Vierter Zeitraum.
Vom Interregnum bis zum Ausgang des Mittetalters.
I.
Könige und Kaiser aus verschiedenen Häusern.
1. Rudolf von Habsburg 1273—1291. 1273-
liin den traurigen Zuständen im Reiche ein Ende zu machen, ent*
IX schlossen sich die deutschen Fürsten nach dem Tode Richards von
Cornwallis, auch noch vom Papste besonders dazu aufgefordert, wieder
einen einheimischen Fürsten zum Könige zu wählen. Den Kurfürsten
kam vor allem daraus an, nicht einen Herrscher zu wählen, der ihnen
ihre bevorzugte Stellung wieder nehmen könnte, sondern vielmehr einen
solchen, der von ihnen abhängig bliebe. Daher fiel die Wahl auf den
in Schwaben und im Elsaß begüterten Grasen Rudolf von Habs¬
burg1), auf den zuerst sein Schwestermann, der Burggraf Frie¬
drich von Nürnbergs aus dem Hause Hohenzollern, ausmerksam
gemacht hatte.
Der mächtigste Fürst im Reiche war damals der stolze und ehr¬
geizige König Ottokar von Böhmen. Er wollte weder die Wahl
Rudolfs anerkennen, noch die von ihm selbst während des Interregnums
in Besitz genommenen Herzogtümer Österreich, Steiermark, Kärnten
unb Krain an das Reich herausgeben. Rudolf gewann zunächst durch
Verzichtleistung auf alle Rechte, welche bte staufischen Kaiser in Italien
ausgeübt hatten, bte Anerkennung unb Unterstützung bes Papstes. Als
bann Ottokar trotz wieberholter Vorlabung vor ben Reichstag sich nicht
stellte, würbe über ihn bte Reichsacht verhängt unb ihm ber Reichs¬
krieg erklärt. Rubolf gewann in raschem Anlaufe bie streitigen Sänber;
Ottokar fügte sich unb würbe mit Böhmen unb Mähren belehnt.
Balb aber brach ber Streit von neuem ans. Auf bem Marchfelbe
bei Wien unterlag Ottokar im Jahre 1278 ben beutfchen Waffen unb 1278
fiel selbst in ber Schlacht.
1) Die Habsburg liegt nahe der Einmündung der Reuß in die Aar.
2) Nürnberg liegt an der Pegnitz in Franken.