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tierten sie Machtspräche; statt durch Worte zu überzeu¬
gen, suchten sie durch Waffen Furcht zu erwecken. —.
Allein der Bürgerstand war der zahlreichere, drei Vier¬
theile der ganzen Nation waren für ihn; und durch ganz
Paris herschte eine Begeisterung für die Wiederherstel¬
lung der allen Standen gleich vertheilten Rechte, daß
die beiden ersten Stande nachgeben mußten. Dies geschah
aber nur aus Furcht für den Augenblick. Böse Men¬
schen vom Adel selbst suchten indeß heimlich das Volk
immer mehr aufzureizen, daß es Ausschweifungen be¬
gehen mögte, die man mit Harte strafen könnte. Man
gewann die Polizei, Unordnungen des Volkes nicht z»
hindern; und machte dem König eine so schreckende
Vorstellung von der Wildheit der Bürger, daß dieser,
um seine eigene Erhaltung besorgt, Soldaten sich um
Paris her zusammenziehen hieß. Jetzt glaubte die
Hospartei gesiegt zu haben: allein gerade was sie zu
ihrem Schutz gewählt hatte, ward ihr Verderben. Die
französischen Soldaten wollten auf die Bürger nicht schie¬
ßen ; eine angebotene Vermehrung des Soldes schlugen
alle einmüthig ab : die allgemeine Liebe der Bürger be¬
lohnte sie. Wo sie öffentlich erschienen, ward ihnen
Beifall geklatscht und gerufen; man umarmte und kü߬
te sie öffentlich; die vornehmsten Bürger gingen mit ih¬
nen Hand in Hand. —
Man ließ jetzt deutsche Truppen in Paris einrü¬
cken, und durch die Straßen vertheilen. Dies ver¬
mehrte die Erbitterung, und reizte, Gewalt durch Ge¬
walt abzuwehren. Als seinen Liebling ehrte das Volk
den Minister Neck er. Dies machte ihn der Hofpar-
tei verhaßt; und man stellte ihn daher dem König als
das Haupt der Unruhen dar, die in Paris wütheten.
Der König schätzte Neckern selbst; allein durch die Vor¬
stellungen seiner Rathe, durch die Betheueruugen eines
Bruders dem er vertraute, durch dje Bitten einer Ge¬
ma-