10 Erster Zeitraum. Von den ältesten Zeiten bis zur Bildung des deutschen Reiches 843.
schuldigen, durch Tierhetzen und Gladiatorenspiele. Sein Wahlspruch
war: „Mögen sie mich hassen, wenn sie mich nur fürchten!" Er wurde
durch zwei Offiziere seiner Leibgarde ermordet.
Ihm folgte Claudius, ein Bruder des Germanieus, ein ge¬
lehrter, aber schwacher und furchtsamer Fürst. Unter seiner Regierung
wurde Mauretanien eine römische Provinz. Claudius mußte seine
eigene Gemahlin, die sittenlose Messalina, hinrichten lassen und hei¬
ratete dann seine Nichte Agrippina, eine Tochter des Germanieus, die
aus einer früheren Ehe einen Sohn Nero hatte. Um diesem den Weg
zum Throne zu bahnen, ließ sie ihn non Claudius adoptieren und
vergiftete ihren Gatten.
Nero erkaufte sich von den Prätorianern die Regierung, obwohl
des Claudius Sohn Britanniens ein näheres Anrecht darauf hatte.
Er war ein herrschsüchtiger und blutdürstiger Tyrann, ließ den Bri¬
tanniens und seine Mutter ermorden und tötete seine eigene Frau
64 durch einen Fußtritt. Als im Jahre 64 eine ungeheure Feuersbrunst
einen großen Teil Roms in Asche legte, beschuldigte man ihn der
Brandstiftung, bis er alle Schuld auf die Christen schob, die daher
grausam in Rom verfolgt wurden. Die Stadt wurde auf das präch¬
tigste wieder aufgebaut. Aber wegen der drückenden Abgaben entstand
eine Empörung, und Nero ließ sich durch einen Freigelassenen erdolchen.
2. Tic Flavier.
Nach dem Erlöschen des Jnlischen Hauses entstand ein Bürger¬
krieg, da die Legionen im Jahre 69 drei Kaiser auf den Thron er¬
hoben, bis die syrischen Legionen ihren Feldherrn Vespafian zum Kaiser
—79 ausriefen. Titus Flavins Vefpafianus machte den Greuelthaten
des Bürgerkrieges ein Ende, brachte wieder Ordnung in die Finanzen
und verschönerte die Hauptstadt durch prächtige Bauten. Das Finnische
Amphitheater oder Kolosseum bot 80000 Zuschauern Platz. Den Senat
ergänzte er ans allen Provinzen des römischen Reiches. Unter seiner
Regierung erhoben sich die Bataver an der Mündung des Rheins,
wurden aber bei Trier besiegt und kehrten in ihr früheres Bnndes-
verhältnis zu Rom zurück. Furchtbarer war der Krieg gegen die Ju¬
den, die sich wegen Erpressungen der römischen Statthalter und aus
Religionshaß erhoben hatten. Des Kaisers Sohn Titus erstürmte im
jo Jahre 70 Jerusalem unter furchtbarem Blutvergießen, wobei der Tem¬
pel in Flammen aufging und die Stadt zerstört wurde.
-8i Vespasians Sohn und Nachfolger Titus, wegen seiner Milde
und Freigebigkeit vom dankbaren Volke „die Liebe und Wonne des
Menschengeschlechts" genannt, war ein pflichttreuer und gerechter Fürst.
Zum Wohle der ärmeren Klaffen baute er öffentliche Badeanstalten,
die „Thermen des Titus". Ganz besonders half er den Notleidenden,
als im Jahre 79 infolge eines plötzlichen Ausbruchs des Vesuvs die