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Zwar kämpfte kein Braunschweiger in den preußischen
Reihen, die Regierung beobachtete die strengste Neutralität;
aber wie, wenn die Preußen geschlagen wurden, und der
siegreiche Feind, das Völkerrecht nicht achtend, an dem
Lande sich dafür rächte, daß sein Herzog gegen ihn ge¬
fochten? Diese Befürchtungen ließen ihn nicht zur Ruhe
kommen und raubten ihm selbst des Nachts den Schlaf;
und leider waren dieselben, wie wir sehen werden, nur
zu begründet.
Viertes Kapitel:
ilach der Schlacht bei Jena.
Der 14. Oktober 1806 hatte über Preußens, über
Deutschlands Schicksal entschieden!
In wilder, regelloser Flucht ergoß sich das geschlagene
preußische Heer nach der Doppelschlacht bei Jena und
Auerstädt über die Gefilde Thüringens. Zersprengt, zer¬
schmettert waren die noch am Morgen so stolz einher¬
marschierenden Regimenter, die Blutarbeit weniger Stunden
hatte genügt, Preußen von der Höhe, auf die das Feldherrn¬
talent des großen Kurfürsten und des großen Königs es
erhoben, hinabzustürzen in einen Abgrund, aus dem es
nimmer, so schien es, sich wieder würde erholen können.
Auf der Flucht die mutlosen Trümmer der geschlagenen,
führerlosen Armee, aus der Flucht der unglückliche König
und seine Gemahlin, die ihm bis ins Hauptquartier
gefolgt war, auf der Flucht der zum Tode verwundete
Herzog von Braunschweig, Kart Wilhelm Ferdinand,
der General-Feldmarschall des preußischen Heeres. Zerrissen
war der Lorbeerkranz, den er durch zwei Menschenalter
sich mühsam erworben, vernichtet sein Feldherrnruhm
durch die Niederlage dieses einzigen Tages. Eine französische
Kugel, die über dem rechten Auge eingedrungen war,