Full text: Geschichte des preußischen Staates

1. Geburt. 
2. Taufe. 
3. Friedrichs 
Stellung zu 
seinem Vater. 
64 Dritter Zeitraum. Die Hohenzollern als Könige von Preußen. 
mir aus sein?" „Ew. Majestät, der Puls steht still!" antwortete der Arzt. 
„Er soll nicht stillstehen!" rief der König und drohte mit geballter Faust. 
Ta stand der Puls. — 
Friedrich II., der Grohe. 1740—178«. 
„Für Ruhm und Vaterland." 
Am 24. Januar 1712 wurde dem König Friedrich Wilhelm I. 
unb seiner Gemahlin Sophie Dorothea vou Hannover ein Sohn ge= 
boren, der in der Taufe die Namen Friedrich Karl erhielt, am Hofe 
aber gewöhnlich nur „Fritz" genannt wurde. Er ist der in der 
©efchichte berühmt gewordene Friedrich II. der Große. 
Damals lebte Friedrich I. noch. Da bereits zwei seiner Enkel 
gestorben waren, fürchtete er, es möchte an einem Thronfolger sehlen, 
war daher so erfreut über die Geburt des neuen Enkels, daß er die 
Taufe desselben mit außergewöhnlicher Pracht feierte. Der Täufling 
trug auf dem Kopfe ein goldenes Krönchen und ein Tauffleid vou 
Silberstoff, an dessen Schleppe sechs Gräfinnen trugen. 
Schon früh zeigte es sich, daß sein Geist eine vou seinem Vater 
ganz verschiedene Richtung nahm. Fritz liebte Bücher, Musik, modische 
Kleidung — lauter Dinge, die seinem Vater ein Greuel waren, und 
haßte dagegen das, was der Vater leidenschaftlich liebte: das wilde- 
Jagen, die rohen Scherze im Tabakskollegium, die unmenschliche Art 
und Weise, mit der die armen Soldaten eingeübt wurden. Kein 
Wunder, daß er sich der Liebe seines Vaters nicht zu erfreuen hatte. 
Mit äußerster Strenge behandelte der Vater ihn, und da er merkte, 
daß Friedrich au feiner Mutter und an seiner ältesten Schwester 
Wilhelmine eine Stütze fand, durften diese nie allein um ihn sein. 
Um den Kronprinzen zu einem tüchtigen Regenten heranzubilden 
und ihm den Gelehrten auszutreiben — denn Fritz sollte kein Tinten- 
kleckser werden — mußte er schon als Kind vom achten Jahre an 
exerzieren und in Wind und Wetter vor dem Schlosse Schildwache 
itehn; selbst sein Spielzeug bestand nur in Soldaten und in solchen 
Dingen, die aus das Soldatenwefen Bezug hatten. In einem Alter 
von zwölf Jahren mußte er fchou den ganzen Vormittag unter den 
Augen feines Vaters die Soldaten einüben, was ihm keineswegs 
zusagte. Desto leidenschaftlicher widmete er die Nachmittage seinen 
studiert, namentlich der Geschichte, der französischen Litteratur und 
seiner Flöte. Mehrmals überraschte ihn der Vater bei diesen Be¬ 
schäftigungen, und stets kam es dann zu unangenehmen Austritten
	        
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