viele Diener, Pferde und Wagen ab. Sie aßen einfacher als mancher
Kaufmann und Bauer. Der König verkaufte das prachtvolle
silberne und goldene Tafelgeschirr und die Königin ihren Schmuck,
Diamanten, goldene Ringe und Geschmeide; nur ihre Perlen behielt
sie; denn „Perlen bedeuten Thränen, und ich habe so viele Thränen
weinen müssen," sagte sie.
Oft, wenn es schien, als ob Leid und Unglück kein Ende
nehmen wollten, sprach sie die Worte: „Wie Gott will! Alles, wie
er will!"
Und der König sprach: „Es ist mir immer noch das beste
geblieben, was der Feind mir nicht hat nehmen können: die Treue
und die Liebe aller meiner Unterthanen."
3L Die Treue des Volkes im Unglück.
In den Jahren der Trübsal zeigte sich so recht die Treue
und Liebe des Volkes zu unserm Königspaare.
Einst kamen der Bauer Abraham Nickel und seine Frau aus
der Gegend von Kulm an der Weichsel zum Könige.
Der Bauer sprach: „Gnädiger Herr! Deine treuen Unter¬
thanen in Preußen haben mit Schmerz erfahren, wie groß die Not
ist, die Gott über dich verhängt hat. Deshalb sind wir in unsern
Gemeinden zusammen gekommen, und jeder hat für dich etwas ge¬
geben. Ich bitte dich nun, diese Gabe, welche aus treuem Herzeu
gekommen ist, anzunehmen. Wir aber wollen nicht aufhören, für
dich zu beten."
Bei diesen Worten überreichte er dem Könige 3000 Friedrichsdor,
das sind 51000 Mark.
Zugleich trat die Frau des Abraham Nickel zur Königin und
überreichte ihr schöne, frische Butter und sprach: „Liebe Königin,
nimm das Geschenk an, es kommt aus treuem Herzen!"
Die Königin weinte Thränen der Freude über diese treue
Liebe, nahm ihr Tuch ab und hing es der Frau um als Gegen¬
geschenk.
Der König aber nahm ein Blatt Papier und schrieb darauf:
„Mit Dank habe ich die Gabe meiner treuen Unterthanen in
Preußen, 3000 Friedrichsdor, empfangen und sehe darin ein Dar¬
lehn, das sie von gutem Herzen mir anbieten. In besserer, glück¬
licherer Zeit, so Gott sie mir erteilt, werde ich es mit Zinsen
wieder zurückzahlen. Der Herr segne meine treuen Unterthanen!"