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Weser englische Schiffe bereit lägen, um ihn und seine
Schwarzen nach England zu führen. Für ihn lag jetzt
alles daran, die Weser zu erreichen, und deshalb mußte er
eine Verbindung der feindlichen Heere verhindern; denn
beiden zugleich wäre er nicht mit seinem geringen Häuflein
gewachsen gewesen. Er beschloß deshalb, noch ehe Gratien
heranrücken konnte, Reubell anzugreifen und sich mit Ge¬
walt den Weg zur Nordsee frei zu machen; und nachdem
er diese Absicht seinen Offizieren mitgeteilt hatte, gab auch
er sich einer kurzen Ruhe hin, wohl wissend, daß ein schwerer
Kampf in der Nähe seiner geliebten Hauptstadt ihm be¬
vorstand.
Zwölftes Kapitel:
3Utf dem Petriwalle.
Das Gerücht von dem Herannahen des Herzogs und
seiner schwarzen Schar hatte sich wie ein Lauffeuer in der
Stadt Braunschweig und in der Umgegend verbreitet, und
lange vorher, ehe die Krieger aus ihrem Lager bei Wolfen<
büttel aufbrachen, war die ganze Straße von einer viel¬
tausendköpfigen Menge bedeckt, denn jeder Braunschweiger
aus Stadt und Land hatte den Wunsch, das Antlitz des ge¬
liebten Landesherrn wieder zu sehen. Die westfälische Be¬
satzung von Braunschweig aber hielt es für geraten, die
Ankunft der Schwarzen nicht abzuwarten; sie rückte auf der
Straße nach Celle ab, um sich mit dem Korps des Generals
Reubell zu vereinigen, dessen Bortrab bereits bei Ohof an¬
gekommen war. Um aber die Ruhe in der Stadt aufrecht
zu erhalten, befahl der Präfekt Henneberg, daß die im
Jahre 1807 eingerichtete Bürgerwehr den Wachtdienst über¬
nehmen sollte. In einem Aufrufe an die Bürger empfahl
er ihnen außerdem die allergrößte Ruhe und Mäßigung,
denn Henneberg befürchtete nicht mit Unrecht dasselbe, was
auch Friedrich Wilhelm befürchtete, daß nämlich AuS-