Full text: Reallexikon des classischen Alterthums für Gymnasien

Ocriculum — Octavianys. 
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den Griechen smocpvQiu-, dieselben arbeiteten die 
Beinschienen zuweilen auch ans edlen Metallen, 
weshalb die Achaier bei Homer immer svHvrjuidss 
heißen. Vgl. Waffen, 3. 4. 
Ocriculum, ’Ozptxo^c:, wohlhabendes Muni- 
cipium in Umbrien, unweit bet JIMnbung bes 
Nar in ben Tiber an letzterem Flusse, an ber 
slaminischen Straße. Noch jetzt stnben sich zwei 
Millien vom heutigen Otricoli Ruinen von Tem¬ 
peln, Amphitheatern, Bäbern, Wasserleitungen. 
Liv. 9, 41. 22, 11. 30, 19. Vgl. Cie. Mil. 24. 
Plin. 3-, 5, 53. Tac. hist. 3, 78. 
Octaviänus, C. Julius Cäsar, war geboren 
am 23. Sept. 63 v. C. Veil. Pat. 2, 36. Sei¬ 
nen Vater C. Octavius verlor er wenig über 4 
Jahre alt (Suet. Oct. 8.) unb würbe bann im 
Hause seiner Großmutter Julia erzogen, bis seine 
Mutter Attia (Tochter einer jüngeren Schwester 
bes C. Julius Cäsar) sich mit bem L. Mareins 
Philippus wieber vermählte. Sein kinberloser 
Großoheim Cäsar nahm sich bes Knaben eifrig 
an, ber, 12 Jahre alt, seiner Großmutter eine 
Leichenrebe hielt (Suet. Oct. 8.) ittib am 18. 0c- 
tober 48 v. C. bie männliche Toga empfing, sowie 
balb auch Pontifex wurde. Kränklichkeit verhin¬ 
derte ihn an dem afrikanischen Kriege Theil zu 
nehmen, doch war Cäsar bemüht, ihn auf andere 
Weise, durch Begnadigung vieler Pontpejauer auf 
seine Fürbitte, beliebt zu machen; ohne sein 
Wissen adoptirte er ihn auch und setzte ihn zum 
Erben ein. In Apollonia, wo er sich der Studien 
wegen und um sich mit dem für den Partherkrieg 
bestimmten Heere bekannt zu machen, aufhielt, 
traf ihn die Nachricht von Cäsars Ermordung. 
Schnell eilte er nach Rom, nannte sich C. Julius 
Cäsar Oetavianus und nahm die Erbschaft des 
Cäsar in Anspruch. Das Volk nahm ihn freudig 
auf (Cie. ad Att. 14, 12, 2.), Antonius aber mit 
Kälte und fast mit Hohn, indem er behauptete, 
das nachgelassene Vermögen Cäsars bestehe nur 
in Schulden, zu deren Deckung O. mittelst seines 
eigenen Vermögens schritt. Schon jetzt war trotz 
scheinbarer Versöhnung ein Bruch mit Antonius 
unvermeidlich. 0. schloß sich an den Senat an 
(obwol dieser die Mörder Cäsars noch schützte), 
um so im Verein mit den angesehensten Optima¬ 
len, unter ihnen Cicero, dem Antonius entgegen¬ 
zutreten, der den Decimus Brutus aus Gallien 
zu verdrängen suchte und denselben in Mutina 
belagerte. In dem Kriege (bellum Mutinense) 
43 v. C. erhielt O. gleiche Macht mit den Consuln 
Hirtius und Pausa, welche beide in dem siegreichen 
Kampfe fielen. Als ihm nun der Triumph und 
die Confulwürde vom Senat verweigert wurden, 
zog er mit seinem Heere gegen Rom, besetzte die 
Stadt, bemächtigte sich des Staatsschatzes und 
erzwang seine Wahl zum Consul am 19. August 
43; mit ihm war Q. Pedins Consul. Gegen die 
Mörder Cäsars wurde nun die Aechlung und 
Einziehung ihrer Güter durchgesetzt. Da O. weder 
dem vereinigten Heere des Brutus und Cassius, 
noch bem Antonius unb Lepibus gewachsen war, 
so schloß er sich nach kluger Ueberlegung an Le¬ 
pibus unb Antonius an, nachbetn bereu Aechtung 
ausgehoben war. Als triumviri rei publicae 
constituendae nahmen sie für 5 Jahre bie höchste 
von Senat unb Volksversammlung unabhängige 
Gewalt für sich in Anspruch. Durch Proscripliou 
ber angesehensten Männer würbe biefer Bunb 
besiegelt, es begann ein Blutbad und ein Ge¬ 
metzel, ärger als zu Sulla's Zeit; die drei Henker- 
gaben einander die eigenen Freunde und Ver¬ 
wandten Preis: so opferte O. den Cicero dem 
bittern Hasse bes Antonius. Als enblich bas 
Blutbab aufhörte, unb bie zur Kriegführung nö¬ 
thigen Summen erpreßt waren, begann ber Zug 
gegen bie Mörder des Cäsar unter Anführung 
des Antonius unb O. Schnell rückten beide dem 
Brutus und Cassius entgegen. Im Anfange des 
December 42 trafen die Heere bei Philippi auf¬ 
einander, Brutus drang siegreich vor, Cassius 
aber, von den Truppen des Antonius (O. nahm 
wegen einer Krankheit nicht selbst am Kampfe 
Theil) zurückgeworfen, gab sich in unzeitiger Ver¬ 
zweiflung den Tob. Ein gleiches that Brutus 
nach einer 20 Tage später für ihn unglücklich 
ausgefallenen Schlacht, gleichfalls bei Philippi. 
1 Plut. Brut. 38—52. Mit ber Schlacht bei Phi¬ 
lippi war bas Schicksal der Republik entschieben: 
nur ob O. ober Antonius bie Alleinherrschaft 
behaupten werde, war noch ungewiß. — Nach ber 
Schlacht trennten sich bie Sieger: Antonius' sollte 
im Osten das den Truppen versprochene Geld er¬ 
pressen, O. in Italien den Veteranen die ver¬ 
sprochenen Aecker vertheilen. O. erhielt von den 
Provinzen Hispauien und Numidien, Antonius 
das jenseitige Gallien und Asriea. 0. fand be¬ 
deutende Schwierigkeiten bei der Ackervertheilung; 
denn die alten Besitzer verlangten Entschädigung, 
und die Veteranen waren mit dem Erhaltenen 
nicht zufrieden. Da nahmen Fulvia, des Anto¬ 
nius Gemahlin, und besten Brnber L. Antonius, 
beide eifersüchtig aus ben wachsenben Einfluß 0.'s, 
sich ber Beraubten au unb versprachen ben Vete¬ 
ranen Entschäbigung in Gelb. Dazu kam Hungers¬ 
noth in Italien, ba S. Pompejus die Zufuhr 
abschnitt. Die Veteranen gewann 0. durch geeig¬ 
nete Vorstellungen für sich, allein die Beraubten 
und im Ganzen 17 Legionen standen den 10 des 
0ctaüian entgegen. Anfangs nahm nun L. An¬ 
tonius dem Lepidus allerdings Rom ab und er¬ 
klärte zu allgemeiner Freude das Triumvirat für 
ausgelöst, allein bald ward er sehr gedrängt und 
gezwungen, sich nach Perusia zu werfen (bellum 
Perusinum). Dort vom Herbst 41 bis zum Früh¬ 
ling 40 eingeschlossen und durch schreckliche Hun¬ 
gersnoth gezwungen, mußte L. Antonius sich und 
die Stadt gegen freien Abzug ergeben; die Pe- 
ntfiner aber wurden meist ermorbet unb 300 ber 
Vornehmsten ließ 0. an ben Iben bes März als 
Sühnopfer am Altar bes Cäsar tobten. Suet. 
Oct. 15. App. b. c. 5, 30—34. Die Stabt würbe 
geplünbert unb verbrannt. Dies war der letzte 
Act der Grausamkeit 0.'s. — 0bwol er nun im 
Besitz Roms und ganz Italiens, sowie Herr über 
40 Legionen war, machte der Mangel einer Flotte 
es doch ihm bedenklich, als M. Antonius, der 
nach Italien zurückgekehrt war, sich mit ©. Pom¬ 
pejus, der Sicilien, Sardinien unb Corsica erobert 
hatte, gegen ihn in Unterhaublungen einließ; aber 
ber Tob ber Fulvia beschleunigte einen burch Ver¬ 
mittelung bes Coceejus, Pollio unb Mäcenas 40 
! zu Brundisium geschlossenen Vergleich, wo man 
sich Vergessen alles Geschehenen unb Friebe unb 
Frennbschast gelobte. App. b. c. 5, 60—64. Hör. 
sät. 1, 5, 27. Zur Befestigung ber Frennbschast
	        
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