22 Kunersdorf
(Es ist ein grausamer Schlag,- ich werde ihn nicht überleben. Die
folgen der Niederlage werden noch schlimmer sein als die Niederlage
selbst. Ich habe kein Hilfsmittel mehr, und, um nicht zu lügen, ich
glaube, alles ist verloren. Ich werde den Untergang meines Vaterlandes
nicht überleben. Lebt wohl für immer! Friedrich.
50. Aus Briefen des Königs an den Prinzen Heinrich?
Neuer Lebensmut nach Kunersdorf.
(Zebus, 16. August 1759.)
In dem Augenblicke, da ich Dir unser Unglück mitteilte, schien alles
verzweifelt. Huch jetzt ist die Gefahr noch sehr groß, aber zähle darauf,
daß ich, solange ich die Augen offen habe, den Staat aufrechterhalten
werde, wie es meine Pflicht ist. (Ein (Etui, das ich in der Tasche hatte, hat
mein Bein vor einem Kartätschenschusse geschützt, der das (Etui zertrüm¬
mert hat. wir sind alle zersetzt. Fast niemand, der nicht zwei oder
drei Schüsse im Rocke oder Hute hat. Wir würden gern unsere Kleider
opfern, wenn es nur das wäre.
Der Feind hat sich ein wenig von Frankfurt entfernt und lagert in
den Wäldern zwischen der Oder und der Reppener Straße.
Stelle Dir vor, was mein Geist alles in dieser grausamen Krisis
leidet, und Du wirst leicht verstehen, daß die (Qual der verdammten
nicht annähernd so groß ist. Glücklich die Toten! Sie sind sicher vor
Kümmernissen und allen Sorgen. —
waldow (zwischen Lübben und Lieberose), 1. September 1789.
Ich habe Deinen Brief vom 25. erhalten und ich verkünde Dir das
Wunder des Hauses Brandenburg. In der Seit, wo der Feind die Oder
überschritten hatte, und wo er, wenn er eine zweite Schlacht wagte, er
den Krieg hätte beendigen können, ist er von Müllrose nach Lieberose
marschiert. Ich bin alsbald nach Trebatsch marschiert und von da gestern
nach Waldow gelangt, wo ich ihn durch meine Stellung von dem ganzen
Teil der Lausitz abschneide, der ihm hätte Lebensrnittel liefern müssen!
Der Hunger wird ihn zwingen, einen Entschluß zu fassen.
Friedrich.
31- Brief des westfälischen Musketiers Dominikus aus dem Lager bei Fürsten¬
walde, 25.8.1759, Über die Schlacht von Kunersdorf.2
Unter wunderbarer Fügung (Bottes bin ich noch gesund, wir haben
diesen Sommer große und schwere Strapazen ausstehen müßen sowohl
wegen TTtarfchirens als auch Hunger und Durst. — — Des Tages nach
der (ersten) Batalie (bei Kat]) zogen wir uns zurück über die Gder und
marfchirten bis den 6. August, wo wir bei der Stadt Müllrose bey des
1 Politische Korrespondenz XVIII, S. 488. 510.
2 Aus dem Siebenjährigen Krieg. Tagebuch des preußischen Musketiers Do*
minicus. Hebst ungeörueften Kriegs- und Soldatenliedern, herausgegeben von
D. Kerler. München 1891, S. 61, 63—65.