Full text: Der schwarze Herzog (7)

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dürftigen Ausschmückung der Wohnungen, besonders in 
denjenigen Straßen, welche die Königin bei ihrem Be¬ 
suche voraussichtlich berührte. 
Auch Ludwig May wankte, unterstützt von seinem 
Freunde, seiner Wohnung zu. In den Jubel der Be¬ 
völkerung vermochte er nicht mit einzustimmen, und es 
bedurfte der ganzen Ueberredungsknnst seines Begleiters, 
um ihn vor unvorsichtigen Aeußerungen, die ihm leicht eine 
Tracht Prügel hätten eintragen können, zurückzuhalten. 
In seinem Mansardenstübchen warf er sich angekleidet auf 
sein Bett, und während die getreue Bürgerschaft der Stadt 
alles für den würdigen Empfang des hohen königlichen 
Gastes vorbereitete, sank er in einen bleiernen Schlaf, aus 
dem er erst, als am andern Morgen die Sonne hoch am 
Himmel stand, mit wüstem Kops erwachte. 
Drittes Kapitel. 
Vor dem Sturme. 
Karl Wilhelm Ferdinand, Herzog von Brannschweig- 
Lüneburg, war damals bereits 72 Jahre alt; aber ob¬ 
gleich an Jahren ein Greis, besaß er doch noch die Kraft 
und das Feuer eines Jünglings. Schon frühzeitig war 
er in preußische Kriegsdienste getreten und er hatte im 
Laufe der Jahre die höchste militärische Staffel erstiegen, 
er war General-Feldmarschall und Oberbefehlshaber der 
ganzen preußischen Kriegsmacht geworden. Seine ersten 
Kriegsthaten fielen noch in die Zeit des großen Friedrich, 
wo er unter den Augen seines Oheims, des Herzogs 
Ferdinand, des Freundes und Waffengefährten des großen 
Königs, sich die ersten Lorbeeren verdienen durfte. Später 
hatte er ein verbündetes preußisch-österreichisches Heer 
nach Frankreich geführt; doch war dieser Zug nicht vom 
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