Object: Lesebuch für hannoversche Volksschulen

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auf daß solcher Same wieder viel herrlicher und schöner hervvrblühe. 
Wenn ich also sehe meinen Vater, Mutter, Bruder, Schwester, Kind 
oder Freund in den Gottesacker begraben und daselbst liegen, muß ich 
als Christ nicht sagen: „Da liegt ein Todter," sondern: „Da liegt 
mein lieber Vater, Mutter u. s. w. und ich heute oder morgen auch 
bei ihnen. Was sind sie? Körnlein, die bald sollen keimen, wachsen, 
unsterblich und unverweslich, viel schöner, denn die grüne Saat auf 
dem Felde, wenn es Sommer wird." 
130. Abendgeläut. 
t. Liebster Mensch, was mags be¬ 
deuten. 
Dieses späte Glockenläuten? 
Es bedeutet abcrmal 
Meines Lebens Ziel und Zahl. 
2. Dieser Tag hat abgenommen. 
Bald wird auch der Tod Herkommen; 
Drum, o Mensch, so schicke dich. 
Daß du sterbest seliglich! 
131. Ruf nach der Heimat. 
1. Kommt, Kinder, laßt uns gehen: 
Der AbeiH kommt herbei; 
Es ist gefährlich stehen 
In dieser Wüstenei! 
Kommt, stärket euern Muth, 
Zur Ewigkeit zu wandern. 
Von einer Kraft zur andern; 
Es ist das Ende gut! 
2. Es soll uns nicht gereuen 
Der schmale Pilgökpfad; 
Wir kennen ja den Treuen, 
Der uns gerufen hat. 
Kommt, folgt und trauet dem; 
Ein jeder sein Gesichte' 
Mit ganzer Wendung richte 
Steif nach Jerusalem. 
3. Schmückt euer Herz aufs beste. 
Sonst weder Leib noch Haus; 
Wir sind hier fremde Gäste 
Und ziehen bald hinaus. 
Gemach bringt Ungemach; 
Ein Pilger muß sich schicken. 
Sich dulden und sich bücken 
Den kurzen Pilgertag. 
4. Es wird nicht lang mehr währen. 
Halt noch ein wenig aus! 
Es wird nicht lang mehr währen. 
So kommen wir nach Haus. 
Da wird man ewig ruhn. 
Wann wir mit allen Frommen 
Daheim beim Vater kommen; 
Wie wohl! wie wool wirds thun! 
5. Drauf wollen wirs denn wagen, 
Es ist wohl Wagens werth. 
Und gründlich dem absagen. 
Was aufhält und beschwert. 
Welt, du bist uns zu klein; 
Wir sind des Himmels Erben, 
Gehn durch das bittre Sterben 
Ins selge Leben ein. 
132. Die sieben Schläfer. 
fürchte nicht, daß dir die Zeit allzulange werden wird, bis 
der große Tag des Herrn anbricht. Wenn man schläft, geht einem 
ja die Zeit fort, man weiß nicht, wo sie hinkommt. Das haben 
uns die Väter vorgebildet in dem, was sie erzählen von den sieben 
Schläfern. Das waren sieben Jünglinge zu Ephesus, die, als der 
Kaiser Decius die Christen aufs grausamste verfolgte und die Stadt 
mit Morden erfüllte, in d-ie Höhle emes nahen Berges flohen und 
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