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dem Staube. Mein Name ist Konrad Stäffe, Gastwirt
und Viehhändler, meine Wohnung ist das weiße Roß.
Wenn Ihr mich verhaften wollt, so thut es morgen; ver¬
geht aber den Haftbefehl nicht wieder". Er 'öffnete die
Thür und machte eine nicht mißzuverstehende Handbewegung;
und May, beschämt, verwirrt, wagte nicht länger zu bleiben.
Er verschwand schnell im Dunkel und hörte nur noch das
höhnische Lachen des alten Stäffe hinter sich drein schallen.
Eine Untersuchung wurde freilich in den nächsten Tagen
angestellt; der Gendarmeriekapitän Grensky, ein gebildeter,
milder Beamter, leitete dieselbe, sie verlief aber völlig er¬
folglos. Man konnte Stäffe weiter nichts nachweisen, als
daß er einen durchreisenden Gesellen beherbergt hatte, wozu
ihm das Recht nicht zustand. Dafür bezahlte er lächelnd
eine Ordnungsstrafe von zehn Thalern, und damit war die
Geschichte vergessen.
Achtes Kapitel:
Heimatlos.
Mehrere Monate waren bereits seit dem Besuche des
Herzogs in seiner Hauptstadt verflossen; die Wälder fingen
an sich gelb zu färben, in der Nacht reifte es schon und
auch die fallenden Blätter kündeten die Nähe des Winters
an. Im Lande Braunschweig hatte sich in dieser Zeit
nichts geändert. Ein Besuch des neuen Königs Hieronymus
in Braunschweig hatte es nicht vermocht, ihm die Herzen
seiner Unterthanen zuzuwenden. Wenn die königliche Equipage
durch die Straßen der Stadt suhr, so gingen die meisten
Bürger beiseite, um nicht den ihnen aufgedrungenen König
grüßen zu müssen, und nur die Straßenjugend blieb seitwärts
an den Bürgersteigen stehen; aber es waren nicht immer
Hochrufe, die dann an das Ohr des Königs schallten,
sondern oft genug klang es wie eine Verwünschung. Den
Tie mann, Der schwarze Herzog. 5