Österreich über alles ... II
II. von 1648-1740.
1. Aus (hörnigk): Österreich über alles, wenn cs nur will. 1684.
Hier nach d. flusg. v. 1708.1
(Abschn. 1 S. 1 f.) Ich habe mir vorgenommen, zu erweisen, daß Oester¬
reich über alles seyn könne, wann es nur wolle. . . . Durch vorangesetztes
mein „(Oesterreich" verstehe ich ... alle und jede des Teutschen Dester-
reichischen Lrtz-hauses, es feye in- oder außerhalb des Römischen Reichs
gelegene (Erb-Kötiigreiche und Länder, demnach Ungarn mit darunter be¬
griffen. ... Die Ubertrefflichkeit, worauf die gantze Frag gestellet ist,
setze ich in den von andern Nationen independirenden, es sey würcklich
gegenwärtigen, oder doch möglichen Überfluß menschlicher Hothburfften und
Bequemlichkeiten, in specie (Boldes und Silbers, man spricht immer von
der notwendigen Hebung Deutschlands. Wenn aber jemand vorangehen soll, so
ist niemand dazu besser geeignet als der Kaiser und seine Länder.
(Abschn. II S. 5.) Sie seynb allesammt einem einigen Haupt mit gleicher
Unterwürfigkeit zugethan, stoffen ohne Mittel aneinander, und formiren
gleichsam einen einigen natürlichen £eib. (Es kan das ein deß andren Mangel
mit feinem Überfluß ersetzen. Sie seynb mit darinn fallenden rohen Güthern,
und deren inländischer Tonsumption also erwünscht bevortheilt, daß sie sich
mit Fug rühmen fönten, wofern einigem Staat in (Europa, es fürwahr
ihnen zukommen müfte, beynahe wie eine kleine töelt in sich selbst bestehen
zu können, inbeme sie ohne fremdes Zuthun, nicht nur zur Hothburfft,
sondern auch zur ber Bequemlichkeit, mit allem bahin erforberlichem Zeug
reichlich versehen seynb.
(Abschn. X S. 36 ff.) Wem nun bas gemeine Sprich-Wort, bie (Erb-
£anbe seyen zu (Essen unb Grinden eigentlich gemacht, nicht unbekannt, ber
kan leichtlich erachten, bass alle oberzehlte Dinge nicht nur in Menge, fon=
bern auch in Überfluß fürhanben. Fast nicht ein einiges auß allen (Erb-
£anben ermangelt zu feiner Genüge (ben Saffran ausgenommen), einiges
von beygebrachten Stücken. . . .
Oesterreich unb Böhmen führen in solchem Überfluß, vor anbern ben
Reqhen; allermeist aber Ungarn, so barinnen gleichsam wie bas (Euro¬
päische gelobte £anb zu achten.
(Abschn. XIII S. 50.) . .. tüas ich nun aber schließen will, ist biefes:
(Ein £anb, so burchgehenb alle £ebens-Nothburfft, auch bie fürnehmften
Bequemlichkeiten Menschlicher Subsistenz innerhalb feiner eigenen (Bräntzen
inbepenbenter von anbern, unb zwar meistens in solchem Überfluß besitzt,
baß es einen großen Teil berfeiben, seinen ihrer würcklich bebürfftigen
Nachbarn ums Gelb mitzutheilen vermag; unb gleichwol bey allen bem
Gelb arm, gegen feine Nachbarn unmächtig, unb schwach an Kräfften gegen
1 vgl. 3hb. f. Nat.-Ökonomie u. Statistik. IT. F. Bö. II S. 194ff. Über
3- Becher, von dem H. abhängig ist, vgl. Staatswissensch, Studien Bd. VI, 2.