Dritter Zeitraum.
Kampf zwischen Kaisertum und Vapstium.
I.
Erster Kampf Mischen Kaiser und Paplt unter den fränkischen
Kaisern bis zum Wormser Konkordat.
1. Heinrich IV. 1050—1106.
''TNer frühe Tod Heinrichs III., ber im besten Mannesalter starb, war
ein großes Unglück für Deutschland, denn die Folgezeit gebrauchte
einen tüchtigen, kräftigen Herrscher, während Heinrich IV. bei dem
Tode seines Baters noch nicht 6 Jahre alt war. Für ihn regierte
zuerst feine Mutter Agnes. Da die Kaiserin nicht daran denken konnte,
die hohen Pläne Heinrichs III. weiterzuführen, vergab sie die süd¬
deutschen Herzogtümer an junge Fürsten, an denen sie eine Stütze
ihres Regimentes zu finden hoffte: Schwaben an Rudolf von Rhein¬
feld en, Bayern an den Sachsen Otto von Nord heim *). Einige
Fürsten, an ihrer Spitze der gelehrte, aber herrschsüchtige und jäh¬
zornige Erzbifchof Anno von Köln, suchten die Unmündigkeit des
Königs dazu zu benutzen, um die Rechte der Krone zu schmälern und
dauernd Anteil an der Regierung zu erlangen. Sie raubten daher
der Kaiserin zu Kaiserswerth'-) ihren Sohn, worauf sie die Regent¬
schaft bald niederlegte. Erzbifchof Anno wurde mit der Regierung des
Reiches und der Erziehung des königlichen Knaben betraut. Um die
königliche Partei zu versöhnen, mußte Anno bald auch den ehrgeizigen
Erzbifchof Adalbert von Bremen, der ein persönlicher Freund Hein¬
richs III. gewesen war, als Beirat annehmen. Während Anno den
zwölfjährigen König strenge hielt, ließ Adalbert ihm freien Willen und
legte damit den Grund zu dem leidenschaftlichen, ungleichen Wesen
Heinrichs. Adalbert prägte dem jungen Könige früh die Überzeugung
1) Rheinselden liegt am Rhein, östlich von Basel, Nordheim an der Leine,
nördlich von Göttirigen.
2) Kaiserswerth liegt ant Rhein unterhalb Düsseldorfs.