IY. Das Königreich Baiern unter seinen vier ersten
Regenten.
Kap. 17. Die Regierung des Kurfürsten und Königs Maximilian I.
(105.) Da Karl Theodor auch aus seiner zweiten Ehe (mit der Tochter des
Erzherzogs Ferdinand) keine Leibeserben hatte, so fiel Kurpfalzbaiern an die
Zweibrücken-Airkenfelder Linie,
1799 aus welcher Maximilian IV Joseph die kurfürstliche Regierung übernahm.
Der Stammvater der Birkenfelder Linie war Karl, der fünfte Sohn des
Herzogs, Wolfgang von Zw ei brücken (§98, 3). Der Stamm des Herzogs Karl
von -Butenselt) (das heute zum Großherzogtum Oldenburg gehört) pflanzte sich durch
semen jüngeren feo'hn, Christian I von Bifchweiler, fort, dessen älterer Sohn Chri¬
stian II Birkenfeld erbte, und von diesem stammt in gerader Linie das jetzt
regierende Haus Baiern ab. Sein Sohn Christian III erbte (weil die Kleeburger Linie
1731, ausgestorben war) 1733 das Herzogtum Zweibrücken.
Dieser Christian III, der zugleich Inhaber eines französischen Regiments (Deuxponts)
war, hinterließ zwei Söhne, Christian IV und Friedrich 2Jii ch a e I. Der erste war
kinderlos; von dem zweiten, dem Pfalzgrafen Friedrich Michael, mit welchem die Linie
katholisch geworden war (1746) und der als General-Reichs-Feldmarschall 1767 starb,
waren zwei Söhne vorhanden: der ältere von ihnen, Karl August, erbte von seinem
Oheim, dem obenerwähnten Christian IV, im I. 1775 das Herzogtum Zweibrücken,
und da er ber seinem Tode keine Kinder hinterließ, so erbte Karl Augusts jüngrer
Bruder Maximilian Joseph das Herzogtum Zweibrücken und nach dem Tode des Kur¬
fürsten Karl Theodor den ganzen pfalzbairischen Länderbesitz. — Seine Mutter
war Maria Franziska Dorothea, Prinzessin von Psalz-Sulzbach, die Schwester der
ersten Gemahlin Karl Theodors. Max Joseph war den 27. Mai 1756 zu Schwetzingen
(bei Mannheim) geboren, im Jahr 1777 in französische Kriegsdienste getreten, hatte sie aber
nach dem Ausbruch der französischen Revolution wieder verlassen und sich nach Mannheim
begeben, wo er zurückgezogen lebte, bis er nach dem Tobe seines Bruders Karl (1795) das
Herzogtum Zweibrücken erbte, welches jedoch thatsächlich die Franzosen besetzt hielten.
(106.) Als der von Allen ersehnte neue Kurfürst in stattlicher Gestalt
mit seinem gütevollen, freundlichen Antlitz, begleitet von seiner zweiten Ge¬
mahlin Karoline (einer geborenen Prinzessin von Baden) und umgeben von
vier blühenden Kindern (zwei Söhnen und zwei Töchtern) am 12. März
1799 in München einzog, empfing ihn unendlicher Jubel der Baiern,
die in ihm den künftigen Ordner der in den letzten Zeiten Karl Theodors
herabgekommenen Zustände ihres Landes erblickten.
Unterstützt von gewandten Ministern, insbesondere von dem klugen, jedoch
dem Zeitgeist allzusehr huldigenden Grafen von Montgelas (aus einem
savoyischen Geschlechte), richtete Maximilian seine Hauptsorge auf Befestigung
der Selbständigkeit Baierns, auf Abrundung seines Gebiets und auf Hebung
aller materiellen und geistigen Kräfte des Landes.
Nur der im gleichen Jahre ausbrechende Krieg Frankreichs mit Österreich
und Rußland trat anfangs hemmend ein. Es mußten alle Mittel auf Ver-