Full text: Geschichte für sächsische Schulen

im Reiche. Diese waren unablässig darauf bedacht, ihr Besitztum zu vergrößern 
und die Zahl ihrer Lehnsleute zu vermehren. Immer mehr sonderten sich die 
fünf deutschen Stämme voneinander, und bald legten sich die mächtigsten 
Grafen von Franken, Sachsen, Bayern, Schwaben und Lothringen die 
.Würde eines Herzogs bei. Die Herzöge aber regierten ihr Land nach eigenem 
Ermessen und kümmerten sich wenig um den König. 
Zu diesem inneren Zerfall des Reiches kamen noch Angriffe von feindlichen 
Nachbarvölkern. Die Slawen drangen über die Elbe und Saale vor. Von 
Dänemark uud Norwegen fuhren die Normannen (Nordmänner) auf ihren- 
Drachenschiffen übers Meer, um an den deutschen Küsten zu rauben und zu plündern. 
Sie wagten sich die Flüsse hinauf und kamen bis Koblenz, _ Trier, ja bis in die 
Gegend von Metz. Weit größeres Unglück aber brachten die Ungarn über das 
Reich, die auf ihren flinken Rofsen Raubzüge bis an den Rhein unternahmen. 
V. Gründung der deutschen Kallermachf. 
u I)tmricb I. 919—936. 
1. Konrad I. 911—918. Als der letzte Karolinger, Ludwig das Kind, 911 911 
gestorben war, wählten die Herzöge und Bischöfe des Reiches den Herzog 
Konrad von Franken zum Könige. Von jetzt an war Deutschland ein 
Wahlreich; doch wählte man in der Regel den König aus dem Stamme seines 
Vorgängers und verband somit Wahl und Erblichkeit. Konrads Macht und An¬ 
sehen im Reiche war zu gering, um die Herzöge zum Gehorsam zu zwingen. 
Der Herzog von Lothringen schloß sich sogar an Frankreich an. Auch mit dem 
Sachsenherzog Heinrich geriet Konrad in Streit. Die langen, aber wenig e 
erfolgreichen Kriege machten den König mutlos und alt vor der Zeit. Als er 
auf dem Sterbebette lag, rief er seinen Bruder Eberhard zu sich und sprach zu 
ihm: „Nimm den Königsmantel, das Schwert und die Krone unserer alten Könige, 
bringe sie Heinrich und mache Frieden mit ihm. Denn uns fehlt das Glück 
uud die rechte Sinnesart; beides fiel Heinrich von Sachsen zu." — So Hat der 
wackere König in seiner Sterbestunde Größeres für das Reich getan, als ihm im 
Leben zu vollbringen möglich war. 
2. Heinrich wird König. Eberhard, der bisher Heinrichs größter Feind 
gewesen war und jetzt selber gern König geworden wäre, führte feinen Auftrag 
aus. Herzog Heinrich von Sachsen war bereit, die Krone anzunehmen. Wie die 
Sage erzählt, empfing er die Gesandtschaft am Finkenherd nnd sagte: „Ich weiß 
wohl, wie schwer eine Krone drückt; aber wenn so biedere Fürsten sie mir an¬ 
vertrauen, will ich sie in Gottes Namen tragen." Bald darauf wurde Heinrich 
in Fritzlar zum Könige gewählt (919). Als ihn der Erzbischof von Mainz daselbst 919 
nun auch salben wollte, lehnte er die Salbung mit den Worten ab: „Euer Salböl 
hebt für Würdigere auf; für mich ist diese Ehre zu groß." Doch nannte er 
sich „König von Gottes Gnaden". (Gedicht: Heinrich der Vogelsteller.) 
3. Heinrich stellt die Einheit des Reiches wieder her. Unter den schwachen 
Nachfolgern Karls des Großen Hatten die Großen des Reiches die Erblichkeit ihrer 
Lehnsgüter erstritten. Nicht feiten standen sie dem Kaiser als Gleiche gegenüber 
und boten ihm Trotz. Zuerst wurde Heinrich nur -von den Franken und
	        
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