28 -
„Verwunderung." (Heinrich der Vogelsteller.) *
SSon Alfred Rethel. Tuschzeichnung. Verlag der Photographischen Gesellschaft in Berlin.
Sachsen als König anerkannt. Durch Milde und Freundlichkeit gewann er aber
bald auch die Anerkennung Schwabens und Bayerns. Dem Herzoge von
Lothringen gab er seine Tochter zur Gemahlin, und so hatte er in einigen
Jahren alle seine Lehnsleute dahingebracht, daß sie ihm als ihrem Könige huldig¬
ten und ihm Treue und Heeresfolge gelobten. Über jeden Stamm gebot und
richtete ziemlich selbständig-der Herzog, über allen Ländern des Reiches aber
stand der König als höchster Richter und Heerführer des ganzen Volkes, als letzte
Zuflucht der Bedrängten, als oberster Schirmherr der Kirche.
4. Einfall der Ungarn. Im fünften' Jahre seiner Regierung fielen die
Ungarn in Deutschland ein. Auf kleinen gepanzerten Pferden kamen sie in
Scharen herbei. In der Schlacht ergriffen sie zum Schein die Flucht, um die
Gegner, die zu Fuß kämpften, aus ihrer Ordnung herauszulocken. Plötzlich
kehrten sie um und schossen aus weiter Entfernung die Feinde, die nur auf den
Nahekampf eingerichtet waren, mit ihren kräftigen Bogen nieder. Sie hausten
schrecklich im Lande. Was ihnen an Beute gefiel, nahmen sie mit. Sie er¬
schlugen die Männer, banden die Frauen mit ihren langen Hetären zusammen
und trieben sie fort. Die Gehöfte blieben als Brandstätten zurück. Heinrich war
gerade krank und hatte nicht den Mut, sich diesen wilden Scharen entgegenzustellen.