mußten jetzt die Centurionen Erfahrung besitzen 
und um so höheres Ansehen genießen, namentlich 
die centuriones primorum ordinum. Ihnen wur¬ 
den von Augustus bie Augustales, von Vespasiau 
Flaviales genannt, als außerorbeutliche (extra- 
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