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Bernadotte zum Thronfolger, Rußland lebte mit ihm in
Freundschaft — und nur das meerumflossene England wagte
noch ihm zu trotzen. Wie wird es, fragen wir, jetzt dem
kleinen Häuflein der Braunschweiger ergehen, die, von allen
Seiten von Feinden umringt, noch fern im B'öhmerlande
stehen?
Elftes Kapitel:
Der Zug der schwarzen Schar.
An demselben Tage, an welchem die Oesterreicher im
siegreichen Kampfe bei Aspern den Franzosen gegenüber¬
standen, am 21. Mai, dem ersten Pfingsttaze, überschritt
Herzog Friedrich Wilhelm mit seinen Schwarzen die säch¬
sisch-böhmische Grenze und zog in die Stadt Zittau ein.
Der König von Sachsen, der den Königstitel aus den
Händen Napoleons angenommen hatte und seitdem einer
seiner treuesten Verbündeten war, zögerte dennoch anfangs,
feindlich gegen die Braunschweiger vorzugehen, da er hoffte,
daß dieselben sein Gebiet bald wieder räumen würden;
da aber der Herzog keine Miene machte, Zittau sobald
wieder zu verlassen, so erhielt der sächsische Oberst von
Thielmann den Befehl, ihn mit Gewalt zu vertreiben. Der
Uebermacht weichend zog sich nun Friedrich Wilhelm wieder
nach Böhmen zurück; aber Thielmann beging nunmehr die
Unvorsichtigkeit, seinerseits die böhmische Grenze zu über¬
schreiten. Hierdurch wurden die Oeslerreicher veranlaßt,
ein Korps von nahezu 10000 Mann dem Herzog zu Hülfe
zu schicken, und am 10. Juni überschritt diese vereinigte
österreichisch-braunschweigische Armee abermals die Grenze
und rückte aus Dresden los, und bereits am 11. Juni
zogen diese Truppen siegreich in die sächsische Hauptstadt ein.
Hier erhielt der Herzog die Nachricht von^dem unglücklichen
Ausgang der Schlacht bei Wagram; aber noch hoffte er.