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Besitze eines sehr großen Theils von ihrem
Varerlande, ohne einen mogolischen Oberherrn
zu erkennen. Eine der reichsten und größten
indianischen Provinzen, Bengalen, ist sogar in
die Gewalt der Engländer gerathen: einer Na¬
tion , die gewöhnlicher Weise sechs Monate Zeit
braucht, um aus Europa zur See nach Ostin¬
dien zu kommen. Sie herrscht daselbst mit we¬
nigen Kriegsvölkern über viele hundert tausend
Menschen; und es sind erst wenige Jahre, daß
einige ihrer gewinnsüchtigen Kaufleute, welche
den Handel mit den nöthigsten Lebensmitteln
pachteten, und den Preis derselben steigerten,
eine -Hungersnoth in Bengalen verursacht ha¬
ben , durch welche viele tausend Menschen umge¬
kommen sind. Noch giebt es auch dem Namen
nach einen Raiser von Hindostán, oder von dem
großmogolischen Reiche, der jetzt Schah Allum
heißt. Allein er hat nur ein sehr kleines Ge¬
biet, und wird außer demselben im geringsten
nicht verehrt. Nichts zeigt uns so lebhaft und
nachdrücklich, daß man in dem fruchtbarsten
und reichsten Lande, vom Fürsten bis zum ge»
ringsten Unterrhan herab, unglücklich leben
könne, als die Schicksale dieses mogolischen
Reichs in Indien. An Schätzen und Pracht
und ungeheuren Kriegsheeren hatten die Beherr¬
scher desselben unter den Fürsten der neuern Jahr¬
hunderte ihres gleichen nicht; aber die Geschick¬
lichkeit, alles dieses zum Besten ihres Landes an»
zuwcn»'