— 72 —
mag wissen, ob jemals bessere Zeiten kommen werden für
unser armes Land!"
Ein schwerer Seufzer folgte diesen Worten; bann aber
>uhr Peter fort: „Da habe ich nun vor Euch mein Her;
ausgeschüttet, und weiß nicht einmal, ob ich es thun durfte.
Es ist jetzt gefährlich, seine Meinung offen zu sagen; aber
Ihr scheint mir eben auch kein Freund der neuen Ordnung
zu sein, und deshalb habe ich Zutrauen zu Euch gefaßt.
O daß doch ein Held aufstünde unter uns und uns zu den
Waffen riefe; Taufende würden ihm freiwillig folgen, und
wir wären wohl stark genug, die Fesseln abzuwerfen —
und ich könnte dem Mädchen zeigen, daß auch ich meinen
Herzog und mein Vaterland liebe, wenn es mir auch nicht
gegeben ist, mich vorzudrängen und mit meinen Gesinnungen
groß zu thun".
Friedrich Wilhelm war stehen geblieben, als der junge
Bauer diese Worte sprach. Das Licht des Mondes, das
durch zerrissene Wolken fiel, lag geisterhaft auf der weiten
Ebene, die sie umgab. Ganz allein standen sie hier; fein
menschliches Wesen war in ihrer Nahe, kein Laut brang
ZU ihnen herüber. In den Augen des Herzogs glänzte es
feucht. Er faßte die Hand feines Begleiters und sagte:
"Deine Worte, mein Sohn, haben mir wohlgethan. Du
hast mir vertraut, Du hast mir Dein ganzes Herz enthüllt;
nun, Vertrauen gegen Vertrauen und Treue um Treue.
Du hast mich nicht gefragt, wer ich bin; aber hier, wo
steh unsere Wege trennen, sollst Du es erfahren. Dein
Oheim Stösse kennt mein Geheimnis; wohl, auch Du sollst
es wissen, denn Du bist dessen würdig. Ich bin Friedrich
Wilhelm, Dein Herzog!"
Kaum hatte er diese Worte gesprochen, als Peter
Bruhns vor ihm niederfiel und feine Kniee umklammerte.
Zu urplötzlich war dem Ahnungslosen diese Enthüllung ge¬
kommen; jetzt überwältigte ihn dieselbe. „Verzeihung Durch¬
laucht", stammelte er; „Verzeihung für die unbedachten
Worte, welche ich gesprochen". Der Herzog aber sagte zu
ihm: „Was soll ich Dir verzeihen, thörichter Jüngling?
O danken will ich Dir für die edle Gesinnung, die Du mir