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freudiges Ereignis war, welches die Leute hier zusammen¬
geführt hatte; die Stedinger erwarteten ihren geliebten
Landesherrn, den Großherzog Paul Friedrich August von
Oldenburg, welcher versprochen hatte, heute, am sechs-
hnndertsten Jahrestage der Schlacht von Altenesch, auf
den Sankt Veitshügel zu kommen, um der Enthüllung
des Denkmals beizuwohnen, welches den für ihre Freiheit
und für ihren Glauben gefallenen Helden hier errichtet
worden war. So sehr hatten sich die Zeiten geändert,
daß der Nachkomme jener Grafen, welche einst das Kreuz
gegen die Stedinger genommen, jetzt der Feier beiwohnte,
welche zu Ehren der gefallenen Feinde seines Hauses
hier gehalten wurde, obgleich auch er im Wappen noch
das Kreuz trug, welches ihn fort und fort an den Kreuz¬
zug erinnerte. Die Zeit hatte auch diesen Groll vergessen
gemacht; die Herzen der Stedinger jubelten jetzt _ dem
Fürsten entgegen, gegen dessen Ahnen ihre Väter ihren
Glauben und ihre Freiheit verteidigt hatten, der aber
jetzt mit ihnen eins war im Glauben und der ihre
Freiheit achtete. „Stedingsehre" wurde au diesem Tage
der Ort genannt, auf welchem nun, hart am Deiche,
auf dem unscheinbaren Hügel sich das Denkmal befindet.
Es ist genau an der Stelle errichtet, wo sich einst die
dem heiligen Vitus geweihte Sühnekapelle befand, und
der Sandsleinsockel des Denkmals steht auf den dort noch
aufgefundenen Grundmauern der Kapelle. Auf diesem
Sandsteinsockel erhebt sich ein einfacher, eiserner Obelisk,
den ein eisernes, sinnig aus Kreuzen und Schwertern
gebildetes Gitter umgiebt. Die Inschrift auf der Vorder¬
seite lautet: „Den im Kampfe für Freiheit und Glauben
auf diesem Schlachtfelde gefallenen Stedingern". Rechts
steht: „Ant 27. Mai 1234 unterlag den mächtigen Feinden
das tapfere Volk"; links: „Bolko von Bardenfleth, Tammo
von Hnntorp, Detmar tom Dyk fielen als Führer mit
ihren Brüdern"; und endlich hinten: „Am Jahrestage
der Schlacht 1834 gewidmet von späten Nachkommen".
In einem schattigen Eichenhaine steht dieses einfache, fast
zu einfache Denkmal; vom Fuße desselben überschaut man
Tiemann, Der Freischöffe von Berne. 10