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bafjtn hrnt Bereits in Oranienburg ein Haus für die Waisen errichtet
worden. 12 Knaben und 12 Mädchen sollten in ihm Aufnahme
finden. Zu ihrer Erhaltung wies die Kurfürstin aus den Einnahmen
ihrer Besitzung jährlich 1200 Thaler bares Geld, je 10 Mispel Roggen
und Gerste, ferner Brennholz, Wiefenwachs für 6 Kühe, freie Mast
für 15 Schweine und einiges Ackerland an. Sie gab genaue Be¬
stimmungen über die Tagesordnung, über die Beköstigung und Er¬
höhung der Kinder, auch wie man die erwachsenen Knaben unter-
bringe und weiter versorge und beaufsichtige. Während der Lehrzeit
sollten sie im Haufe bleiben und zu der Arbeit täglich zu ihren
ßehrherren gehen, besonders fähige unter ihnen aber auf die hohe
Schule gebracht werden und studieren. Die Mädchen sollte man zu
christlicher Sitte und stiller Arbeitsamkeit anhalten, durfte sie bis
zum 18. Jahre in der Anstalt lassen und bei ihrer Verheiratung
mit 20 Thalern unterstützen. Bei der Ausnahme sollte das Kind
8 bis 10 Jahre alt und von Eltern sein, die sich eines guten Rufes
erfreut hätten, die jedesmalige Ausnahme aber von dem Landesherrn
selbst genehmigt werden. Wie der Prediger die Aufzunehmenden, und
zwar tn der Kirche noch der Predigt, einführt, so soll er auch die
Abgehenden ermahnen, im übrigen aber der Waifeiwater die Kinder
unterrichten und erziehen. Die Kleidung derselben soll von brauner
Farbe fein und zur Erinnerung an die hohe Stifterin auf dem Ärmel
ein verschlungenes E. L. mit der Kurfürstenkrone darüber in Oranien-
fartie zeigen.
Mit der Stiftung des Waisenhauses schloß die Thätigkeit der Kur-
fürstin tn Oranienburg ab. Im Oktober 1665 ging sie nach Eleve.
Im Frühjahre 1667 kam sie krank zurück und bereits so schwach, daß
sie aus dem Halberstädtischen bis Berlin in einer Sänfte getragen
werden mußte. Am 18. Juni 1667 starb sie, erst 39 Jahre alt,
ruhig und gottergeben.
Unter ihrem sanften Reginieitte hatte Oranienburg glückliche und
frohe iiage gesehen; mit ihr schienen sie wieder verschwunden. Am
3. Oktober 1669 gingen 14 Scheunen, die mit dem Erntesegen gefüllt
waren, in Flammen auf; am 10. August 1671, abends 10 Uhr, be¬
gann ein Feuer, das fast die ganze Stadt verzehrte. Auch das
Waisenhaus brannte nieder, und so schnell griffen die Flammen um
sich, daß die Kinder nur mit Mühe gerettet werden konnten. Die An-
ftalt wurde auf vier Jahre nach Berlin in ein in der Stralauer
Straße gemietetes Haus verlegt. Während dieser Zeit ließ der Kur¬
fürst das Waisenhaus fester und schöner wieder ausbauen; aber auch
Oranienburg erhob sich durch ihn neu aus der Asche. Wenn auch
1674 der Einfall der Schweden der Stadt böse Leiden brachte, so
ging sie doch von da an fast stetig einer bessern Zukunft entgegen,
obwohl 1688 und 1788 abermals Feuersbrünste sie heimsuchten.
In Krieg, Pest und Flammen war einst im dreißigjährigen
Kriege das alte Bötzow untergegangen. Aus den Trümmern und
Gräbern der Vorzeit hat sich die Stadt Oranienburg erhoben, ein
Denkmal des treuen Wirkens der unvergeßlichen Kursürstin Luise