Full text: Reallexikon des classischen Alterthums für Gymnasien

qgO Quintilianus. 
sandte ihn der Senat an den Prnsias von Bi- 
thynien mit einem Aufträge wegen Hannibals 
Auslieferung. Lic. 39, 51. Seine späteren Jahre 
verlebte er in stiller Znrückgezogenheit. Abhand¬ 
lung von Gerlach (1871). — 2) Sein Bruder, L. 
Quint. F lam., Prätor im I. 199, folgte sei¬ 
nem Bruder im folgenden Jahre als Legat nach 
Griechenland (Liv. 33, 17.) und befehligte die 
Flotte. Für seine dortigen Verdienste bekam er 
192 (Liv. 35, 10.) das Consulat und Ligurien 
als Provinz. Im I. 184 stieß ihn der Censor 
Cato wegen eines dort begangenen Verbrechens 
ans dem Senat, doch begnadigte ihn das Volk. 
Liv. 39, 42 u. 43. (nach verschiedenen Erzählun¬ 
gen). PluL Fl am. 18. — D) Dazu kommen noch 
folgende Qnintier, deren Familienzweige plebejisch 
waren: 1) P. Quint., von Cicero im I. 81 in 
einer causa privata vertheidigt. Cic. Quint. 31. 
— 2) L. Quint., Volkstribun im I. 74 v. C 
und Gegner des Lncnll in dessen Consnlate. Cic. 
Brut 62. Gegen Cicero trat er in dem Processe 
des Clnentins auf, da er den Oppianikns ver¬ 
theidigte. Cic. Cluent. 27, 74. — 3) T. Quint. 
Scapula, erregte in Hifpanien den Krieg gegen 
Cäsar. Cic. ad faxn. 9, 13. — 4) Quint.Hir- 
pinus, ein Freund des Horaz, an den der Dich¬ 
ter eine Ode (2, 11.) richtete. — 5) Quint. At- 
ticns, bekleidete unter Vitellins im I 69 n. C. 
das Consulat und trat später aus die Seite des 
Vespasian. Tac. hist. 3, 73. 75. — 6) Quint. 
Atta s. Atta. , 
Quintilianus, M. Fab ins Quint, (denn io 
wird der Name richtiger geschrieben , als in der 
mehr altertümlichen nnd durchaus nicht genügend 
beglaubigten andern Form Quinctilianus), ein 
Schriftsteller aus der 2. Hälfte des 1. Jahrh. n. 
C., über deffen Lebensverhältnisse uns nur wem ge 
Zeugnisse erhalten sind. Daß Calagurris in Hi- 
spanien und nicht Rom sein Geburtsort gewesen, 
ist wol nicht mehr zu bezweifeln; weniger sicher 
ist die Angabe seines Geburtsjahres. Früher hat 
man das Jahr 42 angenommen, es ist indessen 
besonders aus seinen eigenen Erwähnungen des 
im I. 59 verstorbenen Domitius Afer wahrschein¬ 
lich, daß diese Zeit um einige Jahre zu spät ist, 
und daß das Jahr 35 als das wahrscheinliche 
Geburtsjahr gelten kann. Seines Vaters gedenkt 
er (9, 3, 73.), woraus hervorgeht daß derselbe 
ein Rhetor gewesen ist. Wenn er auch bisweilen 
seinen Jugendunterricht erwähnt (1,2, 23. 2, 4, 
26.), so macht er doch seine Lehrer nirgend nam- 
l)ast; nur die ausgezeichneten Redner nennt er, 
die zu hören er Gelegenheit gehabt hat, wie Ju¬ 
lius Africauus (10, 1, 118. 12, 11, 3.), Servillus 
Novianns (10, 1, 102 ), Galerius Trachalus, -8t-- 
bius Crispus, Julius Secundus (12, 9, Ü.). 
Nachdem er um das Jahr 59 nach Hispanien zu¬ 
rückgekehrt war, hielt er sich daselbst bis zum 
Jahre 68 auf, in welchem ihn Galba wieder nach 
Rom mit sich zurücknahm. Seit dieser Zeit be¬ 
gann er ht Rom theils als Sachwalter anfzntte- 
ten theils rhetorischen Unterricht zn ertheilen. 
Daß er ans dem Forum in Prozeßfachen geredet, 
sagt er 4, 2, 86., unb an einer andern Stelle 
(7, 2, 24.) beklagt er sich über die Nachlässigkeit 
der Stenographen, welche seine Reden in ganz 
verfälschter Form unter das Publicum gebracht 
hatten. Von ihm selbst war nur eine Rede in 
causa Naevii Arpiniani veröffentlicht, was er 
ductus iuvenili cupiditate gloriae gethan hatte. 
Anderer Proceßreden, wie pro Regina Berenice 
(4, 1, 19.) und einer Erbschaftsklage (9,2, 73.), 
gedenkt er beiläufig. Als Lehrer der Beredsam¬ 
keit gelangte er zu hohem Ansehen (Mart. 2, 90, 
1 ff.), so daß sein Name sprichwörtlich gebraucht 
wurde. Juv. 6, 75. 280. 7, 186. 189. Und als 
Vespasian Gehalte für die Lehrer aus dem Fiscus 
anwies (Suet. Vesp. 18.), neben welchen natürlich 
das Honorar der Schüler bestehen blieb, hat 
Qnintilian dieses zuerst empfangen (primus Ro- 
mae publicam scholam aperuit et salavium e 
fisco accepit et claruit). Unter seinen Schülern 
sind die berühmtesten der jüngere Pliuius (ep. 2, 
14, 10. 6, 6, 3.) und die Enkel der Schwester 
Domitians, Domitilla, welche mit Clemens ver¬ 
heiratet war (4, prooem. 3.). Ans diesem Un¬ 
terrichte sind die libri duo artis rhetoricae 
(prooem. 1, 7.), vielleicht auch die wider seinen 
Willen bekannt gemachten Sermones (3, 6, 68.) 
hervorgegangen; eine Frucht seiner Studien war 
auch die Schrift de caussis corruptae eloquen- 
tiae (6, prooem. 3. 2, 4, 42. 10, 3. 6, 12, 23. 
8, 6, 76.), welche man irriger Weise in dem Dia¬ 
loge des Tacitns de oratoribus wieder zu erken¬ 
nen vermeint hat. Nach zwanzigjährigem öffent¬ 
lichem Lehramts trat er von demselben zurück 
(prooem. 1, 1.), etwa um 91, und erhielt bald 
darauf durch Domitian consularia ornamenta. 
In dieser Zeit begann er, von vielen Seiten auf¬ 
gefordert, die Abfassung des umfassenden Werkes 
de institutione oratoria, das innerhalb zweier 
Jahre vollendet, dann aber einer wiederholten 
Feile und Durchsicht unterworfen wurde. Jeden¬ 
falls ist es vor dem Tode Domitians, der 96 er¬ 
folgte, vollendet, denn nur so lassen sich die auf¬ 
fallenden Schmeicheleien gegeu diefen Kaiser (4, 
1, 2. 10, 1, 91.) und das bereitwillige Eingehen 
aus die Verdächtigung der Philosophie, welche 
gerade unter dieser Regierung den heftigsten Ver¬ 
folgungen ausgesetzt war, erklären wenn auch 
nicht entschuldigen. Dem Werke geht eine kurze 
Zuschrift an ben berühmten unb unserem Schrift¬ 
steller befreundeten Buchhändler Trypho voraus, 
auf welche die Dedication au den Rhetor Mar¬ 
cellus Victorius folgt, dessen Sohn Quintiliau 
unterrichtet hatte (1, prooem. 6. 4, prooem. 1.). 
Von seiner Gattin, die ihm im noch nicht vollen¬ 
deten 19. Lebensjahre durch den Tod entrissen 
wurde, hatte er 2 Söhne, von denen der eine int 
5., der andere im 10. Lebensjahre starb, worüber 
er seinen tiefen Schmerz im prooemium zum 6. 
Buche ausspricht. Sein eigenes Todesjahr läßt 
sich nicht nachweisen; 118 n. C. erscheint als 
viel zu spät. — Den Inhalt der 12 Bücher 
de institutione oratoria gibt Qnintilian (1, 
prooem. 21.) also an: über primus ea quae 
sunt ante officium rhetoris continebit. Secundo 
prima apud rhetorem elementa et quae de 
ipsa rhetorices substantia quaeruntur traeta- 
bimus. Quinque deinceps inventioni, nam huic 
et dispositio subiungitur, quattuor elocutioni, 
in cuius partem memoria ac pronuntiatio ve- 
niunt dabuntur. Unus accedet, in quo nobis 
orator ipse informandus est, ut, qui mores 
eins, quae in suscipiendis, discendis, agendis 
caussis ratio, quod eloquentiae gonns, qnis
	        
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