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kannte die Treulosigkeit, die Doppelzüngigkeit des Korsen,
und die Antwort auf seine Friedensversicherungen war die
Kriegserklärung fast des ganzen Europa gegen ihn und sein
verblendetes Volk.
Jetzt war auch für Friedrich Wilhelm der Augenblick
des Handelns gekommen. Seine Armee war schlagfertig,
denn er hatte in der kurzen Friedenszeit nichts versäumt,
dieselbe vorzüglich ausbilden zu lassen. Die Soldaten, be¬
sonders die alten, die schon 1809 mitgefochten hatten, brannten
vor Begierde, gegen den alten Feind ins Feld ziehen zu
dürfen, und sie konnten kaum den 17. April, den zum Ab¬
märsche bestimmten Tag, erwarten. Es war bestimmt worden,
daß die Truppen der kleineren deutschen Staaten sich mit
den Engländern unter dem Oberbefehl des Herzogs von
Wellington vereinigen sollten, und so sollten denn auch die
Braunschweiger ihren Marsch geradewegs nach Brüssel
richten, wo Wellington sein Hauptquartier aufgeschlagen
hatte.
Die Vorbereitungen zum Aufbruch der Truppen hatten
Friedrich Wilhelm in den letzten Tagen verhindert, seinen
gewohnten Spaziergang in's weiße Roß zu machen, und
deshalb beschloß Stäffe, drei Tage vor dem Abmarsche,
selbst auf's Schloß zu gehen. Es drängte ihn, seinen Herzog
noch einmal zu sehen, ehe er aus dem Vaterlande schied;
er mußte ihm Glück wünschen und ihm Lebewohl sagen.
Es war Abend, als Stäffe ins Schloß trat und die breiten
teppichbelegten Treppen zum Arbeitszimmer des Herzogs
emporstieg; im Vorzimmer traf er den Oberkammerherrn
von Münchhausen, den ehemaligen Maire von Braunschweig
während der westfälischen Regierung. Müncbhansen ging
Stäffe entgegen und sagte: „Es ist gut, mein lieber Freund,
daß Ihr kommt. Ihr geht zum Herzog; Ihr könnt mir
einen großen Dienst erweisen. Ich bin bei Sr. Durchlaucht
verleumdet worden; man hat mich in anonymen Briefen
geschildert als einen Franzosenfremid, ja man hat mir vor¬
geworfen, mich auf unrechtmäßige Weise bereichert zu haben
währeud meiner Amtsthätigkeit als Maire dieser Stadt.
Ihr wißt es, wie unwahr diese Gerüchte sind; ich bitte