— 75 — 
Neuntes Kapitel: 
Die Rettung. 
Der Herzog halte Recht, als er zu Stäffe sagte, es 
gäre tu Hannover, in Hessen, in Thüringen nnb in anbetn 
Teilen Deutschland. Wat man auch mit bet alten Re- 
gietungssotm nicht überall zusrieben gewesen, gab es auch 
hie unb ba in Deutschland ehe bet Ktiegsstutm herein¬ 
brach, noch mittelalterliche Znstänbe, bie bringenb bet Um¬ 
gestaltung bebursten; — bet furchtbare französische Druck, 
der jebe felbstänbige Regung mit eiserner Faust nieberhielt, 
weckte boch bie Sehnsucht in ben Herzen, baß bie Volks¬ 
beglücker sich so balb wie möglich wieber jenseits ber Bogesen 
zurückziehen möchten. Es wäre ja Unrecht, wollten wir es 
leugnen, baß selbst biese harte Prüfungszeit ein Segen für 
Dentschlanb war. Wie bei einem Sturme, wenn er burch 
ben herbstlichen Walb fegt, mancher morsche Stamm zu¬ 
sammenbricht, ber bem Anprall nicht zu wiberstehen ver¬ 
mochte, so brach auch bei btefem Revolutionssturme manches 
zusammen, was nicht mehr lebensfähig war unb feine 
Daseinsberechtigung verloren hatte. Viele veraltete Ein¬ 
richtungen in Deutschland z. B. bie Leibeigenschaft unb 
Hörigkeit, bie hie unb ba, wenn auch in milber Form, noch 
bestaub, bas schleppenbe Gerichtsverfahren, wonach Prozesse 
um Kleinigkeiten oft jahrelang hingezogen würben unb beide 
Parteien nicht selten an ben Bettelstab gebracht würben, 
bte ungleiche unb unbillige Verteilung ber Steuern unb 
ljunbert anbete Dinge wären gewiß nicht so balb abgeschafft 
worben, wenn nicht burch bas Unglück Fürsten unb Volk 
sich etnanber näher gerückt wären unb sich vetbunben hätten 
zum gemeinsamen Arbeiten an bes Laubes Wohlfahrt. Das 
ist bas Gute, was bte Zeit ber Frembherrfchaft auch in 
Dentschlanb zeitigte, und so bewahrheitete sich auch hier 
wieber bas Wort ber Bibel, baß Gott es boch gut zu machen 
gebachte, als bie Menschen es gebachten böse zu machen, und 
baß er boch alles zu einem guten Ende führt.