I. Die ersten Kämpfe der Germanen mit den Römern.
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lurtg erschien jeder waffenfähige Mann mit seinen Waffen; Stimm¬
recht hatten jedoch nur die freien Grundbesitzer. Die Versammlung
wählte' die Fürsten, die Beamten für den Krieg und den Frieden.
Bei den östlichen Stämmen dagegen findet sich früh ein erbliches König¬
tum. Aus dem Volke erhoben sich einzelne burd; besonderes Ansehen
oder reichen Besitz ausgezeichnete Familien, sie bildeten den Adel. Vor¬
nehme erscheinen häufig von einem Gefolge umgeben, das ihnen in
den Geschäften des Krieges wie des Friedens zur Seite steht und von
den Gefolgsherrn unterhalten wird. Den Gefolgsherrn im Kampfe
überlebt zu haben, galt als schwerer Vorwurf, denn neben der Wahr¬
haftigkeit und Gastfreundschaft stand unsern Vorfahren die Treue
am höchsten. — Außer den Freien gab es noch Freigelassene und
Sklaven. Die Freigelassenen oder Hörigen (Liten) hatten ein Grund¬
stück von ihren früheren Herren in Pacht, waren wehrpflichtig, hatten
aber keinen Zutritt zur Volksversammlung. Die Sklaven oder Knechte
waren wie das Vieh verkäuflich und bebauten den Acker ihrer Herren.
5. Die Götter der Germanen.
Die Götter der alten Germanen waren ursprünglich Naturkräfte.
Im Walten der Natur, in Sonne und Mond, in den Gestirnen, in
Sturm und Donner, im Erblühen des Frühlings und im Absterben
des Herbstes glaubten sie himmlische Kräfte thätig. Sie verehrten
einen Himmels- und einen Sturmgott Wodan (Wuotan) oder Odhin
als den Vater der Menschen und Götter, den Schöpfer des Himmels
und der Erde. Von ihm geht alles Leben der Natur und des Geistes
aus. Er führt nach den Stürmen des Winters den Frühling ins
Land zurück. Er ist der Erfinder der Runen (einer Buchstabenschrift)
und der keilförmigen Schlachtordnung. Er verleiht den Sieg und führt
durch die Walküren, die Schlachtjungfrauen, die Geister der erschla¬
genen Helden zu sich empor nach Walhalla, der Himmelsburg. Sein
Himmelswagen ist der große Bär, fein Roß die Sturmwolke. — Donar
oder Thor ist der Gott des Feuers, der Schützer des Familienlebens
und des Ackerbaus. Er führt den Blitz und Donner im Kampfe gegen
die Riefen. — Tyr oder Zio ist der einarmige Kriegsgott. — Balder
ist der Gott des Frühlings, der Wahrheit und des Lichtes. — Die
Gemahlin Wodans ist Frigga (später Freia). Sie war ursprünglich
eine Lichtgöttin, dann ist Frigga die Göttin der Liebe, Beschützerin
der Ehe und des häuslichen Glückes. Nerthns (Berchta oder Holba)
war die Göttin der mütterlichen Erde. — Den Göttern gegenüber stehen
die bösen Geister, die Ungeheuer der Unterwelt, die Riesen und die
Schwarzelfen, denn sie wollen die schöne Welt, das Werk der Götter,
zerstören. Sie führt Loki, ursprünglich das Schwinden des Lichts,
daher der Böse, der Gott der Lüge und der Falschheit. Auch die
Götter haben gefehlt; deshalb finden sie am letzten Tage, im Kampfe