§ 16. Anläufe zur Einigung Italiens. 103
28 Jahren die damals zugedachten Dienste leisten. Die
äußere Ruhe war bald wieder hergestellt, im Ganzen mit
Milde; nur der Herzog von Modena strafte streng durch
Hinrichtung Menottis und seiner Genossen.
Die Mißstände aber wurden nicht abgeschafft; daher
trat auch keine Befriedigung ein, vielmehr vereinigten sich
immer entschiedener alle strebsamen Geister im Haß gegen
die Fremdenregierung, ohne welche die Revolution freien
Lauf gehabt hätte. „Tod den Deutschen!" wurde ihr
Feldgeschrei, und Mazziui sorgte durch seine Mitverschwo¬
renen, bald von London, bald von der Schweiz aus, daß
der nationale Gedanke stets wach blieb und sich ausbrei¬
tete. Auch Karl Albert, 1831—49 König von Sar¬
dinien, wurde ein Hoffnungsstern für genügsamere Ge¬
müther; er führte allerhand Verbesserungen im Innern
ein und machte Piemont zu einem wirksamen Herd der
Literatur, die im übrigen Italien geächtet war. Der
Philosoph Gioberti verbreitete da seine Träunie von
einem Bunde der italienischen Staaten unter dem Primat
des Papstes, wenn dieser sich erst von den Jesuiten los¬
sagen wollte; Balbo schrieb mit Warme die Geschichte
Italiens und sand Leser, die wünschten und hofften, Ita¬
lien werde auch wieder einmal Geschichte machen. — Und
nun besteigt, statt des finstern Gregor, der humane Graf
Mastai, als Pius IX., den päpstlichen Thron 16. Juni
1846. Wie liebenswürdig ließ sich doch dieser Freimaurer
und Hasser Oesterreichs an! Bald prangte sein Bild in
allen liberalen Häusern neben dem eines Gioberti; denn
er begnadigt die politischen Verbrecher und ruft Verbannte
zurück; die Presse darf sich freier bewegen (nur bleiben
die Bibelgesellschaften verflucht), und statt der greifen Kar¬
dinäle werden geschäftserfahrene Laien in die Verwaltung
berufen. Notabeln ans den Provinzen treten in den
Staatsrath, der weise Reformen vorschlagen soll, die
-Ltadt Rom erhält eine freisinnige Gemeindeverfafsnng,
und — es ist Ernst! — der milde Papst sucht sie zur
Bundesstadt für alle Regierungen Italiens zu machen.