830 Paeanius
Bernsteinfluß Eridanos, den jedoch schon Herodot
(3, 115.) für eine Erfindung der Dichter erklärte,
die daher entstanden sein mochte, daß der aus
dem Landwege hieher gekommene Bernstein an
der Padnsmündnng von phoinikischen Schiffen ein¬
genommen wurde. Der P. entspringt auf den
Alpeu, nach Plinins (3, 16, 20.) an dem Mons
Vesulus (j. M. Biso), strömt anfangs südlich,
dauu östlich durch das cisalpinische Gallien, von
vielen Nebenflüssen vergrößert. Die bedeutendsten
find links: Clisins, Dnria minor, ©turn, Orgns,
Dnria major, Sessites, Novaria, Ticiuus, Olonna,
Lambrus, Addua, Sarius, Ollius, Mincius;
rechts: Tauarus, Odubria, Varusa, Trebia, Ta-
rus, Parma, Gabellus, Sculteuua, Rhenus, Si-
larus, Satermls u. a. m. Er war weit hinauf
schiffbar und nach dem Schmelzen des Alpen¬
schnees sehr wasserreich, so daß er sogar große
Ueberschwemmuugen anrichtete. Nach Polybios
theilte er sich bei Trigaboli (beim heutigen Fer¬
rara) in 2 Hauptarme, den nördlicheren Padoa,
den südlicheren Olana. Plinius nennt später 7
Mündungen, zum Theil durch Kunst gegrabene
Canäle. Pol. 2, 17, 34. 32, 2. 3, 40, 5. Caes.
1). g. 5,24. Hör. epod. 16, 28. Strab. 5, 212 ff.
Paeanius f. Paianios.
Paeligni (Peligni), sabinischer Volksstamm in
Mittelitalien, welcher südwestlich an die Marser,
nördlich an die Mamtciner, südlich an Samnium
und die Frentaner (Fluß Sagrus), östlich gleich¬
falls au die Frentaner stieß. Ihr Land, das
heutige Thal von Sulmoua, enthielt die Städte
Corfinium und Sulmo; der Hasen Aternum
gehörte ihnen gemeinschaftlich mit den Vestinern
nnd Marrucinern. Die P. waren ein tapferes
Bolk, das nach manchen Kämpfen mit den Römern
(Liv. 9, 41.) nebst Marfern, Marrucinern, Fren-
tanern mit denselben ein Büuduiß schloß. Liv.
9, 45. Später nahmen sie am Bundesgenossen¬
kriege Theil, nach dessen Beendigung sie wenig
mehr genannt werden, z. B. bei Tacitus (hist. 3,
59.), wo sie für Vefpasianus Partei nehmen.
Paemäni, belgisches Volk in Gallien, östlich
von der Maas, in der Gegend des heutigen Lüt¬
tich, die nach Cäsar (b. g. 2, 4.) mit den Con-
vruseu, Cärosen und Ebnronen 40,000 M. stellten.
Der Name ist erhalten in der Landschaft Famene.
Paenüla f. Kleidung, 10.
Paestum, IJatorov, hieß nach der Benennung
der Lncaner die früher Pof eidonia genannte Stadt
an der Westküste Lucaniens, 5 Millien südlich
von der Mündung des Silarus. Sie war eine
Colonie der Sybariten vom I. 524 v. C. Anfangs
wenige Meilen von dem Vorgebirge Poseidion am
Meerbusen gleiches Namens gelegen, ward sie
später wegen des schlechten Wassers weiter ins
Innere versetzt; ihre Bedeutung stieg erst nach
Zerstörung der Mutterstadt, später aber, zwischen
438 nnd 424, verlor sie durch die Lueauer ihre
Selbständigkeit und ihren hellenischen Charakter
und Namen; ein jährliches Trauertest erinnerte
die Bewohner daran. Athen. 14, 632. Schon
vor Tarent geneth P. in die Gewalt der Römer,
melche es 294 durch Latiner colonisirten. Der
Tempel der argivischen Here lag 50 Stadien
südlich von der Stadt. Die nordwestlich von Ca-
paccio liegenden, höchst bedeutenden Ruinen der
1 Stunde Umsang habenden Mauern, dreier
— Pagani.
Tempel, des Theaters sind erst seit 1750 genauer
bekannt geworden.
Paetus, ein mehreren Familien der Aelii, An-
touii, Caesennii, Fulvii, Papirii u. s. w. beige¬
legter Beiname: 1) Q. Aelius P., Cousul im
I. 167 V. C., durchzog verwüstend das lignrische
Gebiet. — 2) S. Aelius P. Catus, Cousul mit
T. Qninctius Flamininns 198 v. C. (Liv. 32, 7.
Plut. Flatn. 2.), Censor mit C. Corn. Cethegus,
194 v. C. (Liv. 34, 44. 35, 9.), ein gründlicher
Jurist und edler Mensch, der commentarii de
iure civili schrieb und wegen seiner ausgezeich¬
neten Rechtskenntniß von Ennius den Beinamen
catus erhielt. Cic. Brut. 29. tusc. 1, 9. Cat. m.
9. — 3) Cäeina P., Cousular, nahm unter dem
Kaiser Claudius an einer Verschwörung Theil und
wurde deshalb vor Gericht gestellt. Als seine
Gemahlin Arria sich mit den Worten: „Pätus,
es schmerzt nicht (Paete, «non dolet)", selbst den
Dolch ins Herz stieß und ihn dann dem Pätus
hingab, tödtete er sich mit demselben Dolche. Plin.
ep. 3, 16. Dio Cass. 60, 16. — 4) Thrasea
Pätus, s. Tkrasea. — 5) s. Papirii, II, D, 3.
Pagai, IlayaL, Tlriyccl, feste Handelsstadt in
Megaris am alcyonischen Busen, an der Ostseite
des Vorgebirges Olmiai, 120 Stadien nordwest¬
lich von Megara, dem sie an Wichtigkeit im Lande
zunächst stand. Thue. 1, 103. 107. 111. 115. 4,
21. 66. Plut. Arat. 44. Strab. 8, 380.
Paganälia, ein altes, von Servius Tullius
angeordnetes Fest der Römer, das die Genossen
eines Pagns an dem gemeinsamen religiösen
Mittelpuncte am 24. Januar feierten. Tellus und
Ceres wurden dabei besonders verehrt. Um die
Zahl der Bevölkerung zu erfahren, hatte Servins
Tullius verordnet, daß bei diesem Feste jede ein¬
zelne Person, auch Frauen und Kinder, ein Geld¬
stück bezahlte. Die Paganalien dauerten fort,
auch als die Bedeutung der alten pagi sich längst
verloren hatte, behielten aber immer ihren ur¬
sprünglichen plebejischen Charakter. Ov. fast. 1,
669 ff. Cic. pro dom. 28.
Pagani, Pagus. Pagus hieß ein ländlicher
District, eine Bauerugemeinde, im Gegensatz zn
vicus, dem einzelnen Banerhof. Entweder gehörte
der pagus (etwa unser „Dorf") zu einer größeren
Stadt als dem gemeinsamen Mittelpunete, oder
der pagus bildete eine selbständige Unterabthei¬
lung eines Landes, z. B. die pagi der Marser
(entsprechend unserm Gau oder Bezirk). Die Be¬
wohner eines pagus hießen pagani und bildeten
eine kleine res publica mit gemeinsamem Eigen¬
thum und gemeinsamen Heiligtümern. Die Vor¬
steher hießen magistri, welche Gemeindeversamm¬
lungen beriefen, deren Beschlüsse ausführen und
überhaupt die Angelegenheiten der Gesammtheit
besorgen mußten. Wenn in Rom von pagani die
Rede ist, so sind nicht Dorfbewohner gemeint,
sondern Bürger, welche Stadttheile bewohnen, die
in der Urzeit Roms pagi außerhalb der Stadt
(welche die montes in sich faßte) gewesen waren.
Die Ueberreste der alten Verbindung erhielten
sich, obwol die pagani endlich weiter nichts waren,
als plebejische Korporationen, welche an dem al¬
ten religiösen Mittelpunct sacra begingen (pa-
ganalia, s. d.). — Wegen des friedlichen Cha¬
rakters der pagani braucht man dieses Wort im
Gegensatz zu milites. Veg. 2, 23. Suet. Oct. 27.