Full text: Deutsche Dichtung in der Neuzeit (Abt. 2)

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6. Es sitzt die Königin hoch und klar 
Auf unvergänglichem Throne, 
Die Stirn umkränzt sie sich wunderbar 
Mit diamantener Krone; 
Drauf schießt die Sonne die Pfeile von Licht, 
Sie vergolden sie nur und erwärmen sie nicht. 
6. Punschlied. 
(1803.) 
1. Vier Elemente 
Innig gesellt 
Bilden das Leben, 
Bauen die Welt. 
2. Preßt der Citrone 
Saftigen Stern! 
Herb ist des Lebens 
Innerster Kern. 
3. Jetzt mit des Zuckers 
Linderndem Saft 
Zähmet die herbe, 
Brennende Kraft! 
4. Gießet des Wassers 
Sprudelnden Schwall! 
Wasser umfängst 
Ruhig das All. 
5. Tropfen des Geistes 
Gießet hinein! 
Leben dem Leben 
Giebt er allein. 
6. Eh es verduftet, 
Schöpfet es schnell! 
Nur wenn er glühet, 
Labet der Quell. 
7. An die Freunde. 
(1802.) 
1. Lieben Freunde, es gab fchönre Zeiten 
Als die unsern, das ist nicht zu streiten, 
Und ein edler Volk hat einst gelebt. 
Könnte die Geschichte davon schweigen, 
Tausend Steine würden redend zeugen, 
Die man aus dem Schoß der Erde gräbt. 
Doch es ist dahin, es ist verschwunden, 
Dieses hochbegünstigte Geschlecht. 
Wir, wir leben! Unser sind die Stunden, 
Und der Lebende hat recht. 
2. Freunde, es giebt glücklichere Zonen 
Als das Land, worin wir leidlich wohnen, 
Wie der weitgereiste Wandrer spricht. 
Aber hat Natur uns viel entzogen, 
War die Kunst uns freundlich doch gewogen, 
Unser Herz erwärmt an ihrem Licht. 
Will der Lorbeer hier sich nicht gewöhnen, 
Wird die Myrte unsers Winters Raub, 
Grünet doch, die Schläfe zu bekrönen, 
Uns der Rebe muntres Laub. 
3. Wohl von größerm Leben mag es rauschen, 
Wo vier Welten ihre Schätze tauschen, 
An der Themse, auf dem Markt der Welt. 
Tausend Schiffe landen an und gehen;
	        
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